50 Jahre Wasserwerk Baumberg GmbH
Die Wasserwerk Baumberg GmbH wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Viele Solingerinnen und Solinger kennen das Wasserwerk und die dahinterstehende Kooperation mit den Stadtwerken Hilden aber gar nicht. Wir klären auf.
Warum braucht Solingen mehrere Wasserwerke?
Viele Solingerinnen und Solinger werden beim Thema Wasserwerk direkt an das Wasserwerk Glüder denken. Doch Solingen wird noch von weiteren Wasserwerken beliefert. So betreibt Solingen beispielsweise gemeinsam mit den Stadtwerken Hilden das Wasserwerk Baumberg. Dort sorgen fünf Kollegen dafür, dass jährlich zwischen 4 und 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser nach Hilden, Langenfeld und eben auch nach Solingen fließen. Diese Querverbindung reicht nach Ohligs, Merscheid und Aufderhöhe. Sie wird benötigt, wenn Glüder nicht (ausreichend) liefern kann. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. In 2013 beispielsweise gab es durch die Burgunderblutalge die Gefahr von Toxinen in der Sengbachtalsperre. Deshalb wurde das Wasserwerk Glüder vorsorglich vom Netz genommen.
Außerdem wird es durch den Klimawandel immer häufiger zu Hitzeperioden kommen, was den Wasserstand in der Sengbachtalsperre reduziert. Diese greift zwar auf die Große Dhünn-Talsperre zu, aber auch der Wasservorrat der Großen Dhünn ist nicht unendlich. Auch hier besteht aufgrund der in den letzten Jahren zunehmend zu beobachtenden Dürreperioden ebenfalls die Gefahr, dass es zu Engpässen bei den Wassereinspeisungen unseres Vorlieferanten ins Solinger Versorgungsnetz kommen kann. Dann wird das Wasserwerk Baumberg einspringen. So muss sich keiner Sorgen machen, dass wir ihn auf dem Trockenen sitzen lassen.
Wo ist der Unterschied zwischen den beiden Wasserwerken?
Das Wasserwerk Glüder bezieht das Wasser aus der Sengbachtalsperre und teilweise aus der Großen Dhünn-Talsperre. Hierbei handelt es sich um besonders weiches Oberflächenwasser. Das Wasserwerk Baumberg hingegen bezieht das Wasser aus zwei Brunnenanlagen – eine direkt in Hilden-Karnap beim Sitz des Wasserwerks und eine in Monheim-Baumberg direkt am Rhein. Das Wasser hat eine mittlere Härte von 11 dH ist also härter als das Oberflächenwasser aus der Talsperre. Das in Hilden-Karnap und Monheim-Baumberg geförderte und aufbereitete Wasser ist überwiegend Grundwasser, was zuvor durch meterdicke Gesteinsschichten geflossen ist und dabei Kalk aufnimmt. Dieses Grundwasser ist deswegen härter als das Oberflächenwasser der Sengbachtalsperre.
Aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten unterscheidet sich auch die Aufbereitung des Wassers. Um das Rohwasser aus der Talsperre aufzubereiten, muss ein sogenanntes Flockungsmittel vor der Filtration zudosiert werden. Dies liegt am hohen Anteil von organischem Material aus Oberflächengewässern. Das ist beim Wasserwerk Baumberg nicht nötig, denn es handelt sich um Grundwasser mit einem kleinen Anteil Uferfiltrat.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass dem im Wasserwerk Glüder produzierten Trinkwasser, vor der Einleitung ins Solinger Versorgungssystem, eine sehr geringe Menge Chlordioxid zugegeben werden muss. Dieser notwendige Verfahrensschritt resultiert aus einer in der Trinkwasserverordnung verankerten Vorgabe für mikrobiologisch belastete Wässer, zu denen auch Talsperrenwasser zählt und dient dem Schutz des nach der Aufbereitung keimfreien Wassers beim Transport durch das nachgeschaltete Rohrnetz. Aufgrund der Beschaffenheit der beiden für die Aufbereitungsanlage des Wasserwerk-Baumberg zur Verfügung stehenden Rohwasserressourcen, ist in Baumberg keine Schutzchlorung erforderlich.
Immer bereit für den Fall der Fälle
Die Leitungen vom Baumberger Wasserwerk nach Solingen sind immer gefüllt: Eine kleine Hygienemenge wird dauerhaft nach Solingen eingespeist, damit Leitungen und Wasser keimfrei bleiben. Die Infrastruktur steht also dauerhaft zur Verfügung, ebenso wie ein Bereitschaftsdienst, der bei Störungen schnell handeln kann.
Warum wird das Wasserwerk mit den Stadtwerken Hilden zusammen betrieben?
Ende des 19. Jahrhunderts hat die Stadt Ohligs das alte Wasserwerk Hilden-Karnap gebaut, um Ohligs zu versorgen und dafür die Wasserrechte erworben. In den 60er Jahren herrschte Wasserknappheit. Die Stadtwerke Solingen und die Stadtwerke Hilden gründeten daher 1971 die gemeinsame Wasserwerk Baumberg GmbH und bauten 1976 das Wasserwerk Baumberg.
Dieses Wasserwerk versorgte ausschließlich Hilden. Das Wasserwerk war jedoch aufgrund einer nicht eingetretenen Einwohner-Entwicklung und eines sich, entgegen den damaligen Prognosen, ständig verringernden spezifischen Wasserverbrauchs pro Kopf zu groß dimensioniert und wies Bauschäden auf. So wurde das Wasserwerk Baumberg 2009 aufgegeben und abgerissen. Stattdessen sanierte die Wasserwerk Baumberg GmbH das alte Wasserwerke Hilden-Karnap und benannte es in Wasserwerk Baumberg um. An diesem neuen Wasserwerk Baumberg halten die Stadtwerke Hilden und Solingen jeweils 50 Prozent.
Autor: Virginia Wettekamp
Wasseraufbereitung
Wasseraufbereitung für Solingen in den Wasserwerken Glüder, Baumberg, Dabringhausen Bremen und Schürholz.