Balkon und Garten werden bunt: Tipps für die Frühjahrsbepflanzung
Vorbereitung ist die halbe Blüte: Nach diesem Motto starte ich jetzt auf meinem Stadtbalkon wieder voll durch in die Sommersaison. Was und wie jetzt auf Balkonien und im Garten (möglichst nachhaltig) gepflanzt werden kann, lest ihr hier.
Robuste Kübelpflanzen dürfen ins Freie
Schon ganz früh morgens, wenn ich die Türen von unserem Balkon öffne, höre ich es: Der Gesang von gefühlt hundert verschiedenen Vogelarten schallt in unsere Wohnung, und dass, obwohl wir mitten in der Stadt wohnen. Wenn es ein ganz sicheres Zeichen für den Frühling gibt, dann ist es das. Noch vor wenigen Wochen konnte ich zur selben Zeit keine einzige Vogelstimme wahrnehmen. Jetzt herrscht geschäftiges Treiben in den Baumkronen und Hecken entlang unserer Straße, und auch ich werde ganz kribbelig davon. Am liebsten würde ich direkt ins nächste Gartencenter fahren und Pflanzen für unseren Balkon kaufen. Nach einem langen, grauen Winter sehnt sich doch eigentlich jeder Mensch nach zartem Grün und bunten Frühlingsfarben, oder?
Aber nachdem mir im letzten Jahr nach einigen frostigen Nächten ein paar Balkonpflanzen eingegangen sind, will ich dieses Jahr alles richtig machen und lasse mich erst einmal beim Blumenhändler um die Ecke beraten. „Da es jetzt keinen Dauerfrost mehr gibt, können Sie Ihre Kübelpflanzen ruhig wieder auf den Balkon stellen“, rät er mir. Prima, dann kann ich wenigstens mein Efeu und die Aloe Vera wieder aus ihrem Winterquartier im Treppenhaus holen, freue ich mich.
Aber an das Pflanzen echter Frühblüher wie Osterglocken, Hyazinthen oder Tulpen in meine Balkonkästen hätte ich wohl früher denken müssen: Die werden nämlich in Form von Blumenzwiebeln schon im Herbst eingepflanzt, wenn sie im März und April blühen sollen. „Ende April, wenn kaum noch Nachtfröste zu erwarten sind, können Sie Stiefmütterchen, Hornveilchen oder Primeln in Ihre Kästen setzen“, tröstet mich mein Blumenhändler. Das lasse ich mich nicht zweimal sagen und starte schon mit der Frühjahrsreinigung meiner Blumenkästen und -töpfe. Die soll man nämlich unbedingt vor einer Neubepflanzung gründlich säubern und eine neue Drainageschicht aus Blähton oder Tonscherben anlegen, damit das Gießwasser länger gespeichert werden kann. Auch frische Blumenerde gehört zum Wohlfühlprogramm neuer Balkonpflanzen. Schließlich sollen sie gut mit Nährstoffen versorgt werden, damit sie anwachsen und optimal gedeihen können.
Und wenn Ende Mai/Anfang Juni die ersten richtig warmen Tage kommen, ist es Zeit für eine schöne Sommerbepflanzung, zum Beispiel mit Geranien, Petunien, Männertreu oder Fuchsien – ganz nach persönlichem Geschmack. Ihr solltet dabei allerdings berücksichtigen, ob euer Balkon auf der sonnenverwöhnten Südseite oder eher Richtung Norden liegt. Während Geranien oder Kapkörbchen sonnenhungrig sind, gedeihen Männertreu und Fleißige Lieschen lieber in schattigen Lagen. In meinem Fall (Sonnenseite) habe ich gute Erfahrungen mit Kapkörbchen, Diplademia, Verbene/Eisenkraut und der blauen Fächerblume gemacht. Insbesondere die Diplademia wollte gar nicht mehr aufhören zu blühen.
Vertikutieren für sattgrünen Rasen
Während ich gerade meine inzwischen sauberen Balkonkästen trockne, klingelt es. Meine Freundin Tanja kommt auf einen Kaffee vorbei und lässt sich völlig außer Atem auf mein Sofa fallen. „Ich kann nicht mehr. Ich habe gerade zwei Stunden lang unseren Rasen vertikutiert“, stöhnt sie. Tanja und ihr Mann haben einen großen Schrebergarten gepachtet, in dem jetzt zum Frühlingsbeginn jede Menge zu tun ist. „Unser Rasen war total vermoost, deshalb haben wir uns im Fachhandel einen Vertikutierer ausgeliehen“, erzählt Tanja. Damit ritzt man die Grasnarbe einer Rasenfläche gezielt an und entfernt so Mulch und Moos. Das kann ganz schön anstrengend sein, wie man an Tanja sieht.
Aber durch das Vertikutieren gelangt wieder Luft, Wasser und Nährstoffe an die Graswurzeln. Jetzt im Frühling ist dazu die beste Zeit, denn der Boden benötigt hierfür eine Temperatur von konstant über 10 Grad. Auf die kahlen Stellen, die durch das Vertikutieren entstehen, werden anschließend frische Rasensamen gegeben. Theoretisch könnte man stattdessen auf größere kahle Rasenabschnitte fertigen Rollrasen auslegen und sich so die Pflanzarbeit sparen. Aber das möchte Tanja nicht, denn sie legt großen Wert auf Nachhaltigkeit: „Die Produktion von Rollrasen verbraucht viel Wasser, Energie, Dünger und oft auch Unkrautvernichter“, erklärt Tanja mir. „Allein dadurch, dass Rasensamen viel weniger wiegen als die schweren Rasen-Rollen wird schon beim Transport viel CO2 eingespart. Und der an Ort und Stelle gekeimte Rasen ist sehr viel widerstandsfähiger gegen Trockenheit, verbraucht also auch in späteren Jahren weniger Wasser.“
Ab ins Freiland: Insektenfreundliche Stauden- und Kräuterpflanzen
Nächstes Wochenende sind Tanja und ich übrigens verabredet, und zwar zur Gartenarbeit. Ich helfe ihr dabei, einige Beete vorzubereiten, in die Tanja mediterrane Kräuter und insektenfreundliche Stauden wie Sonnenhut und Glockenblumen pflanzen möchte. Die Beete müssen dazu umgegraben und der Boden aufgelockert werden, damit die Pflanzen gut gedeihen können. Dann kommt organischer Dünger wie Kompost oder Hornspäne auf die Beete. Die Kräuter- und Stauden-Jungpflanzen hat Tanja schon in einer Gärtnerei besorgt. Sie legt großen Wert darauf, nur Pflanzen ohne unnötigen Kunststofftopf zu kaufen. Bei solchen wurzelnackten Pflanzen werden die Töpfe eingespart und der Verbrauch von Erde und die Transportkosten deutlich reduziert.
Sobald die Stauden und Kräuter im Boden sind, werden Tanja und ich dann noch Kapuzinerkresse-Samen in Anzuchtschalen aussäen und später im Haus vorziehen. Mitte Mai, wenn die Eisheiligen vorbei sind und damit keine Gefahr mehr für Bodenfrost besteht, sind aus den Samen dann schon kleine Pflänzchen geworden. Einen Teil davon kann Tanja in ihre Blumenbeete pflanzen und den andern Teil topfe ich in meinen Blumenkasten ein. Brunnenkresse mag lieber den Schatten oder Halbschatten. Deshalb hoffe ich, dass sie an der Hauswand in der Balkonecke gedeihen kann, denn ich freue mich schon jetzt auf die bunten Blüten der Kapuzinerkresse, zumal die sogar essbar sind!
Autor: Kerstin Griese