Welche Baumarten für die Sengbachtalsperre?
An der Sengbachtalsperre arbeiten wir sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen. Hier erläutere ich die Vorteile der verschiedenen Baumarten.
5.500 Eichen und 3.500 Buchen
Hauptbaumarten in unserem Aufforstungsgebiet sind Eichen und Buchen. Bei beiden Sorten handelt es sich um einheimische Hölzer, die auch im Bergischen Land typisch sind. Den Großteil der 5.500 gepflanzten Eichen findet man an der Brucher Mühle. Die Eiche ist ein Tiefwurzler und hat daher die nötige Stabilität, um an den Hängen zu wachsen. Mit ihren Pfahlwurzeln suchen sie sich tiefliegende Wasseradern zur Versorgung. Von den 3.500 angelieferten Buchen haben wir eine große Zahl in Hölverscheid gepflanzt. Die Wurzeln der Buche sehen eher herzförmig aus. Somit steht sie stabil und schützt die Böden vor Korrosion, was gerade im Bergischen Land wichtig ist. Während Buchen den Boden stark verdunkeln und damit kleinwüchsigere Pflanzen verhindern, sind Eichenwälder lichter. Deshalb mischen wir Buchen mit Eichen oder auch mit anderen der nachfolgend aufgezählten Baumarten.
Klimaresistente Setzlinge
Ich bin gefragt worden, warum wir mit Eichen und Buchen wieder Bäume anpflanzen, die unter der zunehmenden Trockenheit leiden. Das liegt zum einen an den Vorgaben der Oberen Forstbehörde, die überwiegend einheimischer Hölzer vorsehen. Zum anderen bin ich zuversichtlich, dass die neuen Eichen und Buchen besser mit den veränderten klimatischen Bedingungen umgehen können, als ihre Vorgänger. Denn die Samen für die Setzlinge stammen aus Gebieten, wo sich Eichen und Buchen schon an die Klimaänderungen angepasst haben. Diese Setzlinge bringen also eine gewisse Resistenz mit.
Auch seltene Baumarten vertreten
Neben bekannten Baumarten wie Eichen und Buchen haben wir bei der Wiederaufforstung auch auf eher seltene Baumarten wie Speierlinge und Elsbeeren gesetzt. Beide kommen in Deutschland etwa auf Streuobstwiesen zum Einsatz. Sie treiben nämlich Blüten und Früchte und dienen so dem Insektenschutz. Raupen etwa lieben die Elsbeere! Je 50 von ihnen haben wir am Waldrand an der Brucher Mühle platziert. Beide Sorten werden maximal 20 bis 25 Meter hoch. Sie gehören damit eher zu den kleineren Bäumen. Am Waldrand bekommen sie ausreichend Licht, um zu gedeihen. Speierlinge und Elsbeeren wurden ursprünglich von den Römern nach Germanien gebracht, stammen also aus Südeuropa. Sie können deshalb Sonne und Trockenheit gut vertragen.


Wertvolle Futterlieferanten
Ebereschen stehen ebenfalls gerne am Waldesrand. Auch sie tragen Früchte und somit Blüten. Für Insekten, Vögel und Säugetiere ist sie eine wertvolle Futterpflanze. Der Baum wird deshalb auch Vogelbeere genannt. Die Früchte dienen Vögeln, wie z. B. Singdrossel, Rotkehlchen, Kleiber oder Gimpel vor dem Winter als wichtige Energiequelle. 50 Ebereschen haben wir rund um die Sengbachtalsperre gepflanzt. Auch die 50 angepflanzten Wildkirschen sind ökologisch wertvoll. Sie tragen schon sehr früh im Jahr Blüten und dienen somit als Frühlingsnahrung für Hummeln und anderen Insekten. Die Früchte im Sommer sind dann nicht nur für Vögel Leckerbissen, sondern auch für zahlreiche andere Tiere im Wald.


Esskastanien und Schwarzerlen
Die Esskastanie stammt aus dem Mittelmeerraum und ist im Gegensatz zur heimischen Rosskastanie klimaresistent. Auch im Solinger Stadtgebiet werden vermehrt Esskastanien statt Rosskastanien angepflanzt. Insgesamt 200 Esskastanien haben wir im Zuge der Aufforstung an der Bucher Mühle, in Hölverscheid und Oberwinkelhausen gepflanzt. Den Reigen unserer Laubbäume beschließen die Schwarzerlen. Sie sind zum Gewässerschutz besonders gut geeignet, da ihre Blätter ph-neutral sind. Der Laubeintrag im Herbst beeinflusst die Wasserqualität nicht. 300 Schwarzerlen haben wir am Rand der Talsperre und an den Bachläufen gepflanzt. Zumal sie Überflutungen gut vertragen können.

Nadelbäume als mechanische Barriere
Neben den Laubbäumen setzen wir an der Sengbachtalsperre auch auf Nadelbäume, die wir mit den Laubbäumen mischen. Zwar haben wir schlechte Erfahrungen mit Fichten gemacht, die in den letzten Jahren reihenweise vom Borkenkäfer befallen wurden. Aber deshalb nutzen wir andere Nadelbäume, wie die im Schwarzwald heimische Weißtanne oder die nordamerikanische Douglasie. Beide sind Herzwurzler und damit sehr stabil. Auch Probleme mit Borkenkäfern sind eher selten. 600 Weißtannen und 200 Douglasien haben wir im März rund um die Sengbachtalsperre gesetzt. Sie entsprechen den Vorgaben für Talsperren. Denn die Nadelbäume bilden eine mechanische Barriere gegen Laubeintrag und sorgen so für eine hohe Wasserqualität.
Versuchung für Rehwild
Egal ob Laub- oder Nadelbaum: Die jungen Setzlinge sind für unser Rehwild eine große Versuchung. Um den Terminaltrieb, also den Haupttrieb, zu schützen sind unterschiedliche Vorkehrungen nötig. Bei den Nadelbäumen greifen wir auf einen mechanischen Bissschutz zurück. Die Laubbäume werden aus dem gleichen Grund mit einer Substanz bestrichen und so geschützt. Diese sorgt dafür, dass die Rehe den Geschmack an dem jungen Grün verlieren. Ähnlich wie man es früher bei kleinen Kindern gemacht hat, die am Daumen lutschen. So geschützt können die neuen Bäume gut anwachsen. Das Aprilwetter – nicht zu heiß, nicht zu trocken – war dafür optimal.
Totholz: da wo gefahrlos möglich
Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Thema Totholz. Überall dort, wo es ohne Risiko möglich ist (also insbesondere in der Schutzzone 1), lassen wir das Totholz im Wald verrotten. So können Insekten und Vögel die toten Bäume als Brutstätte oder Nahrungsspeicher nutzen. Gleichzeitig düngen sie den Boden und bereite ihn damit für die nächste Generation Bäume vor, die wir in den Folgejahren pflanzen werden. In der Nähe von Wanderwegen oder am Wassersaum müssen wir jedoch auf Sicherheitsabstände achten. Die Gefahr für Wanderer wäre sonst zu hoch und auch den erhöhten Nährstoffeintrag in unser Trinkwasser müssen wir vermeiden.
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Aufforstung Sengbachtalsperre
Aufforstung Sengbachtalsperre: Alle Details zur Aktion ‚Jetzt Baumpate an der Sengbachtalsperre werden!‘.
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