Betrug am Telefon: So könnt ihr euch schützen
Sie sind einfallsreich und geben sich gerne als Stadtwerke-Mitarbeiter aus: Immer wieder versuchen Betrüger, per Telefon an wichtige Kundendaten zu gelangen. Hier erfahrt ihr, worauf ihr achten und was ihr im Fall der Fälle tun solltet.
Sichere Kombination: Gesundes Misstrauen und ein Anruf bei der Stadtwerke-Hotline
„Die Kriminalpolizei warnt vor Neppern, Schleppern und Bauernfängern“: Erinnert ihr euch auch noch an dieses berühmte Wortspiel des legendären Fernsehmoderators Eduard Zimmermann, der in der TV-Sendung „Vorsicht Falle“ über dreißig Jahre lang vor so gemeinen wie einfallsreichen Trickdieben, -betrügern und unseriösen Geschäftemachern gewarnt hat? Für mich ist diese Sendung ein Stück Kindheit, in der man sich – am liebsten eingekuschelt im Fernsehsessel – irgendwie sehr gemütlich vor bösen Betrügern gruseln konnte, die gefühlt doch ganz weit weg von einem selbst waren. Aber leider wird aus Fernsehbildern eben doch manchmal Realität. Das habe ich erst vor kurzem wieder gemerkt, als Betrüger ganz dreist eine unserer Stadtwerke-Telefonnummern kaperten, um an wichtige Daten einiger Kundinnen und Kunden heranzukommen. Aus diesem Grund habe ich meine erfahrenen Kolleginnen Martina Damm und Katrin Gransee aus dem Bereich Kundenberatung gefragt, wie ihr euch am besten vor solchem Betrug schützen könnt.

Griese: Martina, du arbeitest im Stadtwerke-Kunden-Center und erfährst von Kundinnen und Kunden sozusagen aus erster Hand, mit welchen Methoden so mancher Betrüger in den vergangenen Jahren versucht hat, an sensible Kundendaten zu gelangen oder sich sogar Zugang zu Haus oder Wohnung von Kunden zu verschaffen, richtig?
Damm: Ja, wobei die Kontaktaufnahme über das Telefon eindeutig die beliebteste Methode ist, unrechtmäßig Zugriff auf Kundendaten zu bekommen. Natürlich gibt es auch Betrüger, die an Haustüren klingeln, aber das Telefon ist einfach anonymer. Das macht es leichter, ein betrügerisches Anliegen überzeugend zu vermitteln. Und solche Anliegen gibt es reichlich: Von frei erfundenen Geschichten wie „Ein großer Stromversorger hat die Stadtwerke Solingen übernommen und Sie müssen jetzt unbedingt bei einem neuen Anbieter einen Vertrag abschließen“ bis hin zu angeblichen Zahlungsrückständen, die sofort beglichen werden müssten. In 90 Prozent solcher Fälle verfolgen die unseriösen Anrufer das Ziel, einen Anbieterwechsel einzuleiten.
Griese: Und dafür brauchen sie ja auch „nur“ die Zählernummer und den aktuellen Zählerstand des Kunden oder der Kundin, oder?
Damm: So ist es. Energieversorger, die über diese Daten verfügen, können einen Wechsel der Kunden zu ihrem eigenen Unternehmen veranlassen. Oft erfährt der Kunde davon erst, wenn er von seinem neuen Energieversorger begrüßt wird. Man muss hier allerdings genau zwischen Betrugs- und Abwerbeversuch unterscheiden: Wenn ein Anrufer sich klar als Mitarbeiter eines bestimmten Versorgungsunternehmens zu erkennen gibt und fragt, ob der Angerufene Interesse an einem Anbieterwechsel hat, ist das in der Regel legal. Etwas völlig anderes ist es, dreist zu behaupten, die Stadtwerke Solingen seien aufgekauft worden und durch die so beim Kunden erzeugte Angst vor einem plötzlichen Lieferstopp die Herausgabe sensibler Kundendaten zu erreichen.

Griese: Es ist ja auch schon vorgekommen, dass Anrufer sich zu Unrecht als Stadtwerke-Mitarbeiter ausgegeben haben und auf diese Weise versucht haben, Zählernummern und Zählerstände der Kunden zu erfahren. Das würde ich definitiv als Betrugsversuch werten. Siehst du das auch so, Katrin? Du kennst dich da ja genauso wie Martina bestens aus.
Gransee: Ja, und natürlich ist auch das eine Masche, mit der ein Anbieterwechsel herbeigeführt werden soll. Solche Betrüger behaupten einfach, sie seien von den Stadtwerken Solingen, und bauen darauf, dass ihnen auch geglaubt wird. In einem besonders dreisten Fall versuchten Anrufer, Kundinnen und Kunden dazu zu bewegen, zu einem bestimmten Termin in unserem Kunden-Center zu erscheinen. Wir haben dann die Polizei eingeschaltet, denn es war zu vermuten, dass während dieser Zeiträume konkrete Einbrüche geplant waren.
Damm: Ich persönlich finde es ganz besonders schlimm, wenn die Unwissenheit von älteren oder alleinstehenden Menschen oder Personen mit schlechten Deutschkenntnissen ausgenutzt wird, um betrügerische Absichten zu verfolgen.
Griese: Was sollten Kundinnen und Kunden denn eurer Erfahrung nach am besten tun, wenn sie sich bei Anrufern nicht sicher sind, die nach Zählerständen fragen oder Termine vereinbaren wollen?
Gransee: Misstrauisch sollte man grundsätzlich werden, wenn man Anrufe mit unterdrückter Rufnummer erhält. Leider haben wir aber auch schon erlebt, dass unsere Rufnummer gekapert wurde. Deshalb ist auch das kein gültiges Indiz mehr. Aber wir kennen wir natürlich die Zähler- und Kundennummern und würden – wenn überhaupt – unsere Kundinnen und Kunden nur dann nach persönlichen Daten fragen, wenn sie uns vorher aktiv kontaktiert haben. Anrufer, die nur gebrochenes Deutsch sprechen, rufen in der Regel ebenfalls nicht in unserem Auftrag bei unseren Kunden an, denn eine gute, klare Verständigung ist uns wichtig.
Damm: In allen Fällen, in denen sich Kundinnen und Kunden unsicher sind, sollten sie ggf. die Telefonnummer und den Namen des Anrufers oder des Besuchers notieren, das Gespräch erst einmal abbrechen und unsere kostenlose Stadtwerke-Hotline unter 0800 2345 344 anrufen. Dann können wir ganz genau sagen, ob unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in einem Stadtgebiet zum Zählerablesen unterwegs sind oder ob eine Anrufaktion läuft. Grundsätzlich wäre ich vorsichtig, wenn jemand unangekündigt klingelt. Dann sollte man immer nach einem Dienstausweis fragen – den Stadtwerke-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen übrigens immer mit sich führen. Wer um Zählerstände, Zähler- oder Kundennummern bittet, will damit in den allermeisten Fällen nur einen – in der Regel ungewollten – Anbieterwechsel herbeiführen. Außerdem würden wir unsere Kundinnen und Kunden nie ohne Vorankündigung oder vorherigen persönlichen Kontakt am Telefon um einen Termin im Kunden-Center bitten.
Griese: Was passiert denn, wenn ich aller Vorsicht zum Trotz auf einen Betrüger hereingefallen und meine Daten durchgegeben habe?
Damm: Wenn plötzlich ein Begrüßungsschreiben oder eine Begrüßungs-E-Mail eines neuen Versorgers eintrifft, gilt ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Dann sollte man sofort handeln und den neuen Versorgungsvertrag fristgerecht und vor allem schriftlich kündigen. Wichtig: Den Brief immer als Einschreiben mit Rücksendeschein verschicken, damit die Kündigung im Zweifel auch nachgewiesen werden kann.
Griese: Katrin, Martina, ich danke euch für das Gespräch.
Autor: Kerstin Griese
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