Bienenableger
Wenn sich im Monat Mai die Bienenvölker aufgrund der milden Temperaturen und des anhaltend guten Pollen- und Nektarangebotes gut entwickelt haben, ist der richtige Zeitpunkt, von den Bienenvölkern Ableger zu bilden. Dies geschieht einerseits, um Völker zu vermehren und andererseits möchte der Imker mit dieser Maßnahme auch der eventuell aufkommenden Schwarmstimmung entgegenwirken.
Bei der Bildung von Bienenablegern werden dem Muttervolk zwei mit Bienen besetzte Brutwaben, die junge Bienenlarven und idealerweise auch noch Eier enthalten, entnommen und in einen bereitgestellten neuen Bienenstock einlogiert. Dieser wird dann am besten an einen neuen Standort außerhalb des Flugradius des Muttervolkes aufstellt, damit die Bienen nicht wieder zurück fliegen. Dieses behutsame Schröpfen schadet dem Muttervolk in seiner weiteren Entwicklung nicht. Es hat aber einen wesentlichen positiven Einfluss auf das Entstehen von Schwarmstimmung oder besser gesagt das Nicht-Entstehen von Schwarmstimmung.
Wie sich eine neue Königin entwickelt
Die Bienen im Ableger merken sehr schnell, dass sie jetzt keine Königin mehr haben. Sie beginnen jetzt damit, einige junge Larven weiter mit Gelee Royal zu füttern, damit diese sich zur Königin entwickeln können. (Zum besseren Verständnis muss ich erwähnen, dass generell alle Arbeiterinnenlarven in einem Bienenvolk nach dem Schlupf aus dem Ei in den ersten zwei bis drei Tagen mit Gelee Royal gefüttert werden. Anschließend, bis zur Verpuppung, werden sie aber nur noch mit normalem Futter aus Honig und Pollen gefüttert.) Zudem wird die Arbeiterinnenzelle weiter zur Königinzelle (Weiselzelle) ausgebaut, damit genügend Platz zur weiteren Entwicklung der jungen Königin vorhanden ist.
In der Regel wird nur eine Königin schlüpfen und das Volk übernehmen. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich aus einer ursprünglich als Arbeiterin gedachten Larve durch die Fütterung mit Gelee Royal durch die Ammenbienen, eine neue Bienenkönigin entwickeln kann. Diese Entwicklung erfolgt in der Rekordzeit von 16 Tagen und gibt der neuen Königin eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Im Gegensatz dazu ist die Entwicklung einer Arbeiterin, die zudem auch noch kleiner ist, wesentlich länger, nämlich genau 21 Tage.
Unbefruchtete Eier führen zu Drohnen
Noch unglaublicher klingt es, dass männlichen Bienen, nämlich die Drohnen, aus unbefruchteten Eiern entstehen. Sie werden von der Königin bei der Eiablage in die von den Baubienen extra hergestellte größeren Wabenzellen gelegt. Wenn die neue Bienenkönigin geschlüpft ist, dauert es einige Tage bis sie bei schönem Wetter zu ihrem Hochzeitsflug ausfliegt. Außerhalb ihres Bienenstocks wird sie, hoch oben in der Luft, von mehreren Drohnen von Bienenvölkern der Umgebung begattet. Den Samen von den bis zu zwanzig Drohnen speichert die Königin in ihrem Körper. Das reicht dann aus, um mehrere Jahre Eier legen zu können und diese dabei auch direkt fein dosiert zu befruchten.
Ablegervolk benötigt zunächst Unterstützung
Nachdem die junge begattete Königin wieder in ihren Bienenstock zurück geflogen ist, beginnt sie einige Tage später mit der Eiablage in die von den Bienen schon sauber vorbereiteten Wabenzellen. Nach drei Wochen (21 Tage) beginnt die erste Brut zu schlüpfen und das Völkchen wächst. Da sich der Ableger noch nicht selbst versorgen kann, muss der Imker während dieser Zeit auf den Futtervorrat achten und bei Bedarf mit Zuckersirup nachfüttern oder Futterwaben zuhängen. Auch benötigt der Ableger während des Wachstums noch zusätzliche Rähmchen aus Holz um weitere Waben bauen zu können. Außerdem ist es sinnvoll, bei dem Ableger eine Varroabehandlung durchzuführen.
Zu dem Thema Varroamilbe (Varroa destructor) und deren Bekämpfung komme ich aber noch in einem späteren Blog-Beitrag. Bis dahin alles Gute.
Mit imkerlichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich