Blockheizkraftwerke: kompakt, effizient und klimaschonend
Blockheizkraftwerke (BHKWs) erzeugen nicht nur Wärme-, sondern auch Strom. Wir betreiben allein 16 größere BHKW-Anlagen im gesamten Stadtgebiet und vier weitere in Duisburg, Hilden und Werne.
Wie funktioniert ein BHKW eigentlich? Darüber habe ich mit unserem Verkaufsmanager Ulrich Pagenstert gesprochen.
Kerstin Griese: Was genau ist ein BHKW?
Ulrich Pagenstert: Ein BHKW ist ein kompaktes, kleines Kraftwerk, das Wärme- und Strom gleichzeitig bereitstellt. Da Wärme- und Stromerzeugung aneinander gekoppelt sind, spricht man vom Prinzip der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (kurz: KWK). Die drei Hauptbestandteile eines BHKWs sind ein Motor, der mit einem Brennstoff betrieben wird, ein Generator und ein Wärmetauscher. Bei der Verbrennung von Gas, Diesel, Holz (-pellets bzw. -hackschnitzeln) oder Heizöl im Kraftwerksmotor wird Energie erzeugt. Diese wandelt ein Generator schließlich in elektrischen Strom um. Der Strom wird in der Regel selbst genutzt. Überschüssiger Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist und entsprechend vergütet werden.
Kerstin Griese: Und die während des Verbrennungsprozesses entstehende Wärme kann zum Heizen und zur Erwärmung des Brauchwassers verwendet werden?
Ulrich Pagenstert: Richtig. Die Abwärme wird durch den Wärmetauscher als Heizenergie nutzbar gemacht. Das schalldämmende, bei kleinen und mittelgroßen BHKWs etwa kühlschrankgroße Kraftwerks-Gehäuse sorgt außerdem dafür, dass die Geräusche des Motors die Zimmerlautstärke nicht überschreiten. Über Steuereinheiten wird das Gerät bedient.
Kerstin Griese: Weshalb gilt die Kraft-Wärme-Kopplung als besonders effizient und klimaschonend?
Ulrich Pagenstert: KWK-Anlagen wie Blockheizkraftwerke sind um ein Vielfaches effizienter als thermische Kraftwerke. Grund ist, dass diese durch die Verbrennung von Rohstoffen ausschließlich Strom erzeugen und die dabei entstehende Wärmeenergie nur als überflüssige Abwärme an die Umgebung abgeben. In einem BHKW werden die eingesetzten Ressourcen extrem effektiv in nutzbare Energie umgesetzt. So spart man bei der gekoppelten Energieerzeugung (KWK) im Vergleich zur konventionellen Stromerzeugung in Kraftwerken bis zu 40 Prozent des Brennstoffs ein. Moderne BHKW arbeiten mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent. Herkömmliche Kraftwerke arbeiten hingegen mit nur rund 50 Prozent Wirkungsgrad, rund die Hälfte des eingesetzten Brennstoffs wird hier also verschwendet. Durch die hohe Energieeffizienz von BHKWs wird dagegen das Klima geschont, denn geringere Brennstoffmengen bedeuten weniger klimaschädliche CO2-Emissionen. Das bedeutet: Bei Kraftwerken auf Basis von KWK wird rund ein Drittel weniger CO2 ausgestoßen als bei getrennter Wärme- und Stromgewinnung.
Kerstin Griese: Kein Wunder also, dass Blockheizkraftwerke immer beliebter werden. Merken Sie das auch ganz konkret in Solingen?
Ulrich Pagenstert: Ja, hauptsächlich im Solinger Stadtgebiet, aber auch in Duisburg, Hilden und Werne waren und sind die Stadtwerke bei insgesamt 20 Gebäudeprojekten bei der Wärme- und Stromversorgung mit Hilfe einer BHKW-Anlage beteiligt. Zum Einsatz eines BHKWs sollte man wissen, dass dieser sich für all diejenigen lohnt, die Strom und gleichzeitig viel Wärme benötigen. Das betrifft auf der einen Seite die Besitzer großer Ein- oder Mehrfamilienhäuser mit Pool oder Sauna. Für die kommt meist ein kleines, sogenanntes Mikro-BHKW mit einer elektrischen Leistung unter 2,5 kW infrage. Die Mehrzahl unserer Kunden sind allerdings Bauträger und Genossenschaften, die große Wohnanlagen bewirtschaften und damit BHKWs mit einer elektrischen Leistung ab 50 kW benötigen. Für sie ist besonders interessant, dass produzierte Wärme in ein Nahwärmenetz eingespeist werden kann, um so mehrere Häuser oder eine ganze Siedlung zu versorgen. Das ist zum Beispiel an der Zietenstraße, Goldberger Weg oder am Wasserturm der Fall.
Kerstin Griese: Wie unterstützen die Stadtwerke diejenigen, die mit einem BHKW auf klimafreundliche Kraft-Wärme-Kopplung setzen möchten?
Ulrich Pagenstert: Zu Beginn jeder Anlagenplanung sollte eine realistische Einschätzung des Bedarfs an elektrischer und thermischer Energie stehen. Denn die Entscheidung für die Kraft-Wärme-Kopplung und für ein BHKW – ob privat oder gewerblich – macht aus wirtschaftlicher Sicht immer dann Sinn, wenn das Kraftwerk mit einer hohen Betriebsstundenzahl pro Jahr ausgelastet ist. Je kontinuierlicher sich der Wärmebedarf über das Jahr verteilt, desto höher ist die jährliche Laufleistung und damit der Stromertrag. So kann die Investition in die Anlagenanschaffung betriebswirtschaftlich ausgeglichen werden. Unsere Unterstützung beginnt deshalb in den meisten Fällen schon bei der Bedarfs- und Anlagenplanung. Gerade Bauträger haben hier in der Regel eigene Planungen aufgestellt, bevor sie sich an uns wenden. Diese gilt es, auf ihre Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Außerdem gibt es natürlich unterschiedliche Ausgangslagen: Entweder Neubauten, wie die Heine-Gärten, oder Bestandsgebäude, in denen ein altes Heizsystem gegen eine moderne BHKW-Anlage ausgetauscht wird. Letzteres betraf zum Beispiel das Wohnquartier Wiedenhofer Straße 10-22. Dort haben wir in diesem Jahr die veraltete Erdgas-Heizungsanlage durch einen modernen Gas-Brennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung und zwei Blockheizkraftwerke ersetzt.
Kerstin Griese: Wie geht es nach der Anlagenplanung denn normalerweise weiter?
Ulrich Pagenstert: Alternativ zum Eigenbetrieb eines BHKW, was die Anschaffung der Anlage und damit eine entsprechende Investition voraussetzt, besteht auch die Möglichkeit eines sogenannten Contractings. In diesem Rahmen, der von den meisten Kunden genutzt wird, finanzieren, installieren und betreiben die Stadtwerke als Contracting-Partner die gesamte Energieerzeugungsanlage. Mit dieser erzeugen und liefern wir dann die Wärme an die Gebäude und Mieter der Kunden. Seit vor einigen Jahren das KWK-Gesetz in Kraft getreten ist, dürfen Vermieter oder Wohnanlagenbetreiber ihren Haus- oder Wohnungsmietern außerdem den im BHWK erzeugten Strom als Mieter- oder Arealstrom zu finanziell attraktiven Preisen anbieten, denn bei Mieter- oder Arealstrom entfallen die Netzentgelte und damit verbundene Umlagen.
Kerstin Griese: Stichwort: Finanzierung. Gibt es für die Anschaffung eines BHKWs nicht auch eine staatliche Förderung?
Ulrich Pagenstert: Ja, wer die Energiekosten seines Gebäudes oder seines Unternehmens langfristig im Griff behalten, zugleich den CO2-Ausstoß verringern und dazu auf KWK setzen möchte, kann mit Steuervergünstigungen und staatlicher Förderung rechnen. Für BHKW-Anlagen können grundsätzlich gesetzlich geregelte Förderprogramme, beispielsweise von der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Anspruch genommen werden. Die Höhe und Dauer der Förderung ist abhängig vom Brennstoff, mit dem Blockheizkraftwerke betrieben werden. Je nach Brennstoff greifen entweder das Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Gesetz) oder das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Autor: Kerstin Griese
Contracting
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