Cool im Pool

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Der Pool hat das Klopapier abgelöst, wie ich neulich im Baumarkt feststellen musste. Kein Wunder: Der Sommer verspricht heiß zu werden und wegen Corona sind die sichersten Reise­pläne, die in den eigenen Garten. Aber was muss man beim Betrieb beachten?

Große Schwimm­bäder und kleine Pools

Als Leiter des Trink­was­ser­labors bei den Stadt­werken Solingen kenne ich mich zwar mit der Wasser­qua­lität von Schwimm­bädern aus, aber mit dem privaten Pool im Garten habe ich mich bisher noch nicht ausein­an­der­ge­setzt. Eins ist mir jedoch augen­scheinlich: Wer einfach seinen Pool mit Wasser füllt und ihn dann sich selbst überlässt, der wird in Kürze eine stinkende, braune Brühe im Garten stehen haben. Da sollten die 5.000 bis 12.000 Liter Wasser doch sinnvoller einge­setzt werden. Mein Kollege Norbert Feldmann, Haupt­ab­tei­lungs­leiter Wasser­ma­nagement, hat zehn Jahre Erfahrung beim Betrieb eines Pools. Ihn habe ich deshalb zu seinen Erfah­rungen befragt.

Michael Esser: Norbert, wie ist deine Erfahrung, wie schnell schlägt das Wasser in einem Pool um, wenn man den Pool sich selbst überlässt?
Norbert Feldmann: Schon nach drei bis vier Tagen wird das Wasser grünlich. Dazu sollte man es erst gar nicht kommen lassen. Man muss schon von Anfang an gegen­steuern. Man sollte den Betrieb eines Pools also nicht unterschätzen.

Esser: Was empfiehlst du?
Feldmann: Zunächst mal braucht jeder Poolbe­treiber eine Pumpe, die das Wasser für drei bis vier Stunden am Tag umwälzt. Dabei läuft das Wasser durch einen Filter und wird so gereinigt. Ich selber nutze einen einfachen Papier­filter, wie er in der Regel beim Kauf des Pools beiliegt. Einen solchen Filter kann man mit einem starken Wasser­strahl reinigen. Er ist also wieder­ver­wendbar. Ich lasse ihn anschließend in der Sonne trocknen, weil die UV-Strahlung zusätzlich Keime abtötet. Deshalb habe ich mir einen zweiten Filter zugelegt, die ich beide abwech­selnd nutze.

Esser: Im Wasserwerk nutzen wir Sand zur Filtration. Gibt es das auch für Pools?
Feldmann: Ja, es gibt so genannte Sandbett­filter, die rückspülbar sind. Aber die sind sehr viel teurer und meiner Erfahrung nach nicht notwendig.

Esser: Aus meiner Erfahrung im Labor weiß ich, dass pH-Wert und Chlor­gehalt des Wassers entscheidend für die Qualität des Wassers sind. Wie sieht das bei einem privaten Pool aus?
Feldmann: Das sind zwei absolut wichtige Werte, die täglich überprüft werden sollten. Der pH-Wert sollte immer zwischen 7,2 und 7,6 liegen. Der Chlor­gehalt sollte 0,5 bis 1 mg pro Liter sein. Ich arbeite zur Kontrolle am liebsten mit Teststreifen, die gibt es als Kombi­produkt für beide Werte im Baumarkt. Den Teststreifen halte ich für fünf Sekunden ins Wasser. Dann halte ich den Teststreifen waage­recht (nicht abschütteln) bis sich die beiden Testfelder verfärben. Die Vergleichs­skalen auf der Dose der Teststreifen geben mir dann Aufschluss über die Werte meines Poolwassers.

Pool Teststreifen
Teststreifen für pH-Wert (oben) und Chlor­gehalt (unten)


Übrigens gibt es auch ein fertiges Testkit. Dabei füllt man das Poolwasser in ein Plastik­gefäß, gibt zwei verschiedene Tabletten hinzu und kann dann an dem Gefäß die Werte ablesen. Ich selber finde die Handhabung aber eher unpraktisch.

Pool Testkit
Testkit für pH-Wert (links) und Chlor­gehalt (rechts)


Esser: Und was tust du, wenn die Werte nicht im gewünschten Bereich liegen?
Feldmann: Wenn zu viel Chlor im Wasser ist, muss man nur abwarten. Das Chlor löst sich von selbst aus dem Wasser. Man sollte aber in der Zeit nicht im Pool baden, da es zu Hautrei­zungen kommen kann – gerade bei kleinen Kindern. Ist zu wenig Chlor im Wasser, fülle ich die nötige Menge nach. Dazu gibt es Chlor in Pulverform. Das rührt man in der entspre­chenden Dosierung (Hinweise auf dem Behälter beachten) mit Wasser in einem Messbecher an und rührt es in das Poolwasser ein. Anschließend sollte man den Pool für ein bis zwei Stunden ruhen lassen. Ich fülle jeden Abend das Chlor auf. Bei unpas­senden pH-Werten gibt es Zusätze, die pH Plus bzw. pH Minus heißen und ebenfalls einge­rührt werden.

Esser: Wenn du sagst, dass du jeden Abend testest und auch nachfüllst. Wie macht man das denn bei einer längeren Abwesenheit?
Feldmann: Dafür gibt es so genannte Chlor- und pH-Depottabs, die dauerhaft Wirkstoffe an das Wasser abgeben. Diese Depot­tabletten werden in einem Schwimmer unter­ge­bracht, der im Wasser verbleibt und an seinem unteren Ende vom Wasser durch­spült wird. So gelangen die Wirkstoffe ins Wasser. Ich empfehle aber, den Schwimmer beim Baden rauszunehmen.

Pool Schwimmer
Schwimmer für Depottabs

Wenn man länger wegfährt, würde ich das Wasser vorher immer stärker als üblich chloren. Drei Milli­gramm pro Liter sind dann richtig, damit kann man zwei Wochen gut überbrücken. Außerdem habe ich für meine Pumpe eine Zeitschaltuhr gekauft, so läuft die Pumpe – auch wenn ich nicht zuhause bin – jede Nacht zwei bis drei Stunden.

Esser: Wir haben jetzt schon über die Pumpe, die Filter und die Testung von Chlor- bzw. pH-Wert gesprochen. Gibt es sonst noch Tipps für Poolbe­sitzer?
Feldmann: Es gibt auch noch mecha­nische Maßnahmen: Dazu gehört, jeden Abend mit dem Kescher den Pool von organi­schem Material wie Blättern oder Insekten zu befreien. Eine Abdeck­plane verhindert, dass sich besonders viel organi­sches Material ansammelt. Die ist dann auch bei längerer Abwesenheit ein guter Schutz.

Esser: Gibt es etwas, was man beim Aufstellen des Pools berück­sich­tigen sollte?
Feldmann: Grund­sätzlich ist eine Wiese als Standort o.k. Man sollte jedoch vorher alle spitzen Steine von der Aufstell­fläche entfernen. Ich habe vor ein paar Jahren den Rasen an der Stand­fläche abgestochen und den Platz mit Kunst­rasen aufge­füllt. Das sieht einfach schöner aus, als der abgestorbene Rasen unter der Plane und man kann sich sicher sein, dass nichts durch­drückt. Außerdem sollte man unbedingt die Neigung der Aufstell­fläche beachten. Zwei bis drei Grad Neigung sind noch o.k. Danach wird es schwierig, denn das Wasser drückt die unten­lie­gende Seitenwand immer stärker zur Seite und dann gibt es einen Kipppunkt, da läuft so ein Pool weitgehend aus. Und keiner von uns möchte 5.000 bis 12.000 Liter Wasser auf dem Rasen stehen haben.

Esser: Zum Abschluss noch eine Frage: Was machst du im Winter mit deinem Pool?
Feldmann: Auf jeden Fall muss der Pool im Winter reingeholt werden, sonst friert er kaputt. Ich leere das Wasser aus, indem ich ein Adapter an den Auslauf anschließe und dort einen Schlauch, der das Wasser direkt in die Kanali­sation leitet. Anschließend lasse ich meinen Pool über einer alten Teppich­stange gut trocknen und lege ihn wieder zusammen. So überwintert er bei mir im Gartenhaus.

Pool Adapter Auslass
Adapter für den Anschluss eines Schlauchs an den Auslaufstutzen

Esser: Norbert, vielen Dank für die tollen Tipps! Du hast mich wirklich neugierig gemacht. Ich schaue mal, ob ich im Baumarkt nicht doch noch einen Pool bekomme!

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