Deutschland vs. Mexiko – Satz mit X
Das war wohl nix! Das hätten wahrscheinlich sogar Tippkick-Figuren noch besser hinbekommen. Wobei mich die Auftaktniederlage gegen Mexiko, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht wirklich überrascht. Das WIE dagegen schon. Ich bin jetzt nicht so die Fußball-Analystin und mach mir im Vorfeld über Taktik, Aufstellung, Statistiken und Co. wenig Gedanken. Ein Spiel muss mich einfach begeistern. Das war gestern nur leider überhaupt nicht der Fall. Mir war klar, dass es schwer wird, weil Mexiko wirklich robust spielt und auch mal Risiko geht. Mein Tipp war daher ein 2:1. Da wurde ich ja schon sehr sparsam für angeguckt. Ich war mir allerdings sicher: Doch, einen schenken die uns mit Sicherheit ein, gehen wahrscheinlich sogar in Führung und wir sehen auf jeden Fall dumm dabei aus. Dass wir quasi bis zur ersehnten Einwechslung meines Dortmunder Lieblings Marco Reus in der 60. Minute dumm aussehen – Das hätte ich auch nicht gedacht.
Null-Bock-Einstellung
Schon nach wenigen Sekunden musste Boateng das erste Mal im letzten Moment retten. Ein Weckruf für unsere Jungs? Von wegen. Insgesamt war das Spiel lethargisch, lustlos, ohne Bewegung. Bei Ballverlusten dominierte eher die Einstellung „Ach komm, da kann sich jetzt ein anderer reinwerfen“. Ein absolutes No-Go! Wie üblich habe ich das erste Spiel alleine zuhause mit meiner besseren Hälfte geguckt. Ich Spielerin, er Trainer und selbst jahrelang aktiv und hochklassig gekickt. Mehrfach sahen unsere Dialoge über die 90 Minuten so aus:
Ich: „Meine Herren, wenn wir das machen würden… Ihr würdet uns den Hintern quer aufreißen!“
Er: „Worauf du dich verlassen kannst! Das lernste schon bei den Bambinis anders!“
Was fehlte, waren Herz, Leidenschaft, Einsatz. Seit Jahrzenten eigentlich deutsche Tugenden. Gestern brachte Mexiko dafür umso mehr dieser Attribute mit und konnte sich so am Ende sogar verdient die drei Punkte holen. Da brachte letztlich auch die Einwechslung von Marco Reus nichts, denn die kam schlichtweg zu spät. Kaum war er auf dem Platz, wurde das deutsche Spiel beweglicher, weniger ausrechenbar. Er war immer anspielbar, zeigte, dass er bei seinem ersten großen Turnier nach vielen Verletzungen einfach Bock hat auf Fußball, Bock hat auf die Weltmeisterschaft. Diese Einstellung hat uns 2014 zum Titel geführt, gestern ließ das Team daran noch einiges vermissen. Blöd, wenn da nur einer so richtig dran zieht.
Rom ist noch nicht verloren
Was mir Hoffnung macht, ist trotzdem die letzte Viertelstunde des Spiels. Da hatten wir Chancen, nicht nur aus Standards, sondern wirklich erspielte Möglichkeiten. Außerdem war Mexiko der erwartet schwere Gegner und andere Favoriten konnten in ihren ersten Spielen auch nicht überzeugen. Klar ist aber auch: Wenn da keine Steigerung kommt, wird es gegen aktuell explodierende Teams wie Spanien oder so richtig robuste Gegner wie Island unfassbar schwer, im Turnier weiterzukommen. Da ich aber grundsätzlich eher ein Optimist bin, glaube ich fest daran, dass Jogi unseren Jungs für kommenden Samstag gegen Schweden noch mal richtig Dampf unterm Kessel macht. Es war das erste Spiel, zwei Chancen bekommen wir auf jeden Fall noch. Und da klappt das auch wieder mit dem Siegen!
Autor: Lisa Nohl