Eishockey - Eileen und Elisa Bendig
Eishockey - Eileen und Elisa Bendig

Hobbys von Mitar­beitern: Eishockey fest in Frauenhand

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Als ich Eileen und Elisa Bendig gegen­über­sitze, merke ich sofort: Die zwei verstehen sich. Fast könnten die beiden Zwillinge sein, so wie einer den Satz des anderen beenden kann, so wie sie sich gegen­seitig die Bälle zuschieben. Oder sollte ich besser sagen, den Puck? Denn die beiden Schwestern arbeiten nicht nur zusammen bei den Stadt­werken, sie stehen auch schon 17 Jahre gemeinsam auf dem Eis und spielen Eishockey. Eileen als Vertei­di­gerin, Elisa als Torhüterin.

Kerstin Griese: Wie seid ihr ausge­rechnet ans Eishockey gekommen?
Eileen Bendig: Unser Vater hat schon Eishockey gespielt, wir sind geradezu auf dem Eis aufge­wachsen. Und als Elisa zu den Bambinis gegangen ist, wollte ich auch unbedingt spielen. Mit drei Jahren habe ich dann in der Laufschule des EC Bergisch Land angefangen.
Elisa Bendig: Als ich mit fünf Jahren bei den Bambinis gestartet habe, musste man mir den Schläger absägen, damit ich überhaupt spielen konnte. Später habe ich mich dann von den „Klein­schülern“ über die „Schüler“ in die Jugend­mann­schaft vorge­ar­beitet. Seit elf Jahren spiele ich in der Damen­mann­schaft des EC Bergisch Land. Seit 2010 gemeinsam mit Eileen!

Bendig - Eishockey

Kerstin: Was ist der Reiz einer solchen Sportart?
Elisa: Ich brauche das als Ausgleich zur Arbeit. Ich mache ja neben meiner Arbeit im Bereich Zählertechnik/Montage noch ein Studium als Bachelor Elektro- und Infor­ma­ti­ons­technik. Und beim Sport kann ich richtig abschalten.
Eileen: Ich finde es toll, dass wir beide so viel in unserer Freizeit zusammen machen. Ich mag den engen Kontakt mit unserem Team und Eishockey gibt mir einfach ein Gefühl der Freiheit.

Kerstin: Musstet ihr in eurer Kindheit und Jugend nicht auf vieles verzichten?
Elisa: Nein, unsere Freunde haben ja auch alle Eishockey gespielt. Da sind die Familien oft zusammen in den Urlaub gefahren und wir sind ins Eisho­ckeycamp gegangen.
Eileen: Ich fand eigentlich immer, dass alle, die nicht Eishockey spielen, auf ganz viel verzichten müssen. Der Sport hat mir in meiner Jugend auch geholfen, weil er eine gewisse Ernst­haf­tigkeit geschaffen hat.

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Kerstin: Wie sehr sind eure Eltern und Freunde ins Eishockey eingespannt?
Eileen: Also unsere Eltern waren immer mit dabei.
Elisa: Anders geht es auch nicht. Die Ausrüstung ist ja sehr schwer, also haben uns unsere Eltern immer viel gefahren. Wir spielen jetzt in der zweiten Bundesliga, da sind die Auswärts­spiele oft ganz schön weit weg. Außerdem haben Eltern und Freunde viele ehren­amt­liche Aufgaben übernommen, wie z. B. die Essens­stände aufzu­bauen und zu betreuen.
Eileen: Und finan­ziell haben unsere Eltern auch viel gestemmt. So eine Ausrüstung ist ja nicht ganz billig.

Kerstin: Was sind eure Aufgaben beim Spiel?
Eileen: Als Vertei­di­gerin muss ich das Spiel lesen können und immer die Übersicht haben, wer wo steht, damit ich gut absichern kann und einen vernünf­tigen Aufbau nach vorne gewähr­leisten kann. Da bin ich darauf angewiesen, dass die anderen Spieler ihre Position halten.
Elisa: Ich bewege mich ja nur im Torraum. Damit der Puck nicht rein geht, brauche ich die Sicht auf das ganze Feld. Ich bin also viel mit den Vertei­digern im Austausch, damit diese gut stehen. Und ich darf natürlich keine Angst vor dem Puck haben. Den Reflex, die Augen zu schließen, wenn der Puck auf mich zufliegt, den habe ich mir abtrainiert.

Elisa Bendig Torhüterin im Eishockey

Kerstin: Wie geht sowas?
Elisa: Unser Vater hat uns stundenlang den Puck ins Gesicht geworfen, damit wir lernen, die Augen offen zu halten. Natürlich hatten wir dabei einen Helm auf! Das Training sorgt dann dafür, für bestimmte Situa­tionen bestimmte Bewegungs­ab­läufe einzu­pro­gram­mieren. Eishockey ist die schnellste Sportart der Welt. Da müssen Entschei­dungen in Sekun­den­bruch­teilen getroffen werden. Überlegen kann man da nicht.

Kerstin: Ist Eishockey nicht auch körperlich sehr fordernd?
Elisa: Bei den Damen ist Körper­kontakt ja grund­sätzlich verboten, von daher ist es nicht ganz so anstrengend. Aber je nach Schieds­richter ist mehr oder weniger Körper­einsatz erlaubt.

Kerstin: Wie sieht das Training aus?
Eileen: Wir trainieren in der Eissport­halle am Südpark. Im Sommer stehen vor allem Kraft­training, Kondition und Ausdauer im Mittel­punkt. Teamplay wird durch Fußball- oder Basket­ball­spiele gefördert. Im Winter ist dann vor allem Technik­training angesagt. Und am Wochenende sind die Spiele.
Elisa: Im Winter sind wir zwei- bis dreimal pro Woche auf dem Eis. Im Sommer trainieren wir etwa zweimal pro Woche.

Bendig - EC Bergisch Land

Kerstin: Was sind Eure größten Erfolge bisher?
Eileen: Richtig stolz bin ich darauf, dass ich mal zu einem Sichtungs­lehrgang für die deutsche Natio­nal­mann­schaft einge­laden worden bin. Aller­dings war das mitten im Abitur und wäre in Füssen gewesen. Letztlich habe ich mich dagegen entschieden.
Elisa: Eine Weile gab es in Solingen keine Damen­mann­schaft, da habe ich bei den Düssel­dorfer Devils gespielt.
Eileen: Oh ja, das ist eine tolle Geschichte!
Elisa: Einmal im Jahr gab es ein großes inter­na­tio­nales Turnier. Wir standen im Finale gegen die Hollän­de­rinnen. Und das war fast die komplette hollän­dische Natio­nal­mann­schaft! Nach Ablauf der Spielzeit stand es unent­schieden und wir mussten ins Penalty-Schießen. Ich habe 30-mal in Folge gehalten, bis dann doch einer rein ging und wir letztlich Zweiter wurden. Zumindest mein Torwart­trainer hat mich für die beste Torhü­terin des Turniers gehalten. Er hat mir sogar einen eigenen Pokal anfer­tigen lassen.

Kerstin: Vielen Dank für diese großar­tigen Geschichten!

Autor: Kerstin Griese

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