Insekt auf einem Grashalm

Energie in der Tierwelt: Einblicke in die erstaun­lichen Fähig­keiten der Natur

Unser Autor:

Die Tierwelt faszi­niert uns immer wieder mit ihren beson­deren Fähig­keiten. Eines der spannendsten Themen ist dabei, wie verschiedene Tiere Energie erzeugen und nutzen. Oft denken wir bei Energie an Elektri­zität, Solar­zellen und Glühbirnen. Doch die Natur hat seit Millionen von Jahren ausge­klü­gelte Systeme entwi­ckelt, die den modernen Techno­logien in vielerlei Hinsicht überlegen sind. Drei faszi­nie­rende Beispiele dafür sind der Elefan­ten­rüs­sel­fisch, die orien­ta­lische Hornisse und das Glühwürmchen.

Der Elefan­ten­rüs­sel­fisch: Ein elektri­scher Navigator

Der Elefan­ten­rüs­sel­fisch (Gnatho­nemus petersii) ist ein kleines Wunder der Natur. Mit seiner außer­ge­wöhn­lichen Fähigkeit, elektrische Impulse durch das Wasser zu schicken, hat er sich einen einzig­ar­tigen Platz in der Tierwelt erobert. Obwohl seine Strom­stöße mit etwa zwei Volt vergleichs­weise schwach sind, reichen sie vollkommen aus, um ihm eine Orien­tierung in seiner Umgebung zu ermög­lichen. Dies geschieht über ein spezi­elles Organ in der Schwanz­flosse, dass ein elektri­sches Feld erzeugt. Trifft dieses Feld auf ein Objekt, wird es verzerrt. Der Fisch kann diese Verän­derung wahrnehmen und erkennt so Hinder­nisse oder Beute, selbst wenn diese tief im Sand verborgen ist.

Besonders beein­dru­ckend ist, dass der Elefan­ten­rüs­sel­fisch sogar verschiedene Materialien anhand ihrer Auswir­kungen auf das elektrische Feld unter­scheiden kann. Plastik, Metall oder organi­sches Material hinter­lassen unter­schied­liche Signa­turen im Feld, die der Fisch mit seinen empfind­lichen Rezep­toren erkennt. Diese Fähigkeit verleiht ihm eine Art „elektri­schen Riecher”, mit dem er selbst in völliger Dunkelheit präzise navigieren kann.

Die orien­ta­lische Hornisse: Ein Mini-Solarkraftwerk

Nicht weniger erstaunlich ist die orien­ta­lische Hornisse (Vespa orien­talis). Während die meisten Tiere das Sonnen­licht nutzen, um ihre Körper zu wärmen, hat diese Hornisse eine Methode entwi­ckelt, um direkt elektri­schen Strom aus Sonnen­licht zu erzeugen. Der braun-gelbe Panzer der Insekten enthält ein Pigment, das als natür­liche Solar­zelle fungiert und bei Licht­einfall Strom produ­ziert – bis zu einem halben Volt.

Diese Energie nutzen die Hornissen, um nach kühlen Nächten ihren Stoff­wechsel wieder anzukurbeln. Das macht sie zu einer Art lebender Mini-Solar­kraft­werke. Dieser Prozess erinnert stark an die Solar­zellen, die wir für die Energie­ge­winnung einsetzen, zeigt aber auch, wie die Natur schon lange vor uns ähnliche Techno­logien genutzt hat.

Glühwürmchen: Effiziente Biolumineszenz

Das Glühwürmchen (Lampy­ridae) ist ein weiteres Natur­wunder, wenn es um den effizi­enten Umgang mit Energie geht. Es ist das einzige landle­bende Lebewesen, das Licht durch Biolu­mi­neszenz erzeugt. Diese chemische Reaktion, die in seinem Körper statt­findet, wandelt chemische Energie nahezu verlustfrei in Licht um. Das Glühwürmchen erzielt dabei einen Wirkungsgrad von beein­dru­ckenden 95 Prozent. Zum Vergleich: Eine herkömm­liche Glühbirne wandelt lediglich fünf Prozent der einge­speisten Energie in Licht um, der Rest geht als Wärme verloren.

Warum aber leuchten die Glühwürmchen überhaupt? Der Zweck der Lichtershow ist roman­ti­scher Natur: Die Männchen versuchen durch ihr leuch­tendes Hinterteil die Weibchen anzulocken. Diese außer­ge­wöhnlich effiziente Art der Energie­um­wandlung und -nutzung macht das Glühwürmchen zu einem echten Vorbild für energie­ef­fi­ziente Technologien.

Die Tierwelt zeigt uns auf eindrucks­volle Weise, dass die Natur über ausge­klü­gelte Systeme verfügt, die in puncto Energie­ef­fi­zienz und -nutzung den modernen Techno­logien weit voraus sind. Ob der Elefan­ten­rüs­sel­fisch mit seinem elektri­schen Riecher, die orien­ta­lische Hornisse mit ihren Solar­pig­menten oder das Glühwürmchen mit seiner leuch­tenden Biolu­mi­neszenz – die Natur hat auf faszi­nie­rende Weise gelernt, Energie auf die unter­schied­lichsten Weisen zu erzeugen und zu nutzen. Es bleibt spannend, was wir Menschen noch alles von der Natur lernen können, um unsere eigenen Energie­systeme nachhal­tiger und effizi­enter zu gestalten.

Autor: Paul Lukas Becker (Dualer Student)

Quelle: https://www.123energie.de/magazin/elektrisierende-phaenomene_a146

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