Faktencheck: Die fünf größten Mythen rund ums Elektro-Auto
Zu wenig Ladestationen, kaum Automodelle – einige Vorurteile gegenüber Elektro-Fahrzeugen halten sich hartnäckig. Deshalb habe ich den Solinger Unternehmer und E-Mobilisten Ulrich Dibbert nach seinen persönlichen Erfahrungen zum Elektro-Auto gefragt.
Christian Olbrisch: Hr. Dibbert, wie haben Ihre Freunde und Geschäftspartner reagiert, als Sie 2015 ihr erstes E-Auto gekauft haben?
Ulrich Dibbert: Meine Söhne haben mir von Anfang an zur Elektromobilität geraten, aber in meinem Umfeld gab es auch Stimmen, die sagten: „Ein E-Auto – damit kann man doch nur kurze Strecken fahren! Wie willst du als Unternehmer denn so zu Kunden kommen?“
Christian Olbrisch: Studien zufolge ist die Angst vor einer zu geringen Reichweite tatsächlich die Nummer Eins der gängigen Vorurteile in Bezug auf Elektro-Fahrzeuge. Würden Sie diese Skepsis als berechtigt bezeichnen? Sie sind ja inzwischen schon einige Jahre elektrisch unterwegs.
Ulrich Dibbert: Im Gegenteil, ich bin mit meinem Elektro-Auto sogar schon problemlos bis nach Südfrankreich gefahren. Mit meinem Fahrzeug komme ich im Alltag rund 250 km weit, erst dann ist Nachladen angesagt. Wenn man bedenkt, dass der Durchschnitts-Deutsche – und dazu zähle ich auch – nur 40 bis 50 km pro Tag zurücklegt, ist das doch vollkommen ausreichend. Und an Tagen, an denen ich zum Beispiel nach Hamburg fahre, reicht mir ein einziger Ladestopp. Auf den freue ich mich dann sogar richtig.
Christian Olbrisch: Was erfreut Sie denn am Laden?
Ulrich Dibbert: Mit einem Elektro-Auto fährt man gerade auf längeren Strecken viel bewusster. Man brettert nicht mehr nur die Kilometer herunter und versucht, seine Fahrzeit zu minimieren. Bei einem geplanten Ladestopp schnappt man automatisch frische Luft, man kann sich bei einem Spaziergang die Beine vertreten, einen Kaffee trinken oder sich auch mal ein leckeres Essen gönnen. So kann die Fahrt dann entspannt weiter gehen.
Christian Olbrisch: Viele sagen, die Ladezeiten von E-Autos sind viel zu lang. Bei Ihnen klingt das jetzt eher nicht danach…
Ulrich Dibbert: Wenn man das Laden bewusst als Pause einplant, in der man sich erholt oder etwas erledigt, gibt es aus meiner Sicht kein Problem. Die 45 Minuten, die mein Auto auf einer längeren Strecke zum Wiederaufladen benötigt, nutze ich zur Erholung. Im Alltag ist es ohnehin so, dass man sich als E-Auto-Fahrer ein anderes Ladeverhalten angewöhnt als mit einem Wagen mit Verbrenner. Man tankt nicht nur dann, wenn das Auto leer ist, sondern nutzt die Standzeiten ganz bewusst als Ladezeiten. Ich gehe meinen ganz normalen Tätigkeiten nach, zum Beispiel wenn ich abends im Spanisch-Kurs bin, und lasse mein Fahrzeug in dieser Zeit an einer Ladestation in der Nähe aufladen. Da man ein E-Auto nie bis zum Ende der Reichweite fährt, sondern rund 25 Prozent Sicherheitsreserve lässt, ist es durch dieses Ladeverhalten auch schnell wieder ausreichend geladen.
Christian Olbrisch: Gibt es denn aus Ihrer Sicht genug Lademöglichkeiten für E-Autos? Ein weiteres, beliebtes Vorurteil lautet ja, es gebe immer noch viel zu wenig Ladestationen.
Ulrich Dibbert: Ich finde, die Situation hat sich sehr zum Positiven verändert. Inzwischen gibt es allein in Solingen 15 Stadtwerke-Ladesäulen und noch weitere bei Autohäusern usw. Als Tesla-Fahrer nutze ich natürlich auch die sogenannten Supercharger zum Aufladen, die national und international in einem dichten Netz zu finden sind. Wenn man außerhalb der eigenen Stadt unterwegs ist, sollte man seine Ladestopps immer mit entsprechenden Apps einplanen. Zwar zeigt nicht jede App alle Lademöglichkeiten entlang einer Strecke zuverlässig an, aber wenn man mit mehreren Apps arbeitet und diese kombiniert, kommt man gut zum Ziel.
Christian Olbrisch: Tesla war und ist natürlich ein Vorreiter bei der Elektromobilität. Aber auf Dauer sollte es doch bei fast allen Autoherstellern eine Vielfalt unterschiedlichster Modelle geben, wenn elektrisches Fahren zukunftsfähig sein soll.
Ulrich Dibbert: Das Vorurteil, es gäbe zu wenig elektrische Fahrzeug-Modelle, stimmt heute überhaupt nicht mehr. Als ich 2015 mein Auto kaufte, sah das noch ganz anders aus. Inzwischen hat die Branche, befeuert auch durch den Diesel-Skandal, enorm aufgeholt. Es gibt inzwischen eine breite Palette von E-Auto-Modellen vom Kleinstwagen bis zum SUV. Das sehe ich auch immer bei unseren „Klingenstromer“-Vereinstreffen. Da kommen die Vereinsmitglieder mit den unterschiedlichsten E-Fahrzeugen hin. Auch, dass jetzt Volkswagen verstärkt auf Elektromobilität setzt, hat sicherlich eine breite Signalwirkung für die gesamte Autoindustrie.
Christian Olbrisch: E-Auto-Skeptiker behaupten, die E-Fahrzeuge seien aber viel zu teuer. Wie sehen Sie das?
Ulrich Dibbert: Natürlich sind Autos generell nicht billig und ein gewisser Komfort hat natürlich seinen Preis. Das gilt aber auch für Verbrenner. Und je mehr die Elektro-Autos zur Massenware werden, desto günstiger werden sie auch in der Anschaffung.
Elektromobilität bei den Stadtwerken
Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen: Mehr zu den Solinger O-Bussen, dem umweltbewusstste Mobilität sowie Fördermöglichkeiten.
Förderprogramm Klingen Plus – Elektromobilität
Das Förderprogramm Klingen Plus der Stadtwerke Solingen mit verschiedenen Angeboten die Elektromobilität (z. B. E-Bikes, Elektroroller).