Sengbachtalsperre - Talsperrenkrone

Führung durch das Wasserwerk Glüder und die Sengbachtalsperre

Unser Autor:

Die Tür ist mit dem Wort „Sicher­heitszone“ gekenn­zeichnet. Wir gehen hindurch und schlag­artig wird es deutlich kühler. Wir sind in der Filter­halle der Wasser­werke Glüder. Hier herrschen ganzjährig 10 Grad. Auch heute, wo wir draußen 30 Grad haben.

Der Guide: seit anderthalb Jahren im und ums Wasserwerk unterwegs

Ich habe mich einer Gruppe aus Witzhelden angeschlossen. Diese nehmen an einer Führung rund um die Sengbach­tal­sperre teilt. Wir besich­tigen zunächst das Wasserwerk in Glüder. Und schauen uns dort neben der Filter­halle auch die Vorfil­tration und die Leitwarte des Wasser­werks an. Anschließend betreten wir den Fuß der Staumauer und laufen über die Staumauer zurück zum Wasserwerk. Peer-Boris Weichsel ist unser Guide. Er führt Gruppen seit anderthalb Jahren in das Wasserwerk und zur Staumauer. Die Führung ist kostenfrei und über unsere Inter­net­seite Führungen buchbar.

Die Besucher: Nordic Walking-Treff aus Witzhelden

14 Personen umfasst die Gruppe aus Witzhelden. Es sind Mitglieder eines Nordic Walking-Treffs, die üblicher­weise montags und donnerstags ihre Runden laufen – und dabei regel­mäßig am Wasserwerk und der Talsperre vorbei­kommen. Rolf Scheller leitet die Gruppe an. Er hat auch den Besich­ti­gungs­termin im Wasserwerk ausge­macht. „Ich kannte den ehema­ligen Talsper­ren­meister und habe von ihm viel über die Sengbach­tal­sperre und das Wasserwerk erfahren,“ erzählt er mir. Heute will er einen Blick hinter die Türen werfen, die sich sonst nur für die Mitar­beiter der Wasser­werke öffnen.

Leitwarte und Filterhalle

Nach ein paar einfüh­renden Worten, in denen Peer-Boris Weichsel zum ersten Mal die Qualität des Solinger Trink­wassers lobt – das wird er im Laufe der Führung immer wieder mit Überzeugung tun – geht es in die Leitwarte des Wasser­werks. Anhand einiger Grafiken erläutert der erfahrene Führer, wo das Solinger Trink­wasser herkommt und wie es in der Stadt verteilt wird. Außerdem beschreibt er die einzelnen Schritte der Filtration, also wie aus dem Wasser der Sengbach­tal­sperre, sogenanntes Rohwasser, über mehrere Stufen letztlich Trink­wasser wird. Dann öffnet sich die o. g. Tür zur Filter­halle: Hier stehen acht große grüne Zylinder. Sie sind mit einem Sand-Kies-Gemisch und Hydro­an­thrazit gefüllt, durch das das Wasser langsam hindurch­si­ckert. Kleine Fensterchen in den Zylindern ermög­lichen den Besuchern einen guten Einblick. In einer zweiten Filter­stufe, die aus weiteren neun Filtern besteht, wird dem Wasser Jurakalk beigemischt, um das ursprünglich sehr weiche Oberflä­chen­wasser aus der Talsperre (3 bis 3,5° deutsche Härte) härter zu machen (5 bis 6° deutsche Härte). Dies ist wichtig für die Leitungen und den Durch­fluss hin zu den Solinger Häusern.

Vorfil­tration

Nun kommen wir in die Vorfil­tra­ti­ons­halle: Wir sehen jede Menge Rohrlei­tungen und blaue Zylinder. Über einen Gang und eine Treppe gelangen wir fast auf Höhe der Oberkante der Zylinder. Hier wird dem Rohwasser, nachdem es durch einen der mit Hydran­thrazit gefüllten Filter gerieselt ist, ein Flockungs­mittel beigesetzt, das dafür sorgt, dass sich Schwe­be­teilchen anein­an­der­binden und so gut aus dem Wasser gefiltert werden können. Seit sich vor ein paar Jahren eine Burgun­der­blutalge in die Talsperre angesiedelt hatte, wird das Wasser außerdem permanent auf Algen­befall unter­sucht. Seitdem steht eine Pulver­ak­tiv­kohle-Anlage bereit, die die Abfall­pro­dukte von abster­benden Algen neutra­li­sieren kann. Damit ist das Wasserwerk Glüder exzellent auf einen möglichen neuen Algen­befall vorbe­reitet und zudem führend in dieser Thematik.

In der Staumauer

Nun geht es zurück in die sommer­liche Hitze: Wir laufen an der Waldschule vorbei in Richtung Talsper­ren­krone. Kurz vorher biegen wir rechts ab. Peer-Boris Weichsel öffnet mit seinem Schlüssel eine Tür in der Umzäunung: Jetzt sind wir wieder im Wasser­schutz­gebiet, wo sonst nur die Mitar­beiter des Wasser­werks Zutritt haben. Ein schmaler Pfad führt uns in Serpen­tinen abwärts, bis wir unterhalb der Talsperre zum Stehen kommen. Von hier unten sieht die Staumauer gigan­tisch aus und das ist sie auch: 43 Meter hoch, 178 Meter breit und am Sockel 36,5 Meter tief steht das Mauerwerk aus Grauwacke vor uns. Rechts und links befinden sich je ein Zugang in den Sockel der Staumauer. Von dort führen zwei Gänge im rechten Winkel etwa 24 Meter tief in die Staumauer hinein. Beide Gänge sind parallel zum Verlauf der Staumauer mitein­ander verbunden. Hier unten wird der Wasser­druck aus der Sohle, also von unten, gemessen, außerdem kann das Sicker­wasser über eine Drainage abfließen. Und noch ein spannendes Element findet sich hier: Ein dünnes Stahlseil, dass mit Hilfe eines Lasers jede noch so kleine Bewegung in der Staumauer dokumen­tiert und an die Leitwarte meldet.

Spannende Einblicke für alle Teilnehmer

Wieder im Freien steigen wir zur Talsper­ren­krone hoch und setzen unseren Weg über die Talsperre fort. Noch einmal geht es durch eine norma­ler­weise abgeschlossene Tür zu einem der beiden Türme, die die Staumauer krönen. Sie stehen im Wasser der Sengbach­tal­sperre und sind über ein Metall­gitter mit der Talsper­ren­mauer verbunden. In dem Häuschen kann die Wasser­ent­nahme reguliert werden. Ebenso werden hier die Nieder­schlags­mengen, die Wasser- und die Lufttem­pe­ratur dokumen­tiert. Anschließend verschließt Peer-Boris Weichsel alle Türen ordnungs­gemäß und wir wandern auf der anderen Seite der Talsperre zurück zum Wasserwerk Glüder. Und wie hat es den Teilnehmern aus Witzhelden gefallen? Rolf Scheller: „Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir heute viele spannende Einblicke und eine Menge Infor­ma­tionen erhalten haben. Wir können die Führung rundum empfehlen.“

Video zur Führung durch das Wasserwerk Glüder und die Sengbachtalsperre

Führung: Wasserwerk Glüder und Sengbachtalsperre

Autor: Kerstin Griese

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