Fußball als Hobby
Das Spiel dauert 90 Minuten und das Runde muss ins Eckige
Ich war schon immer total fußballbekloppt. Ich könnte das jetzt galant umschreiben, aber machen wir uns nichts vor: wenn ich einen Ball vor die Flinte bekomme, setzt es bei mir aus. Und wer mich kennt, weiß, dass das vermutlich auch noch die Untertreibung des Jahres ist.
Schon im Kindergarten habe ich mich schnell von Klettergerüst und Sandkasten verabschiedet, weil ich das runde Leder da schon zunehmend interessanter fand. Und dann fing es ganz klassisch und harmlos an, als Papa die Kleine zum ersten Mal nach Dortmund mit ins Stadion nahm. An dieser Stelle muss es raus: Ja, ich bin eine waschechte, stolze, schwarz-gelbe Zecke, es gibt nur eine Borussia und für mich wird es auch für immer das Westfalenstadion bleiben. So. #echteliebe
Da war’s also passiert, der Grundstein für eine bis heute andauernde Leidenschaft war gelegt. Mein erstes Fußball-Trikot stammt übrigens auch aus der Zeit, geziert vom Held meiner Jugend: Jürgen Kohler, Fußballgott. Das waren noch Zeiten…
Die Freizeit war für Fußball verplant
In der Grundschule brachte ich dann meine Mutter regelmäßig zur Verzweiflung, weil die gerade neu gekauften Schuhe schon am ersten Tag aussahen, wie Sau. Klar, beim Kicken in jeder Pause nimmt man eher weniger Rücksicht auf die Klamotten. Da war auch schon mal ein Loch in der Hose oder ein Riss im Shirt. Naja, ein bisschen Schwund ist eben immer. So richtig stinkig war sie dann aber, als ich stolz wie Oskar mal mit Bildern eines professionellen Fotografen nach Hause kam. Der Termin war angekündigt und es sollte Bilder für das Jahrbuch geben. Alle waren schön rausgeputzt, hatten ordentliche Sachen an und die Haare gemacht – Ich hatte dagegen meine BVB-Kappe auf und stolz das Trikot an. Fand sie nicht so toll.
Nach den Hausaufgaben gab es meistens ebenfalls nur ein Ziel: den örtlichen Bolzplatz. Damals noch schön mit Kies und simplen Metalltoren. Ich muss wohl nicht erwähnen, wie ich danach ausgesehen habe. Ich glaube, meine Mutter hat sich diesbezüglich irgendwann in ihr Schicksal ergeben.
Fortuna Wuppertal – Echte Liebe 2.0
Obwohl ich meine Leidenschaft für den Sport wirklich schon früh entdeckt habe, bin ich erst spät zum Vereinsfußball gekommen. Ich war schon fast 16 und meine Familie dachte, das werde dann jetzt wohl „so eine Phase“. Sie hätten es besser wissen müssen, bis heute spiele ich im Verein Fortuna Wuppertal mit dem gleichen Herzblut und möchte keine Minute missen. Nächstes Jahr habe ich 15-jähriges Jubiläum und es ist definitiv noch kein Ende in Sicht, ganz im Gegenteil. Wir stecken jetzt schon in der Planung für eine Ü30-Damen, wenn es mal soweit ist. Sicher ist sicher… Sechs Spielerinnen bekämen wir da jetzt schon zusammen, weil wir uns nämlich alle nicht vom Fußball trennen können. Trotz teilweise Elternpause oder knirschenden Knochen. Das ist übrigens wirklich bitter im Lauf der Zeit: die Regeneration dauert plötzlich so unfassbar viel länger! Wo ich vor ein paar Jahren auch nach 180 Minuten noch fit war, wie ein Turnschuh (da habe ich nach meinem eigenen Spiel noch bei unserer ersten Mannschaft ausgeholfen), brauche ich heute auch den Montag noch, um einigermaßen wieder in Schwung zu kommen. Nach nur 90 Minuten. Was mich dennoch nicht aufhält, warum auch. Geht frau halt langsamer 🙂
Messi oder Anti-Fußballer?
Ich würde ja gerne behaupten, dass ich der weibliche Messi bin. Da müsste ich aber selbst schon schallend loslachen. Ich hab auf dem Platz echt Übersicht und ein paar Knaller-Ideen, leider fehlt mir manchmal die Technik, die Bälle dann auch entsprechend zu verteilen. Ich spiele am liebsten im rechten Mittelfeld, alternativ ist auch die Abwehr eine Option. Bei uns ist das eh nicht immer ein Wunschkonzert, da spielt man eben da, wo der Trainer einen hinstellt. That’s life. Torgefährlich bin ich, wenn, eher mit dem Kopf. Dafür hänge ich mich mit allem in die Spiele, was geht und bin eine echte Kämpfernatur im positiven Sinne. Die gelben Karten meiner Karriere kann ich an einer Hand abzählen, rot war sogar noch nie dabei. Wobei mich da manchmal vielleicht auch nur eine Auswechslung vor gerettet haben könnte, wer weiß das schon so genau…
Nach der Saison ist vor der WM
Also, dass ich für den Sport brenne, sollte mit diesem Beitrag deutlich geworden sein. Und ich denke, dass es da niemanden überrascht, wenn ich an dieser Stelle auch ein paar weitere Beiträge zur Weltmeisterschaft folgen lasse. Wo viele andere Frauen den Klassiker „Ich interessiere mich ja überhaupt nicht für Fußball, aber WM geht“ bringen, kann ich es jetzt schon kaum noch erwarten und freue mich, dass die sonst so endlos erscheinende Sommerpause dieses Mal von der Weltmeisterschaft „überbrückt“ wird.
In Kürze geht’s hier also um den Fußball-WM-Auftakt mit all seinen Emotionen und Erwartungen.
Bis dahin,
eure Lisa
Autor: Lisa Nohl