Fußballweltmeisterschaft 2018: Der WM-Auftakt
You’ll never walk alone
Wie sieht’s aus? Snacks bereit? Kaltgetränke am Start? Trikot gewaschen? Stimme geölt? Heute Abend geht es endlich los: Die Fußballweltmeisterschaft beginnt und alle Fußballverrückten befinden sich für Wochen emotional im Ausnahmezustand. Dazu gehöre definitiv auch ich!
In Russland kämpfen also ab heute 32 Nationalteams um den begehrten Pokal und nach dem sensationellen WM-Erfolg sind unsere Jungs dieses Mal die Gejagten. Dass sie mit dem Druck umgehen können, haben sie in der Qualifikation gezeigt: 10 Spiele, 10 Siege, Torverhältnis 43:4. Läuft. Gut, 15 Tore allein gegen den Fußballzwerg San Marino und Aserbaidschan war jetzt auch keine Kante. Dafür musste man sich aber auch noch gegen Norwegen, Tschechien und die bekanntermaßen schwer zu bespielenden Nordiren durchsetzen. Kurzum: Die WM-Teilnahme war zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise gefährdet, obwohl sich die Mannschaft nach dem Karriereende diverser Stammspieler auch erst neu sortieren musste. Scheinbar allerdings ohne größere Probleme, denn der Confed-Cup-Sieg im letzten Jahr hat gezeigt: auch eine vermeintliche B-Elf mit unseren „jungen Wilden“ ist in der Lage, alt eingesessene Teams zu schlagen und sich Titel zu holen. Vom Testspiel gegen Österreich sprechen wir an dieser Stelle mal nicht.
Never change a winning team
So sagt man. Wie gerade schon beschrieben, wird das bei dieser Weltmeisterschaft aber so nicht umsetzbar sein. Einige Spieler haben die Fußballschuhe an den Nagel gehangen, andere waren oder sind verletzt, bzw. laufen ihrer Form seit einiger Zeit hinterher. Serge Gnabry oder Lars Stindl haben sich beispielsweise schon im Vorfeld mit Verletzungen aus dem Rennen genommen. Unser Bundesjogi musste sich also was einfallen lassen. Die erste Überraschung kam schon bei der Bekanntgabe des vorläufigen Kaders: Neuer dabei, Götze nicht. Da scheiden sich ja die Geister. Obwohl ich Borussin bin, hätte ich wohl ebenso entschieden. Ebenso raus war der selbsternannte beste Stürmer Deutschlands. Die Tatsache, wie er mit seiner Nicht-Berufung umgegangen ist, zeigt: Auch da hat Löw das richtige Händchen bewiesen. Dafür durfte sich Nils Petersen über eine vorläufige Nominierung freuen. Wie cool, dass so jemand die Chance bekommt, mit dem Argument, dass er „viele Tore macht, obwohl es die Mannschaft von den Chancen her gar nicht zulässt“. Stark! Leider hat es am Ende dann doch nicht gereicht und er gehörte neben Sané, Tah und Leno zu den vier Streichkandidaten. Viel wichtiger war aber die Frage, ob der „Fuß der Nation“ mitfahren darf. Das letzte Testspiel vor der endgültigen Kaderbekanntgabe war noch mal ausschlaggebend und der Fuß von Manuel Neuer hielt. Und seine Leistung bestätigte gleichzeitig, dass seine Nominierung richtig ist.
Private oder Public Viewing?
Da scheiden sich ja wirklich die Geister und auch ich bin da im Zwiespalt. Ich schaue gerne in der Gruppe, aber da kommt es auf die Zusammensetzung an. Ich bin beim Fußball auch recht emotional und – je nach Spielverlauf – nervös. Habe ich aber jemanden neben mir sitzen, der permanent quasi mitspielt, werde ich irre und kann mich nicht mehr aufs Spiel konzentrieren. Außerdem bin ich ein Ritual-Typ, ganz schlimm. Bei der letzten Fußballweltmeisterschaft habe ich das erste Vorrundenspiel privat geguckt – Deutschland gewann deutlich mit 4:0 gegen Portugal. Für das zweite Spiel waren wir dann in einer großen Gruppe verabredet, Endstand 2:2. Gegen Ghana. Entschuldigung? Das Ende vom Lied: Wir haben danach jedes Spiel wieder nur im kleinen Rahmen geguckt. Wenn ich genauer drüber nachdenke, komme ich zu der logischen Konsequenz, dass ICH quasi für den Titel gesorgt habe, weil ich das Sieger-Ritual konsequent durchgezogen habe. Das muss ja auch mal gesagt werden.
Spaß beiseite – Wie viele andere Fußballer habe auch ich meine Rituale, an die ich mich halte. So auch bei der Frage nach public oder private Viewing. Für dieses Turnier haben wir uns übrigens noch nicht entschieden. Der Logik nach müsste ich ja aber wieder privat schauen. Wir werden das in der Vorrunde mal testen.
Mailand oder Madrid – Hauptsache, Italien
Jaja, uns Loddar hatte schon die ein oder andere Weisheit parat. Aber gerade Italien ist dieses Jahr besonders interessant. Da sind die doch ernsthaft nicht dabei. Genau wie Holland. Ok, die werden wohl die wenigsten vermissen. Auch insgesamt sind so einige Stammgrößen nicht dabei, denn auch Nationen wie die Türkei oder Chile fehlen. Mir persönlich werden vor allem die Iren fehlen. Ich mag das Team und die Fans sind noch viel cooler. Da ist auf jeden Fall immer eine top Stimmung im Stadion. Dafür müssen dann dieses Mal andere sorgen. Naja, uns kann’s ja eigentlich egal sein, denn wer den Titel will, „muss eh alle schlagen“. An dieser Stelle werfe ich freiwillig fünf Euro ins Phrasenschwein.
Spiel unter der Lupe – der Videobeweis
Wieder so eine Sache, bei der ich mir noch nicht so ganz sicher bin, was ich davon halten soll. Erstmalig bei einer Weltmeisterschaft wird der Videobeweis zum Einsatz kommen. Bedeutet konkret: Bei kniffligen Entscheidungen meldet sich das kleine Video-Referee-Männchen im Ohr des Schiedsrichters und meckert. Oder der Schiedsrichter gönnt sich selbst noch mal ne Zeitlupe auf zwei. Fußball ist ein emotionaler Sport, eine Instinktsportart. Dazu gehört meiner Meinung nach auch der Schiedsrichter. Die Erfahrungen haben außerdem bisher gezeigt, dass die Einführung des Videobeweises noch lange nicht reibungslos funktioniert. Und da rege ich mich ehrlicherweise lieber über eine – menschliche – Fehlentscheidung des Schiedsrichters auf, als über eine, die auch noch bildlich festgehalten und sogar für den Laien klar erkenntlich ist. Die Effzeh-Fans unter uns werden wissen, wovon ich spreche. Aber gut, sie haben sich entschieden und wir werden mit dem x-ten Offiziellen, der sich in irgendeiner abgelegen Dunkelkammer schön versteckt hält, arrangieren müssen.
Mögen die Spiele beginnen
Genug gemosert, freuen wir uns doch jetzt erst mal auf eine spannende Fußballweltmeisterschaft mit vielen tollen Spielen und Toren. Bei der Eröffnungsfeier heute Abend werden rund 81.000 Zuschauer das Auftaktspiel zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien (jaja, DIE sind dabei!) live verfolgen, an den Fernsehern dieser Welt dürften es ein paar mehr sein. Ich freue mich auf jeden Fall auf eine sensationelle WM-Zeit mit der täglichen Fußballdröhnung, Fanmeilen und Autokorsos – Fußballherz, was willst du mehr?!
Eure Lisa
Autor: Lisa Nohl