Gasheizung raus: Schritt für Schritt zur neuen Wärmepumpen-Heizung
Die alte Gas- oder Ölheizung arbeitet ineffizient und zu teuer? Dann kann die Umstellung auf eine klimafreundliche Wärmepumpen-Heizungsanlage sinnvoll sein. Hier lest ihr, wie der Austausch genau abläuft und was bei der Planung wichtig ist.
Wärmepumpe nachrüsten: Das solltet ihr wissen
Die gute Nachricht lautet: Grundsätzlich lässt sich jedes Haus mit einer Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser ausrüsten. Aber nicht für jedes Bestandsgebäude ist die Umstellung empfehlenswert. Welche Voraussetzung ein Altbau erfüllen sollte, damit eine Wärmepumpe optimale Ergebnisse liefern kann, könnt ihr in meinem letzten Blogartikel nachlesen. Wie die konkrete Heizungsumstellung schließlich abläuft, was dabei wichtig ist und wer euch fachlich unterstützen kann, habe ich Joachim Battenfeld, Spezialist für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, gefragt.
Interview mit Joachim Battenfeld zur Wärmepumpen-Heizung
Hugo: Hr. Battenfeld, Ihre Firma ist schon seit 1955 – inzwischen in dritter Generation – in Solingen tätig. Sie planen und bauen regelmäßig Wärmepumpenheizungen ein und kennen die Abläufe bei der Umstellung einer Heizungsanlage genau. Wenn sich eine Kundin oder ein Kunde dazu entschlossen hat, z. B. eine alte Gas- gegen eine Wärmepumpenheizung zu tauschen, wie sollte sie oder er dann am besten vorgehen?
Battenfeld: Gas raus, Wärmepumpe rein – ganz so einfach ist die Umstellung tatsächlich nicht. Die neue Heizung soll ja im ganzen Haus für Komfort sorgen und gleichzeitig zuverlässig arbeiten. Man sollte sich deshalb unbedingt ausreichend Zeit nehmen, um die neue Heizungsanlage sorgfältig zu planen. Deshalb ist der erste Schritt in der Regel der Gang zu einer qualifizierten Energieberatungsstelle, wie sie z. B. bei der Verbraucherzentrale angeboten wird.
Hugo: Bitte erzählen Sie uns doch, worum es bei der Energieeffizienzberatung geht?
Battenfeld: Erst einmal ist es wichtig, den Ist-Zustand des Gebäudes, in dem die Heizung ausgetauscht werden soll, genau zu ermitteln. Dazu berechnet der Energieeffizienzberater u. a. die sog. Heizlast des Gebäudes. Sie gibt nämlich an, wieviel Wärme ein Gebäude verliert. Denn je mehr Wärme aus einem Gebäude entweichen kann, desto mehr Energie muss ihm auch wieder zugeführt werden, um den Verlust wettzumachen. Nur das Gleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Wärmeverlust gewährleistet, dass die Raumtemperatur im Gebäude auf dem gewünschten Niveau gehalten werden kann. Auf dieser Grundlage werden die Anforderungen an die neue Heizungsanlage berechnet und genau dazu muss die Heizlast des Gebäudes bestimmt werden.
Hugo: Gerade bei Altbauten gibt es häufig ungedämmte Fassaden oder undichte Fenster, durch die viel Wärme entweichen kann. Das spielt für den Einbau einer neuen Wärmepumpenheizung ja auch eine Rolle.
Battenfeld: Auf jeden Fall. Deshalb sieht sich der Energieberater auch immer bei einem Vor-Ort-Termin ganz genau die Gebäudehülle an: Wann wurde das Haus gebaut? Wie sind die Dachflächen, Außenwände und Fenster beschaffen? All das sind Fragen, die dazu dienen, die Außenhülle eines Gebäudes zu analysieren. Denn letztendlich muss man ja herausfinden, welchen Wärmeverlust die neue Heizungsanlage auffangen muss. Wir haben übrigens noch gar nicht über das Thema Heizkörper gesprochen. Auf sie kommt es bei einer geplanten Heizungsumstellung ganz besonders an: Wärmepumpen funktionieren am besten mit Fußbodenheizungen, aber auch mit Niedertemperaturheizkörpern. Das erklärt auch, warum bei der Energieberatung im Vorfeld der Heizungsumstellung unbedingt die vorhandenen Heizkörper und Leitungssysteme untersucht werden müssen. In einigen Fällen sind die Heizkörper nämlich nicht für den Einsatz mit einer Wärmepumpe geeignet und müssen erst ausgetauscht werden.
Hugo: Herr Battenfeld, können Sie uns bitte erklären was es damit auf sich hat, dass zu hohe Vorlauftemperaturen die Effizienz der Wärmepumpe deutlich schlechter werden lässt.
Battenfeld: Während viele Heizungsanlagen in Bestandsbauten hohe Vorlauftemperaturen von 70 bis 90 Grad Celsius benötigen, setzen Wärmepumpen im Optimalfall eine Vorlauftemperatur von nur 30 bis 40 Grad Celsius im Dauerbetrieb voraus, maximal aber 50 bis 55 Grad Celsius. Vorlauftemperatur bedeutet, dass zur Wärmeverteilung im Gebäude Pumpen Heizungswasser vom Kessel zu allen angeschlossenen Heizflächen schicken. Das Wasser strömt mit der Vorlauftemperatur in das Heizungssystem ein und gibt Wärme an die jeweiligen Räume ab, bevor es mit einer niedrigeren Rücklauftemperatur wieder zum Kessel gelangt. Ob die vorhandenen Heizkörper also zum neuen Wärmepumpen-Heizungssystem passen, muss individuell geprüft werden. Hinzu kommt, dass die Werte, die sich aus der Berechnung der Heizlast, der Gebäudehülle etc. ergeben haben, auch dahingehend ausfallen können, dass der energetische Zustand des Altbaus vor dem Einbau einer Wärmepumpenheizung erst noch angehoben werden muss, z. B. über eine Fassaden- oder Dachdämmung. Denn man will ja nicht, dass durch den Wärmepumpenbetrieb der Stromverbrauch unnötig erhöht wird, weil zu viel Wärme nach außen entweichen kann.
Hugo: Nachdem also im Rahmen der Energieeffizienzberatung das Gebäude genau unter die Lupe genommen wurde, wie geht es dann weiter?
Battenfeld: Das kommt ganz darauf an, was die Analyse des Bestandsgebäudes ergeben hat. Steht ein Heizkörperaustausch an, sollte man sich am besten an einen Heizungsinstallateur seines Vertrauens wenden, der im Kundenauftrag bei den Herstellern verschiedene Angebote einholt. Auch im Fall eines notwendigen Fenstertauschs, einer Fassadendämmung o. Ä. sind die Kolleginnen und Kollegen aus den entsprechenden Fachbetrieben die richtigen Ansprechpartner.
Sobald die Voraussetzungen für eine neue Wärmepumpenheizung gegeben sind – sei es, weil sie von Anfang an so waren oder durch nachträgliche energetische Sanierung bzw. Heizkörperaustausch geschaffen wurden – kann die passende Wärmepumpenheizung ausgewählt und bestellt werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Erdwärmepumpen nutzen z. B. die in der Erde gespeicherte Umweltwärme, um mit Hilfe von Strom effizient und umweltschonend Wärme zu erzeugen. So eine Erdwärmepumpe ist zwar in der Anschaffung teurer, verursacht aber auf lange Sicht niedrigere laufende Kosten. Allerdings ist für die Installation eine genehmigungspflichtige Erdbohrung nötig oder der Garten muss umgegraben werden, um die Verlegung von Erdkollektoren zu ermöglichen. Außerdem darf eine Luftwärmepumpe nur in einem Mindestabstand von mind. 3 m zum Nachbargrundstück installiert werden, eine entsprechende Fläche ist also notwendig. Beim Pumpenbetrieb (das gilt für jede Wärmepumpe) entsteht aber in der Regel eine gewisse Geräuschentwicklung, die man unbedingt beim Aufstellen des Pumpengehäuses berücksichtigen sollte. Sie merken schon: Jedes Pumpensystem hat seine ganz eigenen Merkmale und Vorteile, die aber auch an bestimmte Vor-Ort-Bedingungen und Voraussetzungen geknüpft sind. Deshalb schlägt jetzt die Stunde für uns erfahrene Heizungsinstallateure, um für jedes Gebäude die richtige, individuelle Lösung zu finden.
Hugo: Was empfehlen Sie denn in solchen Fällen, bei denen die Prüfung des Gebäudes im Rahmen der Energieberatung ergibt, dass eine Wärmepumpen-Heizungsanlage es auch bei guten energetischen Voraussetzungen nicht schaffen würde, ausreichend Wärme für das ganze Haus zu produzieren?
Battenfeld: In solchen Fällen können Hybrid-Heizungsanlagen eine gute Lösung sein, zum Beispiel die Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung. Dabei trägt die Kombination zweier Heizungssysteme dem meistens etwas höheren Wärmebedarf von Altbauten Rechnung und sorgt dafür, dass die jeweiligen Heizsysteme effizient arbeiten können.
Hugo: Eine Wärmepumpe kann ja auch mit einer Solaranlage gekoppelt werden.
Battenfeld: Ja, wenn die Wärmepumpe eine Smart Grid- oder PV-Ready-Schnittstelle besitzt. Dann kann sie mit dem Wechselrichter der PV-Anlage verbunden und entsprechend dem vorhandenen Angebot an Solarstrom gesteuert werden. Soll die Wärmepumpe zeitweise ausschließlich mit Solarstrom laufen, muss die Leistung der PV-Anlage in der Regel das Zwei- bis Dreifache der elektrischen Aufnahmeleistung der Wärmepumpe betragen. So etwas muss aber immer im Einzelfall betrachtet werden. Übrigens sollte vor der Installation einer Wärmepumpe grundsätzlich immer von einer Elektrofachkraft geprüft werden, ob im Gebäude eine ausreichende elektrische Anschlussleistung vorhanden ist. Außerdem ist der Anschluss einer Wärmepumpe beim zuständigen Netzbetreiber, hier vor Ort also bei den Netzen Solingen, meldepflichtig. Die Anmeldung übernimmt dann der vom Kunden oder der Kundin beauftragte, im Installateurverzeichnis eingetragene Installateurbetrieb.
Hugo: Vielen Dank für das Gespräch.
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