Grüne Karte fürs Klima: So verbessert ihr eure persönliche CO2-Bilanz (Teil 2)
Was bedeutet Klimaschutz für jeden Einzelnen von uns? Wie könnt ihr mit eurer Ernährung, mit eurem Reise- und Einkaufsverhalten ganz konkret CO2-Emissionen reduzieren? Mit diesen Tipps verbessert ihre eure Ökobilanz.
Mehr klimafreundliche Mobilität
Auto- und Zugfahren zur Arbeit, Flüge in den Urlaub: 21 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf den Lebensbereich Mobilität. Im Hinblick auf den Klimaschutz lohnt sich also, möglichst viele Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad, E-Bike oder dem ÖPNV zurückzulegen. Oder – falls Autofahrten unvermeidbar sind – auf ein E-Fahrzeug umzusteigen. Die Redaktion der WDR-Sendung „Quarks“ hat auf Basis eines CO2-Online-Rechners ermittelt, dass ein Auto mit Verbrennungsmotor bei einem täglichen Arbeitsweg von 10 Kilometern stolze 416 Kilo CO2 jährlich ausstößt. Ein E-Auto, mit einem aktuellen deutschen Strommix betankt, emittiert dagegen nur etwa 274 Kilo CO2. Wir von den Stadtwerken Solingen unterstützen den Ausbau der Elektromobilität schon seit vielen Jahren, zum Beispiel durch die nötige Infrastruktur im öffentlichen und privaten Raum, durch unser Förderprogramm für Elektromobilität, aber auch durch Lösungen für Solinger Gewerbetreibende und Unternehmen.
CO2 sparen beim Reisen
Im Gegensatz zum E-Auto ist das Flugzeug ein echter Klimakiller: Mit einem Hin- und Rückflug nach Bangkok zum Beispiel werden je nach Berechnungsmethode zwischen 3 und 4,5 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht – ein Drittel der Emissionsmenge, die ein Deutscher im Durchschnitt pro Jahr verbraucht. Ob eine Fernreise wirklich sein muss, solltet ihr euch daher sehr gut überlegen.
Gleiches gilt für den Ski-Urlaub im Winter: In Zeiten kilometerlanger Liftanlagen, Millionen Autos in abgelegenen Tälern und unzähliger Beschneiungsanlagen kann man aus meiner Sicht kaum noch mit grünem Gewissen Ski fahren. Es sei denn, ihr wählt ein nachhaltiges kleines oder mittleres Skigebiet, in dem auf künstliche Beschneiung und Neuerschließungen verzichtet wird (und reist möglichst mit dem Zug an). In den Alpen haben sich zum Beispiel 23 Skigebiete unter dem gemeinsamen Namen Alpine Pearls zusammengeschlossen. Sie alle verbindet eine gute öffentliche Verkehrsanbindung, den Einsatz erneuerbarer Energien oder Konzepte für sanften Tourismus. Zum Glück gibt es inzwischen auch immer mehr ressourcenschonende Urlaubs-Unterkünfte. Sie sind an Gütesiegeln wie zum Beispiel Viabono oder ibex fairstay zu erkennen.
Tipps für eine nachhaltige Ernährung
Auch im Lebensmittel-Sektor entstehen durch die Produktion, den Vertrieb und die Entsorgung von Nahrungsmitteln ebenfalls für viele CO2-Emissionen. Dabei besitzen Fleisch und Milchprodukte das größte CO2-Einsparpotenzial. Das liegt unter anderem daran, dass Tiere Futter benötigen, und für dessen Anbau landwirtschaftliche Flächen benötigt werden. Pflanzliche Lebensmittel belasten die CO2-Bilanz dagegen deutlich weniger als tierische. Esst ihr also weniger Fleisch und stattdessen zum Beispiel mehr Obst und Gemüse, tragt ihr damit aktiv zum Klimaschutz bei.
Wichtig: Lebensmittel mit dem Bio-Siegel stammen aus ökologischem Landbau. Da hier unter anderem keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und kein mineralischer Stickstoffdünger verwendet werden und Tiere artgerecht gehalten werden müssen, sind die schädlichen Folgen für die Umwelt geringer als in der konventionellen Landwirtschaft. Grundsätzlich sollte ihr deshalb neben Bio-Lebensmitteln möglichst auf regionale und saisonale Erzeugnisse setzen, für die keine langen, CO2-intensiven Transportwege anfallen.
All das ist allerdings nur dann nützlich, wenn ihr eure Lebensmittel auch esst und nicht wegwerft, weil ihr zu viel eingekauft habt. Denn jedes Lebensmittel, das nicht im Magen, sondern in der Tonne landet, hat das Klima unnötig belastet. Eine weitere, zum Teil vermeidbare Klimabelastung ist der Verpackungsmüll: Nach Angaben von Worldwatchers verursacht jede(r) Deutsche pro Jahr rund 120 Kilogramm CO2-Emissionen durch (Plastik-)Verpackungen. Als ich das gelesen habe, war ich wirklich entsetzt.
Aber nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie beobachte ich in meinem Supermarkt tatsächlich wieder deutlich mehr Menschen, die Obst und Gemüse in Plastiktütchen füllen, Großpackungen mit wiederum einzeln verpackten Wasch- und Geschirrspülmitteltabs kaufen usw. Dabei ist es doch eigentlich gar nicht schwer, zum Beispiel wiederverwendbare Stoffbeutel für die Obsttheke zum Einkauf mitzunehmen, Duschseife statt -gel zu kaufen oder einen „Unverpackt“-Laden zu besuchen.
Slow- statt Fast Fashion: Second-Hand statt billiger Wegwerfware
Wusstet ihr, dass jeder von uns im Schnitt rund 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr kauft? Dabei verursacht die Textilproduktion pro Jahr je nach Schätzung 850 Mio. bis 1 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen – und damit ein riesiges Umweltproblem. Ganz zu schweigen vom Thema Billigproduktion in Drittwelt-Ländern.
Klimafreundliche Alternativen zu Fast Fashion gibt es genug, zum Beispiel nachhaltig gefertigte Kleidung mit Gütesiegeln wie dem Grünen Knopf oder Stöbern in Secondhand-Shops statt dem Kauf von immer neuen Kleidungsstücken. Was bei Autos zum Alltag gehört, sollte auch bei Klamotten zur neuen Normalität werden: Weniger neu kaufen, sondern besser Kleidertauschbörsen oder einen Kleiderverleih nutzen, zum Beispiel für den Smoking zur Silvesterfeier oder das Cocktailkleid zur Hochzeitsparty.
Zum Teil 1 unserer Serie „Tipps zur CO2-Vermeidung“.