Michael Theuer Stadtwerke Solingen

Gut gepflanzt ist halb gewonnen: Garten-Schäd­linge natürlich bekämpfen

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Endlich wieder Gartenzeit. Doch der Frühling bringt nicht nur Blüten, sondern auch Unkraut und Schäd­linge. Wie die sich möglichst umwelt­freundlich vertreiben lassen, habe ich einen erfah­renen Landschafts­gärtner gefragt: meinen Kollegen Michael Theuer.

Kerstin Griese: Herr Theuer, Sie sind gelernter Garten- und Landschafts­bauer und arbeiten schon seit stolzen 36 Jahren für die Stadt­werke. Welche Grünflächen pflegen Sie genau und wie sieht Ihr Arbeits­alltag aus?
Michael Theuer: Ich bin vor allem für die Außen­an­lagen rund um die Stadt­werke-Haupt­ver­waltung an der Beetho­ven­straße zuständig. Die Grünflächen umfassen rund 30.000 qm, da gibt es immer was zu tun. Ich mähe den Rasen, jäte Unkraut, schneide Bäume, Sträucher und Hecken zurück. Ab und zu richte ich auch die Vorgärten unserer Kundinnen und Kunden wieder her, wenn zum Beispiel unter­ir­dische Arbeiten an einem Hausan­schluss erledigt werden mussten und der Garten darunter gelitten hat.

Griese: Das hört sich nach einem abwechs­lungs­reichen Job an. Und jetzt im Frühling haben Sie sicher richtig viel zu tun. Denn gerade wenn es wärmer und sonniger ist und alles grünt und blüht, wächst ja leider auch das Unkraut und Schäd­linge wie Blatt­läuse oder Ameisen sind wieder aktiv. Können Sie mir und unseren Blogle­se­rinnen und -lesern aus Ihrer langjäh­rigen Erfahrung heraus Tipps geben, was man – möglichst ohne umwelt­schä­di­gende Chemie – gegen Unkraut und Schäd­linge unter­nehmen könnte? Ich habe mal gehört, dass man mit bestimmten Pflan­zen­arten auf natür­liche Weise Schäd­linge bekämpfen kann. Stimmt das?
Theuer: Oh ja, das ist so. Und ich freue mich, dass die meisten von uns heute viel umwelt­be­wusster als noch vor einigen Jahren leben. Vielen Menschen ist inzwi­schen klar, dass sie mit der „chemi­schen Keule“ nicht nur ungeliebte Schäd­linge, sondern vor allem nützliche Insekten und Tiere töten. Ganz abgesehen davon, dass die giftigen Unkraut­be­kämp­fungs­mittel aus dem Labor ins Grund­wasser übergehen und dort unsere Bäche und Flüsse verun­rei­nigen können. Auf unserem Stadt­werke-Gelände an der Beetho­ven­straße gibt es ein Regen­rück­hal­te­becken mit einem Zulauf in den Lochbach. Hier sollen natürlich auf keinen Fall gefähr­liche Blatther­bizide wie Glyphosat oder Ähnliches hinein­ge­langen. Schon allein deshalb entferne ich Unkraut immer nur rein mecha­nisch, durch Ausrupfen oder -graben. Das ist einfach Fleiß­arbeit. Unkraut zwischen Pflas­ter­steinen kann man auch mit Flamm­ge­räten wegbrennen. Und bei Schäd­lingen können tatsächlich bestimmte Pflanzen oder auch Gewürze helfen, Ameisen oder Ähnliches zu vertreiben.

Griese: Da bin ich aber neugierig. Gerade jetzt im Frühjahr bilden sich ja unter Balkon­türen oder in Stein­ritzen gerne regel­rechte Ameisen­straßen. Köder­dosen auf chemi­scher Basis sind da nicht gerade umwelt­freundlich, oder?
Theuer: Wenn Sie einen Strauß frischer Minze in die Nähe der Ameisen legen, kann das helfen. Die ätheri­schen Öle mögen sie gar nicht. Oder besser gleich in der Nähe der Ritzen und Ecken, die bei den Krabbel­vie­chern beliebt sind, frische Minze anpflanzen. Auch mit gemah­lenem Zimt werden sie Ameisen los – einfach auf die Wege streuen, auf denen besonders viele Ameisen unterwegs sind.

Griese: Und was hilft gegen Schne­ckenfraß? Gerade Schne­ckenkorn ist ja hochgiftig und sollte deshalb auf keinen Fall einge­setzt werden.
Theuer: Schnecken mögen überhaupt keinen Salbei. Sie sollten zwischen Ihre Gemüse­pflanzen ruhig einige Salbei­pflanzen einsetzen. Dann kommen weniger Schnecken zu Besuch und Sie können dafür Salbeitee oder leckere Salbei-Spagetti kochen. Alter­nativ können Sie auch Pflan­zen­jauchen aus Tomatent­rieben oder Rhabar­ber­blättern ansetzen und rund um die gefähr­deten Pflanzen gießen. Aller­dings wirken die Jauchen nur auf trockenem Boden. Nach einem Regenguss müssen Sie die Jauche wieder neu ausbringen. Gegen Blatt­läuse helfen die Jauchen übrigens auch, aller­dings müssen Sie dann vor allem die befal­lenen Pflan­zen­teile damit benetzen.

Griese: Eine Nachbarin hat sogar eine Palme in ihrem Garten gepflanzt, aber als sie noch jung war, ging sie im Winter beinahe ein. Was halten Sie von solchen exoti­schen Pflanzen hier bei uns?
Theuer: Für unsere Breiten­grade sind am besten einhei­mische, wider­stands­fähige Pflan­zen­sorten geeignet, die mit unseren Tempe­ra­turen gut klarkommen. Außerdem spielt der richtige Pflanz­standort eine Rolle für robustes Grün. Und starke Pflanzen werden seltener von Schäd­lingen befallen.

Griese: Verraten Sie mir doch bitte unbedingt noch eins: Wie kann ich die schönen Buchs­bäume auf meinem Balkon vor dem Buchs­baum­zünsler bewahren?
Theuer: Ja, das ist wirklich ein schwie­riges Thema. Die Raupen dieses Falters sind eine echte Plage. Sie fressen zuerst die Blätter des Buchs­baums und anschließend die Rinde der Äste, so dass die ganze Pflanze schließlich abstirbt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass sie einen Befall sehr früh erkennen. Das geht zum Beispiel mit einer Buchs­baum­zünsler-Falle aus dem Bau- oder Garten­fach­markt. Die arbeitet mit Sexual­phe­ro­monen und nicht mit umwelt­schäd­lichen Insek­ti­ziden. So finden Sie heraus, ob Ihr Buchsbaum überhaupt befallen ist und vor allem seit wann. Wenn Sie schon beim aller­ersten Anzeichen eines Befalls handeln, haben Sie noch eine Chance. Locken Sie zum Beispiel Wespen in die Nähe Ihrer Buchs­bäume, mit Zucker­wasser oder Obstsaft. Wespen fressen die Raupen sehr gerne und können deshalb im Anfangs­stadium noch helfen, einen größeren Befall zu verhindern. Und besser Wespen auf Buchs­bäumen als auf dem Kuchenteller!

Griese: Vielen Dank für die tollen Tipps!!!

Autor: Kerstin Griese

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