Hobbys von Mitarbeitern: Freiwillige Feuerwehr
Circa zehn Mitarbeiter der Stadtwerke Solingen sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Solingen aktiv. Stellvertretend für alle ihre Kollegen habe ich mit Dirk Benstein und Markus Schüttenhassen gesprochen. Hier ist unser Interview!
Kerstin Griese: Herr Benstein, Herr Schüttenhassen, was sind Ihre Aufgaben bei den Stadtwerken Solingen? Und wie lange arbeiten Sie beide schon für das Unternehmen?
Dirk Benstein: Ich bin seit dem 1.9.1996 bei den Stadtwerken Solingen. Inzwischen bin ich bei den Netzen Solingen, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Solingen, zuständig für Zählertechnik und -montage.
Markus Schüttenhassen: Ich bin Vorarbeiter beim Entstördienst für Gas und Wasser bei den Netzen Solingen. Seit 1989 bin ich für die Stadtwerke Solingen tätig.
Griese: Wie sind Sie zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen?
Benstein: Mich hat die Feuerwehr schon als Kind fasziniert: die großen Autos, die Technik. Mein Bruder war damals bei der Jugendfeuerwehr und mit elf Jahren habe ich da auch angefangen. Das war 1991. Als ich dann zur Bundeswehr gehen sollte, habe ich mich stattdessen für sieben Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr verpflichtet. Schließlich wollte ich nicht weg aus Solingen und meinen Job aufgeben. Nach den sieben Jahren bin ich dabei geblieben. Das sind jetzt auch schon wieder zwölf Jahre.
Schüttenhassen: Ich bin seit 1979 bei der Jugendfeuerwehr. Ich war damals auf der weiterführenden Schule und ein Klassenkamerad hat mich mitgenommen. Damals habe ich alles Mögliche ausprobiert: Handball, Fußball etc. Aber bei der Feuerwehr bin ich hängen geblieben. Im Jahr 1984 bin ich dann von der Jugendfeuerwehr in die Freiwillige Feuerwehr gewechselt.
Griese: Was macht man denn so in der Jugendfeuerwehr? Fährt man da schon Einsätze?
Benstein: Nein, für Einsätze sind die Jugendlichen noch nicht ausgebildet. Man kann ja schon mit zehn Jahren anfangen. Aber man nimmt an Übungen teil – auch Brandlösch-Übungen – und hat Theorieunterricht, z. B. über Schläuche, Fahrzeuge, die Ausstattung der Fahrzeuge. Die Übungen sind sehr sportlich. Man braucht Kraft und Ausdauer als Feuerwehrmann.
Schüttenhassen: Ich erinnere mich vor Allem an die Fahrten: Wir waren z. B. in England oder bei der Eishockey WM in Dortmund und im Landeszeltlager. Das war immer ein toller Austausch mit den anderen Jugendfeuerwehren.
Griese: Und was machen Sie in der Freiwilligen Feuerwehr?
Schüttenhassen: Ich bin eigentlich in der Löscheinheit 2 in Rupelrath, derzeit bin ich kommissarisch als stellvertretender Einheitsführer in der Löscheinheit 4 in Merscheid eingesetzt. Insgesamt gibt es acht Löscheinheiten, nebst Jugendfeuerwehr, einen Umweltschutzzug, einen Musik- und Versorgungszug und die in 2018 neu gegründeten Iuk-Einheit (Informations- und Kommunikationseinheit) in Solingen. In Merscheid bin ich verantwortlich für die Einteilung der Kameraden bei Einsätzen und Übungen. Als Feuerwehrmann muss man sich immer wieder über Lehrgänge und Führungsfortbildungen weiterbilden. Ich habe etliche Lehrgänge gemacht: als Truppmann, Truppführer, Sprechfunker, Maschinist, Atemschutz, technische Hilfeleistung, Brandmeister oder Lehrgänge um als Ausbilder für die technische Hilfeleistung, Gerätewarte und den sicheren Umgang mit der Kettensäge zu fungieren und zu unterrichten. Die Stunden als Ausbilder in der Feuerwehr Solingen betragen über das Jahr gesehen ca. 80 Stunden.
Benstein: Ich bin ebenfalls in der Löscheinheit 4. Pro Monat haben wir zwei bis drei Übungsdienste und eine Versammlung. Die dient im Wesentlichen dem Informationsaustausch. Ich habe den Maschinisten und den Führerschein für LKWs gemacht. Aus gesundheitlichen Gründen kann ich leider die Atemschutzprüfung und die Folgemodule nicht antreten. Beim Einsatz bin ich häufig als Maschinist eingeteilt, d. h. ich koordiniere die Technik am Einsatzfahrzeug und bediene die Pumpe. Derzeit sind wir insgesamt 16 Leute. Da wir neun für jeden Einsatz brauchen, suchen wir noch Verstärkung.
Griese: Wenn man so viel Zeit mit der Feuerwehr verbringt, braucht man eine große Motivation. Was ist Ihre Motivation?
Benstein: Ich möchte anderen einfach helfen. Das ist mir wichtig! Außerdem ist die Kameradschaft in meiner Löscheinheit großartig. Das passt! Glücklicherweise steht meine Familie dahinter. Sonst wäre das nicht möglich.
Schüttenhassen: Ja, die Kameradschaft ist einfach toll! Schließlich verbringt man viel Zeit mit den Kameraden. Glücklicherweise stammt meine Frau aus einer Feuerwehrfamilie. Sie kennt es nicht anders, als dass ich viel unterwegs bin. Auch mein siebenjähriger Sohn möchte am liebsten schon zur Feuerwehr. Leider gibt es in Solingen derzeit noch keine Kinderfeuerwehr! Die Gründung einer Kinderfeuerwehr ist aber für 2019 in Planung.
Griese: Wie ist das, wenn der Piepser geht und zum Einsatz ruft?
Schüttenhassen: Wenn der Piepser geht, entscheidet jeder selbst, ob er am Einsatz teilnehmen kann. Ich bin ja bei Gas- oder Wasserstörungen meist schon beruflich vor Ort. Da kann ich natürlich nicht bei der Feuerwehr mitmachen. Aber das tolerieren die Kameraden von der Feuerwehr. Genauso, wie es umgekehrt, die Kollegen von den Stadtwerken tolerieren, wenn ich zum Einsatz muss.
Benstein: Unser Arbeitgeber, die Stadtwerke, tragen das glücklicherweise mit. Aber als Monteur habe ich viele Kundentermine und möchte meine Kunden natürlich nicht sitzen lassen. Auch für meine direkten Kollegen wäre es schwierig, da spontan einzuspringen. Ich muss also immer abwägen.
Griese: Gibt es besondere Ereignisse, an die Sie gerne zurückdenken oder die besonders aufregend waren?
Benstein: In der Kleingartensiedlung unterhalb der Stadtwerke hat mal eine Hütte gebrannt. Da musste ich mit einem Einreißhaken rein und das Dach auf Glutnester prüfen und das Dach am Ende kontrolliert zum Einsturz bringen. Das war schon ziemlich aufregend. Vor ein paar Monaten, als es so heiß war, haben wir an den Schwarzen Pfählen Bäume gegossen. Da sind zwei Anwohner – Mutter und Kind – gekommen und haben uns Eis gebracht. Da merkt man dann, wie viel es den Solingern bedeutet, was wir tun.
Schüttenhassen: Genau, ich erinnere mich an das Elbehochwasser im Juli 2013 in Magdeburg oder die Waldbrandkatastrophe in Brandenburg in den 90ern zurück. Da haben uns die betroffenen Anwohner Essen und Getränke gebracht, obwohl sie selber Wasser in den Kellern hatten bzw. vom Waldbrand bedroht waren. So was ist natürlich immer sehr anrührend. Grundsätzlich sind die überörtlichen Hilfen besonders aufregend, weil es dann immer um größere Einsätze geht. Die Bereitschaft 5 der Bezirksregierung Düsseldorf ist der Zusammenschluss der Feuerwehren Solingen, Wuppertal und Remscheid für besondere Schadenslagen. Wir werden bei Großereignissen über die Bezirksregierung angefordert, um in besonders durch Großschadenslagen betroffenen Städten Einsätze abzuarbeiten.
Griese: Wenn Sie sich was wünschen könnten, was wäre das?
Benstein: Wir machen ja alles ehrenamtlich und das wird nicht immer so gewürdigt. Es wird oft als selbstverständlich genommen, die viele Arbeit, die familiären Opfer, die nächtlichen Einsätze. Das ist schade.
Schüttenhassen: Die ehrenamtliche Arbeit sollte mehr gewürdigt werden. Des Weiteren würde ich mich freuen, wenn wir auch bei anderen Solinger Bürgerinnen und Bürger mit diesem Artikel das Interesse an der Feuerwehr geweckt haben.
Weitere Informationen
- Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen, kann sich direkt bei Torsten Dunkel, Sachbearbeiter Freiwillige Feuerwehr bei der Feuerwehr Solingen (0212/220 2-116, freiwillige.feuerwehr@solingen.de) melden. Dieser vermittelt je nach Wohnort den Kontakt zur Löschgruppe vor Ort.
- Mehr aus der Reihe „Hobbys von Mitarbeitern“ im Blog der Stadtwerke Solingen.
Autor: Kerstin Griese