Die Honigernte
Normalerweise ist erst ca. Mitte Juli das große Blühen beendet. Die letzten ertragreichen Nektarspender sind in unserer Region die Brombeerblüte und die Lindenblüte. Dieses Jahr ist alles etwas früher verblüht, da wir ein sehr gutes Frühjahr mit hohen Temperaturen und vielen Sonnentagen hatten. Die Honigräume sind voll und können geerntet werden. Also los mit der Honigernte!
Das allerwichtigste vor dem Abräumen der Honigräume ist aber, vorher zu überprüfen, ob die Bienen noch genug Honig für sich selber haben. Denn sonst müssen die Bienen mit Futtersirup versorgt werden. Bei der Honigernte ist es außerdem sehr wichtig, vorher zu überprüfen, ob der Honig überhaupt reif ist und geerntet werden darf. Der Gesetzgeber schreibt einen Wassergehalt im Honig von höchstens 20 % vor. Der Wassergehalt gilt als ein bedeutendes Qualitätskriterium für den Honig. Ein niedriger Wassergehalt bedeutet eine längere Haltbarkeit. Bei einem hohen Wassergehalt kann der Honig schnell anfangen zu gären und ungenießbar werden.
Refraktrometer: Wassergehalt prüfen
Am Bienenstand macht sich der Imker während der Honigernte einen ersten Eindruck über die Reife des Honigs. Wenn die Wabenzellen der Honigwaben mit einem Wachsdeckelchen verschlossen sind, ist der Honig in der Regel reif. Aber das ist keine hundertprozentige Sicherheit, denn wenn die Bienen sehr viel Nektar zu verarbeiten haben, können auch schon mal Honigwaben verdeckelt worden sein, die nicht den gewünschten niedrigen Wassergehalt haben. Sicherheit bringt hier nur das geeichte Refraktometer, besonders, wenn die Waben auch noch nicht alle ganz verdeckelt sind. Eine kleine Probe des zu prüfenden Honigs wird auf den Glaskörper des Refraktometers gestrichen. Man liest dann den Wassergehalt in einer Skala ab, indem man das Refraktometer ins Licht hält und mit einem Auge hinein schaut. Die Winzer benutzen ein ähnliches Gerät, um den Oechsle-Grad der Trauben (Zuckergehalt) zu überprüfen.
Honig schleudern
Im Schleuderraum kommen die Honigwaben dann nacheinander in eine Haltevorrichtung, um jede Wabe einzeln von Hand mit der sogenannten Entdeckelungsgabel zu entdeckeln. Das heißt, die Wachsdeckelchen werden großflächig entfernt, um die Zellen mit dem Honig frei zu legen. Während des Entdeckelns der Honigwaben wird der Wassergehalt im Honig mit dem Refraktometer immer wieder kontrolliert. So ist der Imker sicher, immer nur reifen Honig zu schleudern, den er dann auch in den Verkehr bringen darf.
Anschließend kommen die offenen Waben in die Honigschleuder (Zentrifuge) und der Honig wird manuell mit einer Kurbel oder sogar mit einer elektrisch betriebenen Honigschleuder aus den Waben geschleudert und fließt aus einem Hahn am Boden der Honigschleuder in einen bereitgestellten Honigeimer. Ist der Eimer voll, wird er durch ein feines Sieb in ein anderes Behältnis umgefüllt. Dies geschieht, um Wachspartikelchen, die von den Waben beim Schleudern mitgerissen werden, zurück zu halten. Jetzt muss der Honig ca. 2 Tage in dem luftdicht verschlossenen Eimer ruhen. In dieser Zeit steigen aus dem Honig mikroskopisch kleinste Wachsteilchen an die Oberfläche. Diese werden anschließend mit einem Schaber abgenommen. Jetzt ist der Honig fertig und kann in Gläser abgefüllt werden, gegebenenfalls kann er vorher noch gerührt werden.
Wabenbruch vermeiden
Die Temperatur in einem Bienenvolk beträgt ca. 38 Grad Celsius. Wenn bei der Honigernte die Honigräume von den Völkern abgeräumt werden, ist es sehr wichtig, den noch warmen Honig dann auch zeitnah (wenige Stunden) aus den Waben zu schleudern. Je mehr der Honig auskühlt, desto schwieriger wird es, ihn aus den Waben zu bekommen. Im schlimmsten Fall droht beim Schleudern Wabenbruch, das heißt, die relativ zerbrechlichen Waben sind den hohen Umdrehungen in der Honigschleuder nicht mehr gewachsen und zerbersten. Dann kann der Honig aus den Bruchstücken nicht mehr geerntet werden.
Honig kühl und dunkel lagern
Der fertige und in Gläsern abgefüllte Honig sollte anschließend kühl, dunkel, trocken und fest verschlossen gelagert werden, aber nicht im Kühlschrank. Der Honig ist begierig, Feuchtigkeit und auch Gerüche aufzunehmen. Dies hat einen negativen Einfluss auf die Haltbarkeit und den Geschmack. Wichtig zu wissen ist es außerdem, dass der Honig früher oder später fest wird. Er kristallisiert. Manche Honige schon nach wenigen Wochen, andere erst nach einigen Monaten oder Jahren.
Um kristallisierten Honig wieder zu verflüssigen, kann man ihn vorsichtig im Wasserbad erwärmen. Es ist aber wichtig, den Honig nicht über 40 Grad Celsius und auch nicht mehrmals zu erwärmen, da sonst die wertvollen Enzyme der Biene und die anderen Inhaltsstoffe im Honig zerstört werden können.
So, das war es jetzt erst mal wieder für heute. Bis bald 🙂
Mit imkerlichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich