Internationaler Tag der Linkshänder (13. August)
Linkshänder sind die klügeren und kreativeren Menschen, weil sie, anders als Rechtshänder, beide Gehirnhälften gleichermaßen nutzen. So, jetzt ist es raus und mehr habe ich als Linkshänderin zu diesem Thema nicht zu sagen. Ich wünsche allen Rechtshändern mit dieser überaus relevanten und lebensverändernden Information einen schönen Tag und an alle Linkshänder da draußen: Wir sind die Könige der Welt!
Die Tücken im Alltag – Kindergarten und Schule
Aber mal Spaß beiseite, das Leben als Linkshänder ist auch wirklich nicht immer das dollste Zuckerschlecken. Ich bin fast stolz, eine Linkshänderin zu sein, denn irgendwie ist man ja doch immer was Besonderes. Wie mein Opa immer sagte (schön auf Barmer Platt): „Meine Kleene is ne waschechte Linkspoot“. Trotzdem musste ich mich teilweise schon durch die Tücken des Alltags kämpfen. Schon im Kindergarten musste ich meinen Tischnachbarn weise wählen, denn sonst gab’s beim Essen zwangsläufig ein Hauen und Stechen – nämlich dann, wenn die Ellenbogen zusammenstießen. Nicht witzig, wenn man Suppe auf dem Löffel hat oder so. Aber man gewöhnt sich dran. Zu meiner Zeit (auch wenn ich noch nicht so alt bin) gab es noch nicht allzu viel Schreib- und Bastelequipment speziell für Linkshänder, also habe ich gelernt, mit den normalen Scheren zu schneiden und normalen Stiften zu schreiben. Irgendwann wollte meine Mutter mir etwas Gutes tun und hat mir sowohl eine spezielle Schere als auch einen entsprechenden Füller mit anders gebogener Feder gekauft. Mit der Schere habe ich nur mich selbst geschnitten, aber nicht das Papier und die Feder des Füllers habe ich schnell verbogen. So viel dazu. Was mich auch bis heute wahnsinnig macht: Ringbücher! Wo soll ich da bitte meine Hand zum Schreiben ablegen? Auf der anderen Seite ist dann auch mal die Außenseite der Hand nicht verfärbt von verwischter Tinte. Oder Bleistift. Als Linkshänder nimmt ja meistens die Hälfte davon mit der eigenen Hand wieder mit. Naja, das Glas muss immer halb voll sein.
Die Krux mit dem Schnürsenkel
Gut, jetzt waren das alles Dinge, mit denen es sich schon ganz gut leben lässt. Im Zweifelfall wird man eben ein bisschen erfinderisch und dann geht’s. Meine beste Freundin hat sich im Klassenraum irgendwann ganz automatisch auf die für mich günstigere Seite gesetzt, ich habe mir angewöhnt, eher von oben zu schreiben und der Umgang mit Rechtshänder-Material war ja auch durchaus machbar. Nur ein einziges Mal wurde es für mich wirklich zum Problem, nämlich, als meine Mutter mir beibringen wollte, wie man sich die Schuhe zu bindet. Wir haben es einen Vormittag lang versucht bis sie entnervt und fast sauer aufgegeben hat. Ich muss dazu sagen: Meine Mutter ist bis heute, bei allem, die Geduld in Person. Auch wenn jemand partout etwas nicht verstehen kann oder will, was nicht klappt oder man auch mehrere Anläufe für etwas braucht. Bei mir musste sie das aber eigentlich nie sein, denn ich lerne in der Regel schnell und nur vom Zugucken. Nicht so bei diesen dämlichen Schnürsenkeln. Ich bekam sie nicht gegriffen, geschweige denn eine Schlaufe gebunden. Wir haben es dann erst mal sein lassen, Mutter brauchte erst mal nen Relax-Kaffee. Und da fiel es ihr wieder ein: „Moment, dein Kind ist Linkshänder. Könnte es daran liegen?“. Tasse Kaffee abgestellt, spiegelverkehrt gedacht, sich das Schnürsenkelbinden noch mal selbst beigebracht (im wahrsten Sinne mit links) und zurück ins Kinderzimmer. Und siehe da, drei Mal gezeigt und schon konnte ich mir die Schuhe endlich selbst binden. Na endlich! Seht euch gerne dazu das folgende Video an:
Leben in einer Rechtshänder-Welt klappt super
Ihr merkt also: Ich muss mich im Alltag eigentlich nicht wirklich umstellen. Ja, der Schalthebel im Auto ist für Rechtshänder konzipiert, das Fach für die Münzen im Portemonnaie ist ebenfalls rechts, damit es sich mit der anderen Hand halten lässt und die versiertere Seite besser die Münzen sortieren kann, aber wenn das alles ist, dann bin ich lieber weiter stolzer Linkshänder und überaus froh, dass ich nicht umerzogen wurde, wie es bei den Generationen vor mir noch oft der Fall war.
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Autor: Lisa Nohl