Kabelmesswagen SWS Netze Solingen

Kabel­mess­wagen: Das Kabel hören!

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In Western ist es ein beliebtes Motiv: Jemand legt sich mit dem Ohr auf eine Eisen­bahn­schiene und kann sagen, ob ein Zug kommt. Bei den Netzen Solingen gibt es Kollegen, die können hören, wo ein Strom­kabel liegt oder sich eine Störstelle befindet. 

Plötzlich Dunkel – wo ist der Fehler?

Michael Kelinski ist einer dieser Kollegen. Er arbeitet auf dem Kabel­mess­wagen und ist damit ein wertvoller Partner für Monteure, Planer, Fremd­firmen und den Entstör­dienst. Denn z. B. mal angenommen, bei dir geht plötzlich das Licht aus. Du blickst aus dem Fenster und stellst fest: Die ganze Nachbar­schaft hat keinen Strom. In solchen Situa­tionen kannst du unsere Entstör­dienst­zen­trale jederzeit erreichen. Die benach­rich­tigen dann den Entstör­dienst, der möglichst schnell ausrückt. In der Regel werden die Kollegen versuchen, im Vertei­ler­schrank die Siche­rungen wieder zuzuschalten. Gelingt dies nicht, muss irgendwo im Kabel eine Störung vorliegen. Jetzt heißt es, möglichst schnell rausfinden, wo der Fehler sitzt, um diesen zu beheben. Und dafür gibt es den Kabelmesswagen!

Fehler­ortung mit Knall

Mit dem Kabel­mess­wagen geben die Kollegen je nach Kabeltyp, zwischen 3.000 Volt und 32.000 Volt auf das Kabel. Dazu werden die Konden­sa­toren im Wagen aufge­laden, die sich schlag­artig wieder entladen. An der Fehler­stelle im Kabel kommt es zu einem Überschlag, einer Art Kurzschluss, der einen Knall erzeugt. Diesen Überschlag – der in der Regel im Erdreich statt­findet – können die Kollegen mit ihren Messge­räten orten und zenti­me­ter­genau eingrenzen. Nach einer Fehler­vor­ortung laufen sie den Bereich, wo der Fehler vermutet wird, mit einem so genannten „Boden­schall­mi­krophon“ ab. Über Kopfhörer können sie den Überschlag hören. Gleich­zeitig hören sie aber jede Menge Neben­ge­räusche, wie die Schritte der Fußgänger oder das Klappern eines Kanal­de­ckels, über die der Verkehr rollt. Michael Kelinski: „Wir starten daher einige Meter vor der vermu­teten Störungs­stelle, die wir per Vorortung bestimmt haben, um uns an die Neben­ge­räusche zu gewöhnen und um diese auszu­blenden. Dort wo die Störung ist, ist das Überschlags­ge­räusch am lautesten.“ Für diese Aufgabe braucht man viel Erfahrung und eine hohe Konzen­tration. Junge Kollegen laufen deshalb zunächst immer nur mit, um genug Erfahrung aufzu­bauen. Michael Kelinski: „Ein Jahr benötigt man schon, um ein entspre­chendes Gehör zu entwi­ckeln.“ Er selbst ist seit 1995 auf dem Kabel­mess­wagen im Einsatz. 

Kabelmesswagen Solingen-1
Kabelmesswagen Solingen-2
Kabelmesswagen Solingen-3

Welchen Ton hat ein Stromkabel?

Der Kabel­mess­wagen kommt aber nicht nur bei Störungen zum Einsatz. Michael Kelinski: „In unserem Bestand haben wir Karten aus dem Jahr 1920. Auch damals wurden in Solingen schon Strom­kabel verlegt. Diese sind in der Regel nicht mehr im Betrieb, liegen aber nach wie vor in der Erde. Bei Baupro­jekten kann es vorkommen, dass der Tiefbau die Straße öffnet und mehr Kabel findet, als im Plan ausge­wiesen sind, aller­dings nicht weiß, welches Kabel davon in Betrieb ist und welches nicht. Wir werden dann gerufen, um die Kabel zu überprüfen und die nicht mehr im Betrieb befind­lichen Kabel zu entfernen.“ Denn ein Kabel, das im Betrieb ist hat einen anderen Klang, als wenn es nicht im Betrieb ist. Diesen Unter­schied können Michael Kelinski und seine Kollegen hören: Ein Kabel, das in Betrieb ist, verfügt über ein magne­ti­sches Wechselfeld. Dieses kann über eine Suchspule geortet werden. Die Kollegen hören dann ein zartes Brummen. Ähnlich gehen die Kollegen vor, wenn es gilt, den genauen Verlauf eines Strom­kabels im Boden zu finden: An das Ende des Kabels wird dann ein Gerät angeschlossen, dass eine Tonfre­quenz an das Kabel abgibt. Diese Messfre­quenz wird in einem Ortungs­gerät darge­stellt und kann per Suchstab und Suchspule im Boden aufge­spürt werden.

Und viele weitere Einsatzmöglichkeiten …

Neben den genannten Möglich­keiten, dient der Kabel­mess­wagen noch etlichen anderen Aufgaben: Für eine sichere Strom­ver­sorgung ist es wichtig festzu­stellen, ob neu verbaute Kabel den quali­ta­tiven Ansprüchen genügen. Dazu wird eine Spannungs­fes­tig­keits­prüfung durch­ge­führt, indem etwa ein Mittel­span­nungs­kabel mit 18.000 Volt belastet wird und geprüft wird, ob die Kabel der Belastung stand­halten. Kabel­dia­gnosen werden präventiv verwendet, um Strom­aus­fälle zu vermeiden. Hier erfolgt die Überprüfung zerstö­rungsfrei. Planungs­mes­sungen zeigen, ob die Last auf den vorhan­denen Kabeln schon jetzt so hoch ist, dass für den Strom­ausbau weitere Kabel benötigt werden. Netzana­lysen spüren Spannungs­schwan­kungen oder spora­disch auftre­tende Spannungs­ein­brüche auf. Und natürlich dürfen Kabel­aus­lesen nicht vergessen werden: Hier gilt es, die Kollegen zu schützen, die an den Strom­kabeln arbeiten. Denn eine Verwechslung von Kabeln kann zu schlimmen Unfällen führen. Je nachdem welche Bedin­gungen vor Ort herrschen, gibt es dafür die unter­schied­lichsten Methoden. Die Stadt­werke Solingen bieten diese Kabelmess-Leistungen Firmen in Solingen und im Umkreis an. 

Autor: Kerstin Griese

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