Petar Deskovic

Ladean­gebote für Arbeit­nehmer erfordern intel­li­gente Lösungen

Unser Autor:

Die Stadt­werke Solingen wollen ihren Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beitern künftig Lademög­lich­keiten anbieten. Mit einer Umfrage startete Petar Deskovic, Planungs­in­ge­nieur bei den Netzen Solingen, jetzt ins Projekt. Ich habe mit ihm gesprochen.

Christian Olbrisch: Petar, du hast eine Umfrage unter den Kolle­ginnen und Kollegen durch­ge­führt, wie die künftige Nutzung von privaten E-Autos aussieht, warum?
Petar Deskovic: Richtig! Ich habe den Auftrag, Ladesta­tionen für die Mitar­beiter der Stadt­werke und Netze zu prüfen. Dafür wollte ich vorher den Bedarf ermitteln. Denn eine solche Inves­tition muss langfristig funktionieren.

Christian Olbrisch: Und was hast du heraus­ge­funden?
Petar Deskovic: Insgesamt haben sich etwa 30 Kolle­ginnen und Kollegen zurück­ge­meldet, die entweder schon ein E-Auto haben oder sich kurz- bzw. mittel­fristig eins anschaffen wollen. Dabei ist das Interesse an reinen E-Autos im Vergleich zu Plug-in-Hybriden etwas größer. Allen Kolle­ginnen und Kollegen ist gemeinsam, dass sie Interesse daran haben, ihr Auto künftig während der Arbeitszeit zu laden.

Christian Olbrisch: Was ja sehr sinnvoll ist, schließlich stehen die Fahrzeuge täglich acht Stunden auf dem Mitar­bei­ter­park­platz. Also genug Zeit zum Aufladen. Was sind die Beweg­gründe, sich ein E-Auto anzuschaffen?
Petar Deskovic: Den aller­meisten geht es um Nachhal­tigkeit, denn durch den Betrieb von Elektro­fahr­zeugen mit Ökostrom möchten Sie proaktiv etwas gegen den Klima­wandel unter­nehmen. Dann gibt es viele Mitar­beiter mit einem Pionier­ge­danken. Sie haben beson­deres Interesse an der neusten Technik der Fahrzeuge und wollen ganz früh dabei sein. Wieder andere erhoffen sich günstigere Betriebs- und Wartungs­kosten als bei Verbrennern. Darüber hinaus haben wir mittler­weile einen großen elektri­schen Fahrzeugpool bei den Stadt­werken. Da sind schon viele Kolle­ginnen und Kollegen mit E-Autos in Berührung gekommen und haben sich von dem Fahrspaß und Komfort begeistern lassen.

Christian Olbrisch: Alles gute Gründe für eine Entscheidung für ein E-Auto. Spricht auch was dagegen?
Petar Deskovic: Ich habe ja mit denje­nigen gesprochen, die sich sowieso schon für E-Autos inter­es­sieren. Aber auch bei denen gibt es ganz klare Voraus­set­zungen. Gerade die sogenannten Later­nen­parker sind auf Lademög­lich­keiten beim Arbeit­geber angewiesen. Für dieje­nigen, die auch zuhause aufladen können, ist der Preis für den Autostrom ein wichtiger Faktor. Mehr als zuhause, soll es beim Arbeit­geber nicht kosten. Häufig wird auch die Reich­wei­ten­angst angesprochen. Dies führt dazu, dass viele der Mitar­beiter das E-Auto als Zweit­wagen sehen.

Christian Olbrisch: Der Arbeit­geber ist also ein entschei­dender Faktor bei der Ausweitung der Elektro­mo­bi­lität. Was muss ein Arbeit­geber denn beachten, wenn er seinen Arbeit­neh­me­rinnen und Arbeit­nehmern den Umstieg auf ein E-Auto ermög­lichen will?
Petar Deskovic: Die techni­schen Hürden sind nicht so trivial, wie sich viele Menschen vorstellen. Leider kann man nicht für jeden E-Auto-Besitzer in der Beleg­schaft einen Ladepunkt vorhalten. Würde man nämlich allen Ladepunkten jederzeit Zugriff auf die volle Ladeleistung geben, so wäre dies mit hohen Netzan­schluss­kosten verbunden. Abhilfe können hier intel­li­gente Lösungen schaffen.

Christian Olbrisch: Du sprichst das Thema Ladema­nagement an?
Petar Deskovic: Richtig, ein intel­li­gentes Ladema­nagement verteilt die aktuell freien Kapazi­täten des ganzen Gebäudes auf die belegten Ladepunkte. Dadurch lassen sich mehr Ladesta­tionen in den Ladepark kosten­günstig integrieren. Daneben sind aber noch andere Dinge wichtig. Da es meistens nicht möglich ist für jeden Mitar­beiter eine eigene Wallbox vorzu­halten, ist eine effiziente Auslastung der Ladesta­tionen durch mehrere E-Auto-Fahrer sinnvoll. Hierfür ist jedoch eine Identi­fi­kation des Mitar­beiters sowie die Infor­mation über die geladene Strom­menge notwendig. Die Lösung: ein eichrechts­kon­formes Abrech­nungs­system. Nur dann ist eine Abrechnung der verschie­denen Nutzer möglich. Hier werden wir voraus­sichtlich auf dieselben Abrech­nungs-möglich­keiten zurück­greifen, die wir bei unseren öffent­lichen Ladesäulen nutzen, also das TankE-Netzwerk.

Christian Olbrisch: Gibt es sonst noch Heraus­for­de­rungen, die Arbeit­geber kennen sollten?
Petar Deskovic: Wie ich bereits erklärt habe ist der Aufbau eines eigenen Ladeparks immer mit hohen Inves­ti­tionen und der Berück­sich­tigung von verschie­densten Aspekten verbunden. Hierzu sollte man sich vorher von Experten beraten lassen und sich bereits existie­rende Lösungen anschauen. Auch das Thema der Parkplatz­be­legung ist nicht einfach zu lösen. Glück­li­cher­weise hat sich in der Umfrage heraus­ge­stellt, dass die die Mitar­beiter dazu bereit sind, nach dem Ladevorgang den Ladepunkt zu räumen, so dass andere Kollegen dort laden können. Hier merkt man deutlich, dass sich die Mitar­beiter eine optimale Auslastung der Ladestation sogar wünschen. Wir werden also wohl in der Mittagszeit eine Rochade erleben. Auch das muss organi­siert werden.

Christian Olbrisch: Man merkt also, dass sich auch die Mitar­beiter Gedanken um eine zukunfts­si­chere Ladelösung machen?
Petar Deskovic: Genau richtig. Eine zukunfts­si­chere Ladelösung ist hier das richtige Stichwort. Wir empfehlen immer, dass man sich im Vorhinein Gedanken über die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten macht. Darauf aufbauend ist ein Ladesystem zu wählen, welche bei Bedarf erweitert werden kann, beispiels­weise wenn die Anzahl der Ladepunkte nicht mehr ausreicht. Dies beinhaltet auch das Verlegen von Leerrohren bei der Tiefbau­maß­nahme, wodurch sich bei der Erwei­terung des Ladeparks die Kosten reduzieren lassen.

Christian Olbrisch: Vielen Dank Petar für die inter­es­santen Einblicke!

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