Letzte Atomkraftwerke gingen vom Netz: Kein Strommangel trotz Atom-Aus
Mitte April war es so weit: Die letzten drei Atomkraftwerke (AKWs) in Deutschland wurden abgeschaltet. Ob sich das auf die Strompreise auswirkt und was das für die Energieversorgung in Solingen bedeutet, habe ich für euch zusammengefasst.
Ende der Atomkraft: Was bedeutet der Ausstieg?
Das Zeitalter der Atomenergie in Deutschland ist vorbei. Am 15. April haben die letzten drei Atommeiler Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland ihre Stromproduktion beendet. Damit ging nach mehr als sechs Jahrzehnten die Ära der Erzeugung von Atomenergie hierzulande zu Ende. Ursprünglich sollte das schon Ende 2022 geschehen, doch aus Sorge um die Versorgungssicherheit angesichts der Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Gas- und Energiekrise war dieser Termin um dreieinhalb Monate nach hinten verschoben worden. „Streckbetrieb“ lautete das mehr oder weniger schöne Wort für diese Laufzeitverlängerung.
Obwohl der Atomausstieg schon lange beschlossen war, wurde doch bis zuletzt öffentlich darüber gestritten. Als Leiter des Energiehandels der Stadtwerke Solingen habe ich deshalb in den letzten Tagen einige Anfragen von Kundinnen und Kunden bekommen. Vor allem, ob die Stromversorgung nach wie vor sicher sei, die Strompreise durch den Atomausstieg steigen würden und welche Kraftwerke eigentlich die Produktion der drei AKWs übernehmen, wollte die meisten von euch wissen. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen und die wichtigsten Fragen hier für euch beantworten.
Es gibt weiterhin genug Strom
Das Wichtigste zuerst: Auch nach dem Atom-Aus steht genügend gesicherte Kraftwerksleistung aus anderen Anlagen bereit, um in Solingen und in ganz Deutschland die Stromnachfrage zu decken. Im deutschlandweiten Energiemix spielte der Atomstrom außerdem zuletzt nur noch eine vergleichsweise geringe Rolle – laut Bundesnetzagentur kam 2022 nur noch 6,5 % des erzeugten Stroms aus den letzten Atomkraftwerken. Und da der Ausstieg aus der Kernenergie eine schon lange beschlossene Sache war, haben sich die meisten Stromhändler und Versorger, so wie wir von den Stadtwerken Solingen, schon langfristig mit ausreichend Strom für die kommenden Monate und Jahre eingedeckt. Mit Unsicherheiten oder gar Blackouts bei der Stromversorgung in Solingen ist daher nicht zu rechnen.
Fehlender Atomstrom beeinflusst Energie-Sicherheitsreserven
Jedes Stromversorgungsgebiet benötigt eine konstante, elektrische Leistung, die nicht unterschritten werden darf. Diese sog. Grundlast ist die niedrigste Tagesbelastung des Stromnetzes und wird in der Regel nachts erreicht. Wird in einem Versorgungsgebiet über die Grundlast hinaus mehr Strom benötigt, z. B. am Morgen, wenn in privaten Haushalten das Licht angeschaltet wird und in Industrieanlagen die Tagesproduktion beginnt, wird die dafür erforderliche Stromleistung Mittellast genannt. Der tägliche Höchstverbrauch an Strom, der nur in wenigen Viertelstunden oder Stunden am Tag auftritt, wird wiederum als Spitzenlast bezeichnet. Die Grundlast ist jedoch keine festgeschriebene Größe, sondern kann von Jahr zu Jahr, von Jahreszeit zu Jahreszeit und von Tag zu Tag schwanken.

Aus Atomkraftwerken gewonnener Strom war bisher eine von mehreren geeigneten Möglichkeiten, die konstant benötigte Grundlast zu decken. Diese Option fällt nun weg. Die Folge: Die Lage bei den deutschen Sicherheitsreserven verschlechtert sich. Denn für den Fall eines Energiemangels gibt es Deutschland die sog. Energiereserve. Dazu zählt u. a. in Gasspeichern gelagertes Gas, aus dem bei Bedarf Strom erzeugt werden kann. Auch bestimmte, aktuell nicht mehr genutzte (Kohle-)Kraftwerke könnten wieder in Betrieb genommen werden, wenn die Situation es erfordern sollte. Da jetzt aber der Atomstrom fehlt, müssen die Reservekapazitäten (vor allem Gas) unter ungünstigen Umständen jetzt auch schon dazu genutzt werden, um die tägliche Strom-Grundlast zu decken. Schließlich kann Strom aus erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind nicht zuverlässig vorhersehbar in einer bestimmten Menge zu einer vorgesehenen Zeit erzeugt und damit als feste Energiereserve eingeplant werden. Zumindest ein Teil der (Gas-)Reserven fehlt also möglicherweise bei einem konkreten Energiemangel, da sie evt. bereits zur Deckung der Grundlast genutzt werden mussten.
Kein kurzfristiger Preisschock erwartet
Die Langfristigkeit und Umsichtigkeit unserer Strombeschaffungsstrategie erklärt auch, warum es kurzfristig durch den Wegfall der Atomenergie keinen sprunghaften Preisanstieg bei den Strompreisen in Solingen geben wird (und in anderen deutschen Regionen wahrscheinlich genauso wenig). Außerdem sind die deutschen Gasspeicher derzeit gut gefüllt, so dass aus dieser Gasreserve bei Bedarf in Gaskraftwerken Strom erzeugt werden könnte. Auch der Bau der neuen Flüssiggas (LNG)-Terminals kommt weiter voran, so dass die deutschen Gasspeicher nach und nach weiter aufgefüllt werden können.
Wie sich die Situation allerdings langfristig entwickeln wird, insbesondere wenn der nächste Winter 2023/2024 deutlich kälter wird als der vergangene, viel zu warme Winter 2022/2021, kann heute noch niemand mit Sicherheit sagen. Zumal auch die Speicherkapazitäten für Gas in Deutschland bestimmter Grenzen unterliegen. Mittel- bis langfristig könnte die Abschaltung der AKW also preissteigernde Auswirkungen haben, da mit der Kernkraft günstige Stromkapazitäten vom Markt genommen wurden, die vor allem in Zeiten hoher Nachfrage ersetzt werden müssen. Es wird neben den Temperaturen im kommenden Winter vor allem darauf ankommen, wie schnell der Ausbau der Erneuerbaren Energien voranschreitet und wie gut die fehlenden Kapazitäten ausgeglichen werden können.
Mit „Hausgemacht“ rundum nachhaltig versorgt
Leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und werdet mit erneuerbaren Energien zum Selbstversorger, z. B. mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage). Ihr möchtet den selbst erzeugten Solar-Strom nicht nur für den Haushalt, sondern auch für den Betrieb einer umweltfreundlichen Wärmepumpen-Heizung und/oder einer Wallbox für Ihr E-Auto nutzen? Auch dazu bieten wir mit unseren Hausgemacht-Komplettlösungen praktische und nachhaltige Unterstützung, inklusive passender Ökostromtarife. Bei Bedarf haben wir durch unseren Finanzpartner, die Stadtsparkasse Solingen, auch die passende Finanzierungslösung für euch.
Hausgemacht
Hausgemacht der Stadtwerke Solingen: Investieren Sie in Ihr eigenes Haus, z. B. mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) und profitieren Sie von einer guten Rendite.
Bitte beachtet unsere Netiquette!