Wieso ein litauischer Ingenieur eine Ausbildung bei den Stadtwerken macht
Kestutis Bikinas stammt aus Litauen, Taurage und ist ein echter Europäer: In seinen 27 Lebensjahren ist Deutschland schon das vierte Land, in dem er gelebt und gearbeitet hat. Gemeinsam mit seiner Frau kam er vor zweieinhalb Jahren nach Wuppertal. Seit September letzten Jahres macht er eine Ausbildung zum Vermessungstechniker bei den Netzen Solingen, einer Tochter der Stadtwerke Solingen. Seinen spannenden Lebenslauf hat er mir in einem Interview geschildert.
Kerstin Griese: Was haben Sie in Litauen ursprünglich für eine Ausbildung gemacht?
Kestutis Bikinas: Ich habe vier Jahre in Kaunas studiert und meinen Abschluss als Landvermesser-Ingenieur gemacht.
Griese: Sie haben schon in einigen europäischen Ländern gearbeitet. Wo war das überall?
Bikinas: Ich war im Rahmen meines Studiums für ein halbes Jahr in Spanien und für drei Monate in Lettland. Und zuletzt habe ich ein Jahr in Schottland gearbeitet. Allerdings nicht in meinem Beruf. Da wollten meine Frau und ich vor allem Geld zusammen sparen. Eigentlich hatten wir vor, uns anschließend ein Haus in Litauen zu kaufen.
Griese: Und wie sind Sie dann nach Deutschland gekommen?
Bikinas: Meine Schwester lebt seit acht Jahren in Wuppertal. Sie hat uns gefragt, ob wir nicht ebenfalls kommen möchten. Und da wir offen für Neues sind, wollten wir uns Deutschland ansehen.
Griese: Wie ging es dann hier weiter?
Bikinas: Zunächst haben meine Frau und ich Deutsch gelernt. Dafür ist auch das Geld aus Schottland draufgegangen. Nach einem Jahr hatte ich das Sprachniveau B2 und konnte mich ganz gut auf Deutsch verständigen. Zu einem weiteren Sprachkurs gehörte auch ein einmonatiges Praktikum. Das habe ich dann bei den Stadtwerken Solingen gemacht.
Griese: Waren die Stadtwerke Solingen Ihre erste Wahl?
Bikinas: Ehrlicherweise nicht! Und zwar deshalb, weil ich Sorge hatte, dass die Stadtwerke zu anspruchsvoll wären und mich nicht nehmen würden. Umso glücklicher war ich, als es mit der Praktikumsbewerbung geklappt hat.
Griese: Wie wurde dann aus einem einmonatigen Praktikum eine dreijährige Ausbildung zum Vermessungstechniker?
Bikinas: In einem Gespräch mit meinen Kollegen habe ich erfahren, dass bei den Stadtwerken ein Auszubildender als Vermessungstechniker gesucht wird. Ich habe mich dann ganz normal beworben, den Einstellungstest durchlaufen und die Stelle bekommen.
Griese: Warum machen Sie eine Ausbildung und arbeiten nicht als Ingenieur?
Bikinas: Mir fehlen einfach zu viele Fachbegriffe. Da hätte ich keine Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Aber in die Ausbildung kann ich viel von meinem Wissen aus dem Studium einbringen.
Griese: Wie gefällt Ihnen die Ausbildung bisher?
Bikinas: Ich komme gerne zur Arbeit! Die Kollegen sind sehr nett. Da habe ich echte Freunde gefunden. Unsere Ausbilder nehmen sich Zeit für uns. Außerdem kann ich immer nachfragen, wenn ich was nicht verstehe. Meine Klassenkameraden in der Berufsschule erzählen manchmal, dass sie gar keine Möglichkeiten haben, für die Schule zu lernen. Das ist bei den Stadtwerken anders geregelt: Ich bekomme genug Zeit für die Vorbereitung. Auch in der Berufsschule läuft es rund. Ich kann dem Unterricht jederzeit gut folgen. Alles in allem: Ich fühle mich inzwischen in Deutschland so zuhause, wie früher in Litauen.
Griese: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg und Freude in der Ausbildung zum Vermessungstechniker!
Autor: Kerstin Griese
Vermessungstechniker_in
Alle Informationen zur Ausbildung zur Vermessungstechnikerin / zum Vermessungstechniker bei der SWS Netze Solingen GmbH.
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