E-Auto - Peugeot e-208

Mein erstes E-Auto – Urlaubsspecial

Unser Autor:

Lange habe ich gezögert: mit dem neuen E-Auto in die Ladesäulen-Diaspora? Ganz allein auf der ersten längeren Fahrt? Und dann habe ich mir gesagt: Wenn es schiefgeht, hast du immerhin was zu berichten. Hier also mein Bericht. ?

Allein mit dem E-Auto in den Hunsrück

Zugegeben – ganz so weit ging meine erste Urlaubs­fahrt nicht: Ich war eine Woche wandern im Hunsrück. Eine Strecke dauert da im Normalfall ca. drei Stunden. Doch dazu später mehr … Nachdem ich in diversen Apps die Ladesäu­len­dichte an meinem Urlaubsort (0, in Zahlen: Null) und in der Region (2) überprüft hatte, hatte ich das Thema eigentlich schon abgeschrieben. Und mein Mann hat mir auch prompt seinen Diesel angeboten. Aber dann habe ich mal bei der Vermie­terin meines Ferien­hauses nachge­fragt, ob es wohl eine Steckdose in der Nähe vom Stell­platz gäbe. Und sie hat mir sogleich einen Stell­platz mit Steckdose unter ihrem Carport angeboten. Damit war meine letzte Ausrede weg, mich dem Abenteuer nicht zu stellen.

Schnarch­ladung über Notladekabel

Die Versorgung vor Ort war also gesichert, wenn auch seeehhhrrr langsam. Für eine volle Ladung hätte ich mehr als 30 Stunden gebraucht. Aber ich hatte ja gar nicht vor, vor Ort große Touren zu fahren. Ich wollte nur zu den Parkplätzen, an denen meine Wande­rungen starteten. Da sollte das nächt­liche Aufladen doch vollkommen ausreichen. Glück­li­cher­weise habe ich beim Autokauf auch ein sogenanntes Mode2- oder Notla­de­kabel dazube­kommen. Das ist mit einer so genannten In-Kabel-Kontrollbox versehen – liebevoll auch „der Ziegel“ genannt – die für die Kommu­ni­kation zwischen Steckdose und E-Auto sorgt und Schutz­funk­tionen übernimmt. Ein wenig Sorge hatte ich dennoch, da mir mein Kollege Felix erzählte, dass bei seinem Versuch, die Steckdose von Freunden zum Laden zu nutzen, alle Siche­rungen rausge­knallt wären und die Freunde letztlich sämtliche große Verbraucher wie Spülma­schine und Herd abschalten mussten. Will ich das meiner Ferien­haus­ver­mie­terin wirklich zumuten? Immerhin: So eine Schnarch­ladung ist gut für den Akku. Da kann er sich mal richtig entspannen.

Ladung Carport
Ladung mit Ziegel

Vorbe­reitung mit mehreren Apps

Aber zunächst musste ich die Anreise bewäl­tigen. Kurz vorher war das verhee­rende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gewesen, etliche Abschnitte meiner Strecke damit gesperrt. Das machte die Routen­planung in der App ABetter­Rou­te­Planer extrem schwierig. Sie wollte mir partout nicht die vom ADAC vorge­schlagene Ausweich­route anbieten. Dabei hatte ich extra für einen Monat die Prime­version gebucht. Eigentlich ist die App kostenlos, aber mit der kosten­pflich­tigen Version konnte ich sie auf den Monitor meines Wagens spiegeln. Dummer­weise hatte ich die heikle Strecken­planung an meinem iPad gemacht. Erst kurz vor der Abfahrt wurde mir klar, dass ich kein Kabel habe, um das iPad an den Mini-USB-Anschluss im Auto anzuschließen. Also habe ich auf die Schnelle versucht, die Strecke in der Handyapp zu rekon­stru­ieren und bin damit gnadenlos gescheitert. Gut, dass ich die auser­ko­renen Schnell­la­de­säulen an meiner Strecke rausge­schrieben hatte. Es geht doch nix über Stift und Papier. ?

Vorge­schlagene Schnell­la­de­punkte – nicht immer die sicherste Lösung

So konnte ich die verschie­denen Rastplätze in mein Navi eingeben und mich sukzessive vorar­beiten. Bei der Suche nach geeig­neten Schnell­la­de­säulen ging die App leider auch von anderen Kriterien aus als ich. So wäre die Umsonst-Schnell­la­de­säule in Köln bei Lidl auf dem Parkplatz sicher ne gute Idee gewesen – wenn ich nicht an einem Samstag­morgen unterwegs gewesen wäre. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon eine lange Warte­schlange. Deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe die Ladeparks von Ionity und EnBW direkt an der Autobahn angefahren. Sicherlich was teurer, aber insgesamt zuverlässiger.

Gegen­seitige Hilfe? Selbstverständlich!

Wobei zuver­läs­siger? Ich bin dann gleich mal an der ersten Ionity-Ladesäule beim Freischalten gescheitert. Glück­li­cher­weise lud neben mir eine Familie aus den Nieder­landen ihr E-Auto auf. Die berich­teten von ähnlichen Problemen an meiner Säule. Aber der Fahrer bot mir sogleich an, seine Ladung was abzukürzen und mir dann seinen Platz freizu­machen. An der neuen Ladesäule klappte dann die Freischaltung einwandfrei. Schnell zur Toilette, was zu trinken kaufen und wieder zurück zum Auto.

E-Auto erster Ladestop
An der richtigen Säule klappts auch mit dem Laden

Dort traf ich ein Ehepaar aus Wolfsburg, die gerade auf ihrer ersten längeren Tour waren. Auch sie hatten Probleme mit der fraglichen Ladesäule. Also habe ich ebenfalls auf die Zusatz­ki­lo­meter verzichtet, die ich mir eigentlich als Sicher­heits­puffer gönnen wollte und habe die Ladesäule für die beiden freige­macht. Auch am zweiten Ladestopp – wieder Ionity – habe ich genau die Säule erwischt, die nicht funktio­niert hat. Kurz ans Fenster des neben mir ladenden Teslas geklopft und gefragt, ob man mir helfen könne. Dabei fiel dann auf, dass meine Säule anders als die anderen freien Säulen nicht grün beleuchtet war. Also wieder umparken und eine andere Säule – diesmal mit grünem Licht – auswählen und es klappte.

E-Auto zweiter Ladestop
Grüne, blaue und unbeleuchtete Säulen

An der dritten Säule – diesmal EnBW – klappte alles wie am Schnürchen. Eigentlich hätte ich diese Ladesäule nicht mehr ansteuern müssen und wäre trotzdem mit 30 Prozent Ladestand bei meinem Ferienhaus angekommen. Aber ich musste eh zur Toilette und traute der Schnarch­ladung vor Ort noch nicht so ganz. Deshalb habe ich nochmal ordentlich aufge­laden und kam mit 60 Prozent Ladestand an meinem Urlaubsort an.

Rückreise: viel entspannter

Die Rückreise habe ich dann schon als deutlich unspek­ta­ku­lärer empfunden. Ich habe einfach die gleichen Rasthöfe (nur diesmal die auf der Ost- statt auf der Westseite) angefahren und jeweils auf 90 Prozent aufge­laden. Diesmal klappte das Laden ganz gut. Außer bei der ersten Ladesäule. Die hatte mich nach erfolg­reichem Start einfach wieder rausge­schmissen. Aber auch das war mit einer Umpark-Aktion schnell behoben. Am zweiten Halte­punkt sprach mich dann der Fahrer eines E-Minis an. Er hatte schon am ersten Rastplatz neben mir gestanden und mich jetzt wieder­erkannt. Auch er war auf seiner ersten Urlaubs­reise mit dem E-Auto und jetzt auf dem Weg zurück nach Hause. Sein Akku war aller­dings etwas kleiner als meiner. Dafür musste er dann aber nur noch nach Köln. Trotzdem fand er die Fahrt ebenfalls ziemlich aufregend.

Autor: Kerstin Griese

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