Mein erstes E-Auto – Urlaubsspecial
Lange habe ich gezögert: mit dem neuen E-Auto in die Ladesäulen-Diaspora? Ganz allein auf der ersten längeren Fahrt? Und dann habe ich mir gesagt: Wenn es schiefgeht, hast du immerhin was zu berichten. Hier also mein Bericht. ?
Allein mit dem E-Auto in den Hunsrück
Zugegeben – ganz so weit ging meine erste Urlaubsfahrt nicht: Ich war eine Woche wandern im Hunsrück. Eine Strecke dauert da im Normalfall ca. drei Stunden. Doch dazu später mehr … Nachdem ich in diversen Apps die Ladesäulendichte an meinem Urlaubsort (0, in Zahlen: Null) und in der Region (2) überprüft hatte, hatte ich das Thema eigentlich schon abgeschrieben. Und mein Mann hat mir auch prompt seinen Diesel angeboten. Aber dann habe ich mal bei der Vermieterin meines Ferienhauses nachgefragt, ob es wohl eine Steckdose in der Nähe vom Stellplatz gäbe. Und sie hat mir sogleich einen Stellplatz mit Steckdose unter ihrem Carport angeboten. Damit war meine letzte Ausrede weg, mich dem Abenteuer nicht zu stellen.
Schnarchladung über Notladekabel
Die Versorgung vor Ort war also gesichert, wenn auch seeehhhrrr langsam. Für eine volle Ladung hätte ich mehr als 30 Stunden gebraucht. Aber ich hatte ja gar nicht vor, vor Ort große Touren zu fahren. Ich wollte nur zu den Parkplätzen, an denen meine Wanderungen starteten. Da sollte das nächtliche Aufladen doch vollkommen ausreichen. Glücklicherweise habe ich beim Autokauf auch ein sogenanntes Mode2- oder Notladekabel dazubekommen. Das ist mit einer so genannten In-Kabel-Kontrollbox versehen – liebevoll auch „der Ziegel“ genannt – die für die Kommunikation zwischen Steckdose und E-Auto sorgt und Schutzfunktionen übernimmt. Ein wenig Sorge hatte ich dennoch, da mir mein Kollege Felix erzählte, dass bei seinem Versuch, die Steckdose von Freunden zum Laden zu nutzen, alle Sicherungen rausgeknallt wären und die Freunde letztlich sämtliche große Verbraucher wie Spülmaschine und Herd abschalten mussten. Will ich das meiner Ferienhausvermieterin wirklich zumuten? Immerhin: So eine Schnarchladung ist gut für den Akku. Da kann er sich mal richtig entspannen.

Vorbereitung mit mehreren Apps
Aber zunächst musste ich die Anreise bewältigen. Kurz vorher war das verheerende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gewesen, etliche Abschnitte meiner Strecke damit gesperrt. Das machte die Routenplanung in der App ABetterRoutePlaner extrem schwierig. Sie wollte mir partout nicht die vom ADAC vorgeschlagene Ausweichroute anbieten. Dabei hatte ich extra für einen Monat die Primeversion gebucht. Eigentlich ist die App kostenlos, aber mit der kostenpflichtigen Version konnte ich sie auf den Monitor meines Wagens spiegeln. Dummerweise hatte ich die heikle Streckenplanung an meinem iPad gemacht. Erst kurz vor der Abfahrt wurde mir klar, dass ich kein Kabel habe, um das iPad an den Mini-USB-Anschluss im Auto anzuschließen. Also habe ich auf die Schnelle versucht, die Strecke in der Handyapp zu rekonstruieren und bin damit gnadenlos gescheitert. Gut, dass ich die auserkorenen Schnellladesäulen an meiner Strecke rausgeschrieben hatte. Es geht doch nix über Stift und Papier. ?
Vorgeschlagene Schnellladepunkte – nicht immer die sicherste Lösung
So konnte ich die verschiedenen Rastplätze in mein Navi eingeben und mich sukzessive vorarbeiten. Bei der Suche nach geeigneten Schnellladesäulen ging die App leider auch von anderen Kriterien aus als ich. So wäre die Umsonst-Schnellladesäule in Köln bei Lidl auf dem Parkplatz sicher ne gute Idee gewesen – wenn ich nicht an einem Samstagmorgen unterwegs gewesen wäre. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon eine lange Warteschlange. Deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe die Ladeparks von Ionity und EnBW direkt an der Autobahn angefahren. Sicherlich was teurer, aber insgesamt zuverlässiger.
Gegenseitige Hilfe? Selbstverständlich!
Wobei zuverlässiger? Ich bin dann gleich mal an der ersten Ionity-Ladesäule beim Freischalten gescheitert. Glücklicherweise lud neben mir eine Familie aus den Niederlanden ihr E-Auto auf. Die berichteten von ähnlichen Problemen an meiner Säule. Aber der Fahrer bot mir sogleich an, seine Ladung was abzukürzen und mir dann seinen Platz freizumachen. An der neuen Ladesäule klappte dann die Freischaltung einwandfrei. Schnell zur Toilette, was zu trinken kaufen und wieder zurück zum Auto.

Dort traf ich ein Ehepaar aus Wolfsburg, die gerade auf ihrer ersten längeren Tour waren. Auch sie hatten Probleme mit der fraglichen Ladesäule. Also habe ich ebenfalls auf die Zusatzkilometer verzichtet, die ich mir eigentlich als Sicherheitspuffer gönnen wollte und habe die Ladesäule für die beiden freigemacht. Auch am zweiten Ladestopp – wieder Ionity – habe ich genau die Säule erwischt, die nicht funktioniert hat. Kurz ans Fenster des neben mir ladenden Teslas geklopft und gefragt, ob man mir helfen könne. Dabei fiel dann auf, dass meine Säule anders als die anderen freien Säulen nicht grün beleuchtet war. Also wieder umparken und eine andere Säule – diesmal mit grünem Licht – auswählen und es klappte.

An der dritten Säule – diesmal EnBW – klappte alles wie am Schnürchen. Eigentlich hätte ich diese Ladesäule nicht mehr ansteuern müssen und wäre trotzdem mit 30 Prozent Ladestand bei meinem Ferienhaus angekommen. Aber ich musste eh zur Toilette und traute der Schnarchladung vor Ort noch nicht so ganz. Deshalb habe ich nochmal ordentlich aufgeladen und kam mit 60 Prozent Ladestand an meinem Urlaubsort an.
Rückreise: viel entspannter
Die Rückreise habe ich dann schon als deutlich unspektakulärer empfunden. Ich habe einfach die gleichen Rasthöfe (nur diesmal die auf der Ost- statt auf der Westseite) angefahren und jeweils auf 90 Prozent aufgeladen. Diesmal klappte das Laden ganz gut. Außer bei der ersten Ladesäule. Die hatte mich nach erfolgreichem Start einfach wieder rausgeschmissen. Aber auch das war mit einer Umpark-Aktion schnell behoben. Am zweiten Haltepunkt sprach mich dann der Fahrer eines E-Minis an. Er hatte schon am ersten Rastplatz neben mir gestanden und mich jetzt wiedererkannt. Auch er war auf seiner ersten Urlaubsreise mit dem E-Auto und jetzt auf dem Weg zurück nach Hause. Sein Akku war allerdings etwas kleiner als meiner. Dafür musste er dann aber nur noch nach Köln. Trotzdem fand er die Fahrt ebenfalls ziemlich aufregend.
Autor: Kerstin Griese
Elektromobilität
Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen: Ladesäulen, Wallbox, TankE-Netzwerk-App, FAQ und vieles mehr.