Mein erstes E-Auto – vierte Woche
Diese Woche ärgere ich mich über Verbrenner an E-Ladesäulen und bin kurz verzweifelt, was meinen Verbrauch angeht – bis ich eine überraschende Entdeckung mache.
Vorbemerkung
Heute hat mich die Kollegin, die meinen Blog vor Drucklegung immer noch mal Korrektur liest, gefragt, wann ich endlich mein E-Auto abfeiern würde. Offensichtlich habe ich mich zu sehr auf die Skurrilitäten konzentriert, die mir in den letzten Wochen widerfahren sind. Um es klar zu sagen: Ich liebe mein E-Auto! Ich mag dieses sanfte Dahingleiten, wenn ich durch die Stadt fahre. Manchmal öffne ich das Fenster, nur, um diesem leisen Schnurren zuzuhören, wenn ich durch eine einsame Wohnstraße fahre. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich weniger sportlich fahre. Ich bin fast ausschließlich im Eco-Modus unterwegs und versuche, mit dem Verkehr mitzuschwimmen. Mein Mann sagt, ich fahre wie eine Oma! Er sagt aber auch, dass er selbst mit meinem Auto viel weniger sportlich fährt als mit seinem Verbrenner. Und diese Art des Dahingleitens ist wahnsinnig entspannend. Also genau das, was viele – Stichwort Reichweitenangst – überhaupt nicht von einem E-Auto erwarten.
Tag 22
Starten will ich heute aber mal mit einem Aufreger-Thema: Verbrenner an E-Ladesäulen! Ich habe es immer für ein Gerücht gehalten, aber jetzt wo ich drauf achte, fallen sie mir überall auf. Gestern erst: Ich hatte die Ladesäule meiner Wahl angesteuert und festgestellt, dass beide Ladepunkte mit E-Autos besetzt waren. Kein Problem, in der Nähe sind ja noch weitere. Als Nächstes kurvte ich über einen vollbesetzten Parkplatz mit reichlich Parkplatzsuchverkehr – die Ladesäulen aus der App habe ich aber erst Wochen später gefunden. Aber kein Problem, in der Nähe sind ja noch weitere Ladesäulen. An den nächsten beiden Ladepunkten standen zwei Verbrenner. In einem davon saß der Fahrer. Glücklicherweise habe ich auf der Gegenseite einen Parkplatz gefunden – was in diesem Stadtteil eine echte Rarität ist. Gerade als ich halbwegs eingeparkt hatte, um den Herrn zu bitten, den Parkplatz freizumachen, fuhr er weg. Nach einem gewagten Wendemanöver hatte ich also endlich meinen Park- und Ladeplatz.
Noch schlimmer: Verbrenner an Schnellladesäulen! Gerade gestern erst gesehen. Das ist so richtig gemein, weil es eben nicht an jeder Ecke diese Schnellladesäulen gibt, das Ausweichen auf andere Säulen also nicht so leichtfällt.
Tag 23
Ein paar Wochen ist es jetzt her, dass ich mein Auto abgeholt habe. Deshalb mal was zum Thema Fahrkosten: Ich empfinde den Stromverbrauch auf der Autobahn als sehr hoch. Gefühlt verbrauche ich insgesamt etwas mehr als mit meinem alten Diesel. Allerdings war der A1 eine Klasse kleiner als der Peugeot 208. Wie sich Strom- und Benzinpreise weiter entwickeln? Ich fürchte, beides wird nach oben gehen. Beim Kraftstoff schlägt die CO2-Abgabe zu Buche, die Anfang des Jahres eingeführt wurde und über die nächsten Jahre stetig steigen soll. Bei den Strompreisen ist insbesondere die EEG-Umlage ein Preistreiber.
Mein Steuerbescheid ist inzwischen auch angekommen. Für die nächsten zehn Jahre muss ich keine Steuern für das Auto zahlen. Allerdings sind das aus meiner Sicht bei einem Auto keine nennenswerten Kosten. Mehr zu Buche schlagen werden vielleicht die reduzierten Werkstattkosten. Obwohl ich in dieser Hinsicht von dem A1 auch ziemlich verwöhnt war. Dafür ist die Zusage für die Innovationsprämie inzwischen gekommen. Ein Tag später waren die 6.000 Euro auch schon auf meinem Konto. Offensichtlich habe ich bei der Beantragung doch alles richtig gemacht.
Tag 28
Neulich war ich ein bisschen frustriert über die Verbrauchswerte meines neuen Autos. Deshalb habe ich mich die letzten Tage intensiv mit der Thematik beschäftigt. Eine Internetrecherche ergab, dass die Reichweitenangabe des e 208 durchaus irritierend ist. Deshalb habe ich die gedanklich ausgeblendet und mir mal meinen Durchschnittsverbrauch einblenden lassen, der bei etwa 17 kWh/100 km lag. Angegeben ist das Auto mit 17,6 kWh/100 km. Also eigentlich alles im grünen Bereich, zumal wenn man bedenkt, dass auch bei Verbrennern die Verbrauchswerte immer geschönt sind. Dann habe ich mir ein Video zum Thema Strom sparen bei E-Autos angeschaut und das Ganze am Wochenende auch gleich in einer Stromspar-Challenge mit meinem Mann getestet. Und was soll ich sagen: Da ist tatsächlich noch einiges drin!
Die Challenge: 59 km über Landstraße und durch die Stadt. Auf dem Hinweg ist mein Mann gefahren und auf dem Rückweg ich. Anschließend haben wir den jeweiligen Durchschnittsverbrauch verglichen. Und was siehe da: Rolf war mit 12,8 kWh/100 km schon ziemlich gut, aber ich habe ihn mit 12,1 kWh/100 km geschlagen. Allerdings zu Lasten der Durchschnittsgeschwindigkeit. Beides aber Werte, mit denen ich sehr zufrieden bin. Kostentechnisch sprechen wir hier von 3,50 Euro auf 100 km.
Am nächsten Tag hatte ich mich zum Wandern mit einer Freundin bei Hattingen verabredet. Hin ging es über die Autobahn und zurück habe ich im Navi die „umweltfreundlichste Strecke“ gewählt. Auf der Autobahn habe ich von B auf D geschaltet – also die Rekuperation reduziert – was einiges an Einsparungen nach sich gezogen hat. Für den Hinweg mit Autobahn habe ich 18,2 kWh/100 km verbraucht. Zurück über Land – im Wesentlichen bergab und durch 30-er Zonen – waren es ganze – Trommelwirbel – 8,8 kWh/100 km!!!! Für meinen 50 kW-Akku (effektiv 47,5 kW) wäre das eine rein rechnerische Reichweite von ca. 250 km Autobahn und über 500 km (!!!) Landstraße. Das wären ja schon fast Tesla-Qualitäten. ? Allerdings kaum vorstellbar, dass irgendwer die dafür nötige Konzentration so lange durchhält und die Durchschnittsgeschwindigkeit lässt mit 33 km/h auch schwer zu wünschen übrig. Und da endet der Tesla-Vergleich auch schon. Aber egal, ich freue mich gerade wie ein Kind über meine Verbrauchswerte.
Autor: Kerstin Griese
Elektromobilität
Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen: Ladesäulen, Wallbox, TankE-Netzwerk-App, FAQ und vieles mehr.