Mein erstes E-Auto – zweite Woche
Wer sich für ein E-Auto entscheidet, hat plötzlich viel mit IT zu tun. Hier berichte ich in loser Folge von den Erlebnissen eines Neu-E-Mobilisten und damit über die E-Mobilität aus einem sehr subjektiven Blickwinkel.
Tag 8
So ein E-Auto ist ja eigentlich kein Auto, sondern ein rollender Computer! Da ist zum einen die App für das Auto selber. Nicht ganz unkompliziert, was sich die Leute von Peugeot da überlegt haben: Zuerst runterladen und mich registrieren, im nächsten Schritt das Auto verbinden, dann die Fernbedienung abonnieren und auf die Aktivierung warten. Nach erfolgter Aktivierung bekam ich eine Meldung, dass ich jetzt noch vier Fahrten á mindestens 30 Minuten durchführen müsse, damit die Fernbedienung funktioniert. What? Und nachdem die Fernbedienung freigegeben war, passieren so Sachen wie neulich, als ich beim Versuch der Fernklimatisierung den Ladevorgang abgebrochen habe. ?
Neben der Fahrzeug-App gibt es noch diverse Lade-Apps. Derzeit habe ich acht verschiedene auf dem Handy. Darunter natürlich auch die TankE-App der Stadtwerke Solingen. Und je nach Situation und Lademöglichkeit ist mal die eine, mal die andere die bessere. So kann ich zum Beispiel bei Lidl mit der Lidl-App eine Stunde kostenfrei laden, sofern ich denn gleichzeitig einkaufen gehe. Bei der einen bekomme ich als ADAC-Mitglied Rabatt, darf aber auf gar keinen Fall länger als vier Stunden an der Ladesäule stehen, sonst muss ich Standgebühr zahlen und es wird richtig teuer. Bei der anderen brauche ich mir um Standgebühren überhaupt keine Sorgen zu machen. Für mich als DAU (dümmster anzunehmender User) gar nicht so einfach.

Da fällt mir ein, ich muss noch an meinen Rechner. Meine Auto-App hat mir zwei Updates gemeldet, die ich am Computer runterladen und dann per USB-Stick im Auto einspielen muss. Erinnert sich noch einer an die Tamagotchis der achtziger Jahre? Mein Auto ist schlimmer!
Tag 10
Apropos schlimmer: Was ist schlimmer als gar keine Ladesäule zu finden? Eine Ladesäule an der zwei Verbrenner die Parkplätze blockieren. Heute erlebt! Glücklicherweise habe ich mir – das war ein Tipp von einem der Klingenstromer – ein 7,50 m langes Kabel gekauft. So konnte ich mich ganz eng an das Auto vor mir kuscheln und gerade noch die Ladesäule erreichen. An alle da draußen, die Verbrenner fahren: Das ist echt nicht geil!

Ich habe nach wie vor Probleme mit dem Remote Control: Als ich die Klimatisierung eingeschaltet habe, hat das Auto angeblich wieder den Ladevorgang unterbrochen. Der Kundenservice meint, das wäre nur ein Darstellungsproblem. Also weiter testen!
Auch das Update steht noch aus. Der Download funktionierte nur zur Hälfte. Für den zweiten Teil habe ich vom Kundenservice einen neuen Link bekommen. Vorher soll ich aber noch ein generelles Update machen. Später dazu mehr …
Tag 11
Ich kann nur eine Herausforderung pro Tag annehmen: heute also Beantragung der Innovationsprämie. Bisher fehlten mir immer wieder Daten, so dass ich den Vorgang auf der Website schon diverse Male angefangen, aber immer wieder abgebrochen habe. Heute soll es also endlich klappen!
Vor einigen Tagen bin ich an der Modellbezeichnung gescheitert: Es gibt allein sechs verschiedene Modelle des e-208 Allure zur Auswahl. In den Verkaufsunterlagen finde ich zwar eine Spezifizierung meines Autos, aber nicht in der geforderten Detailtiefe. Glücklicherweise konnte mein Autohaus helfen. Bei der nächsten Frage streichen aber auch sie die Segel: Die Prüfziffer zur Fahrzeug-Identifikationsnummer ist „zwingend sinnvoll auszufüllen“, aber das entsprechende Feld im Fahrzeugschein ist leer. Hier rettet mich einer der Klingenstromer. Unter www.kneifel.de/vin.php kann man sich die Prüfnummer aus der Fahrzeugidentifikationsnummer ableiten lassen.
Nach dem Ausfüllen des BAFA-Online-Antrags kommt man auf eine Seite, auf der man die erforderlichen Unterlagen hochladen kann. Seit dem 1. September 2020 sind beim Neuwagen nur noch die Fahrzeugrechnung und die „Bestätigung der wahrheitsgemäßen Angaben“ nötig. Ich lade meine Fahrzeugrechnung hoch, aus der zwingend der BAFA-Rabatt des Autohauses von mindestens 3.000 Euro ersichtlich sein muss. Anschließend erhalte ich eine Meldung, dass mein Antrag eingegangen ist und ich den Antrag ausdrucken kann. Die erste Seite des Antrages solle ich unterschreiben, einscannen und dann „auf weitere Anweisungen“ warten. Hört sich für mich an, als würde ich die Lösegeldforderung eines Entführers bekommen. 😉
Zwei Mails später habe ich eine Vorgangsnummer und einen neuen Link bekommen, wo ich die „Bestätigung der wahrheitsgemäßen Angaben“ hochladen kann. Auf der Website vom BAFA wähle ich aus den Förderprogrammen Elektromobilität EMO, FEM, FEMS das Förderprogramm FEMS aus und kann dann meine Bestätigung hochladen. Übrigens unbedingt als PDF und in der „richtigen Ausrichtung der gescannten Dokumente“!!!!
Hört sich kompliziert an? Ist es auch! Und dass, obwohl ich schon bei normalen Formularen entnervt die Segel streiche. Aber was tut man nicht alles für 6.000 Euro. Was ich euch nicht erzählt habe, ist, wie oft mein Rechner zwischendurch abgeschmiert ist. Er scheint ein Problem mit dem USB-Stick zu haben, auf dem ich die Scans gespeichert hatte. Überhaupt: Ist es eigentlich o.k. von einem Privathaushalt zu erwarten, dass neben dem Rechner ein Drucker, ein Scanner und das Programm Adobe PDF installiert ist? Bei anderen Online-Formularen kann ich das mit dem Handy oder Tablet ausfüllen und Fotos hochladen. Glücklicherweise lebe ich in einem ITler-Haushalt.
Im Nachhinein habe ich übrigens eine gute Anleitung von Hyundai gefunden, die ich gerne mit euch teile.
Autor: Kerstin Griese
Elektromobilität
Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen: Ladesäulen, Wallbox, TankE-Netzwerk-App, FAQ und vieles mehr.
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