Mikrobiologische Trinkwasseruntersuchung
Mit Einführung der zentralen Wasserversorgung kam es vor allem in größeren Städten immer wieder zu Epidemien. Auslöser waren Bakterien, die sich über das Trinkwasser verteilten. Auch heute noch prüfen wir im Trinkwasserlabor im Rahmen der Trinkwasseruntersuchung regelmäßig auf Bakterien.
Infektionsschutzgesetz und Trinkwasserverordnung
Als Laborleiter habe ich die Erlaubnis zum Umgang mit Krankheitserregern der Risikostufe 2, wie z. B. Legionellen. Als Trinkwasserlabor konzentrieren wir uns dabei vor allem auf solche Bakterien, die für die Trinkwasserversorgung relevant sind. Basis unserer Arbeit ist die Trinkwasserverordnung, die den Maßstab für unsere tägliche Arbeit bildet. Am 30. Juni 1900 trat das Reichsseuchengesetz zum Schutz vor Epidemien in Kraft – Vorgänger des heutigen Infektionsschutzgesetzes. Aus dem Infektionsschutzgesetzt leitet sich die Trinkwasserverordnung ab. Mit der Desinfektion und Filtration des Rohwassers zu Trinkwasser verbesserte sich die Trinkwasserqualität zusehends. Heute ist Wasser in Deutschland das am besten kontrollierte Lebensmittel.
Kochsches Pattenguss-Verfahren
Zu der Entstehung des Reichsseuchengesetzes haben die Arbeiten von Robert Koch maßgeblich beigetragen. So entwickelte er das Kochsche Plattenguss-Verfahren, dass Trinkwasserlabore – auch wir – noch heute anwenden. Bei dieser Methode wird 1 Milliliter Wasser in eine Petrischale gegeben und anschließend mit einer flüssigen Nährlösung vermischt. Die Proben kommen bei 20 Grad sowie bei 36 Grad für zwei Tage in den sogenannten Brutschrank. Zeigen sich mehr als 100 Kolonien von Mikroorganismen, gilt der Grenzwert als überschritten. Diese Technik ist einfach anzuwenden und kann mit geringem Aufwand – selbst im kleinsten Wasserwerk – durchgeführt werden. Allerdings gibt sie keinen Aufschluss über die Art der Mikroorganismen. Dazu eignen sich Verfahren mit Selektiv-Nährböden.
Bildergalerie zu den Arbeitsschritten des Kochsches Plattenguss-Verfahren:
Membran-Filter-Verfahren mit Selektiv-Nährböden
Da der Grenzwert für einige Bakterien in 100 Milliliter angegeben wird, muss hier das Membran-Filter-Verfahren angewendet werden. Hierzu zieht man 100 Milliliter Wasser per Unterdruck durch einen Filter, den man anschließend auf einen Selektiv-Nährboden legt. Es gibt unterschiedliche Arten von Nährböden: Jeder Nährboden bietet, je nach gesuchtem Ziel-Mikroorganismus, die optimalen Lebensbedingungen für genau diesen Mikroorganismus, während er das Wachstum anderer Mikroorganismen unterdrückt. Anschließend wird der Nährboden mit dem Filter bei einer spezifischen Temperatur in einen Brutschrank gegeben. Nach 21 Stunden kann man z. B. feststellen, ob E. coli im Wasser enthalten war.
Bildergalerie mit den Arbeitsschritten zum Membran-Filter-Verfahren mit Selektiv-Nährboden:
E. coli Bakterien sind ein Indikator für Fäkalien und damit für spezielle Krankheitserreger im Wasser. Deshalb würde der Nachweis von E. coli Bakterien im Wasser sofort ein Abkochgebot nach sich ziehen. Da E. coli aber im Wasser nicht lange überlebt müssen wir parallel auf Enterokokken untersuchen. Diese zeigen eine länger zurückliegende fäkale Verunreinigung an. Daneben prüfen wir z. B. auf Clostridium perfringens, ein Indikator für Parasiten, die Durchfallerkrankungen erzeugen können. Außerdem testen wir auf Pseudonomas aeruginosa, ein Erstbesiedler- und Wundkeim, der in Oberflächengewässern aber auch in Hausinstallationen oder Schwimmbädern sowie nach Reparaturen und Neubauten von Wasserleitungen auftreten kann.
Legionellen
Mit der Möglichkeit auch warmes Wasser im Haus vorzuhalten, wurden die Legionellen in der Hausinstallation zu einem potentiellen Problem. Erstmals entdeckt wurden sie bei einem Ausbruch im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia (USA) 1976. Hier erkrankten bei einem Veteranentreffen 180 von 4.000 Teilnehmern. Legionellen vermehren sich zwischen 25 und 55 Grad Celsius optimal. Sie werden vor allem durch Aerosole, also etwa beim Duschen, übertragen.
2013 erfolgte ein Legionellen-Ausbruch in Warstein der auf eine Verdunstungskühlanlage zurück zu führen war. Seitdem müssen auch diese Objekte regelmäßig auf Legionellen überprüft werden. Solche Überprüfungen übernehmen wir als Auftragsarbeit. Unser Titelbild zeigt eine Legionellenkultur unter Schwarzlicht.
Übrigens: Die Bilder von Mikroorganismen und Legionellen, die wir in diesem Text gezeigt haben, stammen nicht aus dem Solinger Trinkwasser. Sie stammen vielmehr aus einem Ringversuch, der zur Qualitätskontrolle von zertifizierten Laboren dient.
Wasserlabor
Das Wasserlabor der Stadtwerke Solingen sorgt mit durchgehender Qualitätssicherung für einen hohen Standard. Das Trinkwasserlabor arbeitet und überwacht nach ISO-Vorgaben.
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