Braucht kein Dach: Mini-Solaranlagen für Balkon und Terrasse
Mit Mini-Solaranlagen könnt ihr Strom sparen und gleichzeitig etwas fürs Klima tun. Besonders dann, wenn ihr Mieterin oder Mieter seid. Hier erfahrt ihr, worauf ihr beim Kauf und der Installation achten solltet.
Großes Interesse an Solaranlagen auf dem eigenen Balkon
Überall geht der Trend nach oben: Der Ukraine-Krieg treibt die Energiepreise in die Höhe, die Bundesregierung steigert ihre Umweltvorgaben für neue Heizungsanlagen schon ab 2024 und die Außentemperaturen haben erstmals die 25 Grad-Marke erreicht. Kein Wunder also, dass mich in letzter Zeit immer mehr von euch fragen, ob sich Mini-Solaranlagen für den Balkon lohnen. Meine Antwort: ja! Vor drei Jahren habe ich zum ersten Mal über die kleinen Sonnenkraftwerke berichtet. Und auch heute noch bin ich von den Minis überzeugt. Warum das so ist und was ihr einem aktuellen Gerichtsurteil zufolge bei der Installation einer Mini-Solaranlage unbedingt beachten solltet, habe ich für euch in diesem Update zusammengefasst.
Diese Vorteile haben Mini-Solaranlagen
Einfach und praktisch
Die kleinen Photovoltaikanlagen für Balkon und Terrasse könnt ihr schnell und einfach installieren. Außerdem benötigen sie keine Wartung und nur wenig Platz.
Umweltfreundliche Ergänzung für euren Strombedarf
Das Solarmodul produziert aus Sonnenlicht elektrischen (Gleich-)Strom. Ein Wechselrichter wandelt diesen in haushaltsüblichen Wechselstrom um. Fließt Strom dann aus der Solaranlage in eine eurer Steckdosen, zählt euer Stromzähler langsamer und es wird weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Höchstwahrscheinlich wird der Strom vom Balkon aber nicht für den Betrieb aller eurer Haushaltsgeräte ausreichen. Denn Stecker-Solaranlagen sind im Regelfall zur Ergänzung eures eigenen Stromverbrauchs mit umweltfreundlichem Sonnenstrom ausgelegt. Doch das ist kein Problem: Strom aus dem öffentlichen Netz, zum Beispiel von den Stadtwerken Solingen, fließt bei Bedarf automatisch dazu.
Besonders geeignet für Mieterinnen und Mieter
Auch ohne ein eigenes Hausdach könnt ihr über die Mini-Kraftwerke etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig euren Geldbeutel entlasten. Bei einem Umzug könnt ihr das Gerät einfach mitnehmen.
Deutlich günstiger als eine große Solaranlage
Mini-Modelle mit einem Standard-Modul haben eine Leistung von etwa bis zu 400 Watt und kosten zwischen 350 und 500 Euro. Bezogen auf Anlagen mit einem Modul (manche haben auch zwei) dauert es etwa 6 bis 9 Jahre, bis sich eine Mini-Solaranlage amortisiert – abhängig davon, wieviel Strom eure Anlage erzeugen kann. Aber was zählt, ist ja nicht allein der finanzielle Aspekt, sondern auch der Umweltgedanke.
Sicher im Betrieb und hilfreich, um CO2 zu sparen
Laut Angaben der Verbraucherzentrale sind bis heute über 150.000 solcher Anlagen in Deutschland in Betrieb gegangen. Kein einziger Fall von Sachschäden oder verletzten Personen ist aktuell bekannt. Außerdem könnt ihr mit einer Mini-Solaranlage in 20 Jahren rund 2,5 Tonnen CO2 sparen.

Das solltet ihr bei der Installation von Mini-Solaranlagen beachten
Rechtssicher aufstellen
Eine Mini-Solaranlage ist für eure Terrasse, euren Balkon, eure Dachfläche über eurer Wohnung oder vor eurem Fenster, euer Garagendach oder eine zur Sonne ausgerichteten Außenwandfläche grundsätzlich geeignet. Je sonniger und verschattungsfreier die Fläche, desto mehr Ertrag bringt eure Anlage. Montiert ihr euer Sonnenkraftwerk z. B. an eure Balkonbrüstung oder befestigt es an einer Außenwand, gilt das als bauliche Veränderung. Dazu benötigt ihr die Zustimmung eurer oder eures Vermieters/Vermieterin oder der Eigentümergemeinschaft. Seit der Reform des Wohneigentumsgesetzes (WEG) im Jahr 2020 ist im letzten Fall keine Einstimmigkeit mehr, sondern nur eine mehrheitliche Erlaubnis erforderlich. Steht die Solaranlage ausschließlich auf dem Boden und ist nicht fest montiert, kann euch das aber niemand verbieten. Ein Mieter aus Süddeutschland wurde im letzten Jahr trotzdem von seiner Vermieterin verklagt, die dem Aufstellen seiner rechtmäßig installierten Anlage nicht zustimmen wollte. In einem Urteil mit bundesweiter Signalwirkung stuften die Stuttgarter Amtsrichter schließlich den Mieter-Anspruch auf Genehmigung der Anlage höher als die Rechte der Vermieterin ein. Sie begründeten das mit dem in Artikel 20a der im Grundgesetz verankerten Verantwortung eines jeden Menschen, die natürlichen Lebensgrundlagen für die künftigen Generationen zu schützen. Das trifft bei einer Mini-Solaranlage zu, denn mit ihr erzeugt ihr 100 % erneuerbaren und damit emissionsfreien Strom.
Installation durch Profis
Für Mini-Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 600 Watt schreibt die Installationsnorm vor, dass eine Elektronik-Fachkraft vor dem Anschluss einer Mini-Anlage prüft, ob der vorhandene Stromkreis für die Einspeisung von Solarstrom geeignet ist. Eventuell muss dann die vorhandene Sicherung ausgetauscht werden. Nutzt ihr aber eine steckerfertige Standard-Anlage mit weniger als 600 Watt Leistung, müsst ihr keine Stromkreis-Prüfung durchführen lassen. Aber: Aus Sicherheitsgründen solltet ihr eure Anlage nicht an eine herkömmliche Steckdose anschließen. Am besten lasst ihr durch einen Elektronik-Profi eine spezielle Energiesteckdose installieren, an die ihr eure Mini-Anlage anschließt. Dann seid ihr auf der sicheren Seite. Wichtig: An eine Steckdose solltet ihr immer nur ein einziges Stecker-Solargerät anschließen. Die Kombination mehrerer Anlagen, z. B. über eine Mehrfachsteckdose, ist nicht zu empfehlen.
Anmeldung ist Pflicht
Auch wenn sie viel kleiner und eigentlich keine Anlagen, sondern Strom erzeugende Haushaltsgeräte sind: Nach der Niederspannungsanschlussverordnung unterliegen Mini-Solaranlagen denselben Rechten und Pflichten wie größere PV-Anlagen. Sie müssen den gleichen Anmeldeprozess durchlaufen wie große Anlagen auch. Das bedeutet, dass ihr eure Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und mit diesem Formular „Anmeldung einer ‚Steckerfertigen Photovoltaik-Anlage bis 600 W'“ (0,1 MB, PDF) auch bei eurem zuständigen Netzbetreiber, den Netzen Solingen, anmelden müsst.
Vor Installation Stromzähler austauschen
Habt ihr zuhause nur einen „normalen“ Stromzähler, also einen Einrichtungszähler ohne Rücklaufsperre, müsst ihr diesen ggf. vor dem Anschluss eurer Anlage durch einen Zweirichtungszähler austauschen lassen. Theoretisch könntet ihr mit eurer Mini-Anlage schließlich Strom ins öffentliche Netz einspeisen und damit von der EEG-Einspeisevergütung profitieren. Praktisch ist die Menge des eingespeisten und damit vergüteten Stroms höchstwahrscheinlich so gering, dass ihr mit der kleinen Anlage lieber euren eigenen Strombedarf decken werdet. Doch speist ihr im unwahrscheinlichen Fall Strom ins öffentliche Netz ein, würde ein normaler Einrichtungszähler rückwärts laufen, und das wäre – bewusst oder unbewusst – Manipulation und ist damit nicht erlaubt.
Einen Zweirichtungszähler bekommt ihr bei den Netzen Solingen. Das funktioniert so: Wenn ihr eure Mini-Solaranlage bei den Netzen Solingen angemeldet habt, prüfen die zuständigen Kolleginnen und Kollegen automatisch, ob in eurem Fall ein Zweirichtungszähler nötig ist. Wenn ja, meldet sich jemand von den Netzen Solingen bei euch und vereinbart einen Austauschtermin. Der Zweirichtungszähler ist dann kostenfrei.
Orientierung beim Kauf
Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) hat einen hilfreichen Sicherheitsstandard für Mini-Solarananlagen entwickelt. Eine einheitliche Produktnorm zur Entwicklung und Zertifizierung der Geräte wird derzeit noch erarbeitet.
Solaranlage lieber groß statt mini?
Möchtest du eine etwas größere Solaranlage installieren? Unter dem Stichwort „Hausgemacht“ findest du kompetente Ansprechpartner rund um die Installation und die Finanzierung einer PV-Anlage.
Sonnenschirm
Sonnenschirm: Lösungen der Stadtwerke Solingen für Post-EEG-Anlagen, also EEG-Altanlagen, deren Förderung nach 20 Jahren endet.