Mitarbeiter Hobbys: Ravel – auch Pferde gehen in Rente
Conny Hildebrand erinnert sich, als ob es gestern gewesen wäre, wie sie und Ravel 1994 zueinander fanden: „Der Wallach stand in Leichlingen und hatte bereits fünf Vorbesitzer, weil er nicht ganz einfach ist. Bin ich manchmal auch nicht – also passte es sofort :-)“
Eigentlich hatte die Kollegin, die im Forderungsmanagement arbeitet, nur eine Reitbeteiligung gesucht. Den Vorbesitzer kannte sie aus dem Reitstall. „Er hatte gerade eine Familie gegründet und konnte sich nicht mehr so um Ravel kümmern, wie es so ein hochsensibles Tier braucht. Da hab ich ihm angeboten, das Pferd abzukaufen“, erinnert sie sich. Seinerzeit war Ravel fünf Jahre alt, inzwischen ist er seit 24 Jahre bei Conny Hildebrand. „Reiten kann ich ihn nicht mehr, das ist sukzessive weniger geworden. Er genießt jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand in einem Stall in Solingen. Da kann ich mich auf eine artgerechte Tierhaltung verlassen.“
Spaziergänge und Brei-Nahrung
Inzwischen geht sie mit Ravel nur noch spazieren – wenn seine Lunge das mitmacht. Ravel ist Pollenallergiker und hat eine geschädigte Lunge. Außerdem passt sie auf, dass er genug isst: Dem Trakehner wurden vor vier Jahren ein paar Backenzähne in der Pferdeklinik gezogen und bekommt deshalb eingeweichte Heucobs – „Heubrei“. Täglich fährt Conny Hildebrand nach der Arbeit in den Stall: „Ravel ist in seiner Jugend eindeutig misshandelt worden. Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich ihn z.B. an den Ohren anfassen durfte. Ich bin noch heute die einzige Person, der er vertraut.“ Deshalb bleibt auch die Betreuung komplett an ihr hängen.
Gefährlicher Sport
„Aber ich mach das gerne“, erzählt die Pferdenärrin. „Schließlich habe ich die Verantwortung für das Tier übernommen und er hat mir in den 24 Jahren auch viel zurückgegeben.“ Auch, wenn der Wallach ihr bereits viermal die Nase gebrochen hat. „Das ist ja keine Absicht: Pferde sind halt Fluchttiere und Ravel ist eben noch mal besonders nervös. Er hat sich in „gefährlichen“ Situationen auch schon selbst verletzt“, berichtet sie.
Bodygard für Ravel
Da Ravel ganz unten in der Rangordnung der Pferde steht, braucht er schon mal Schutz vor den anderen Tieren auf der Weide. Diesen hat er in Ferdi gefunden. „Ferdi ist sein Bodygard, er hat Ravel quasi adoptiert“, grinst Conny Hildebrand. „Zu Weidebeginn kam ein neues Pferd auf die Weide und wollte den Chef spielen. Dem hat Ferdi ganz schnell die Rangordnung klar gemacht obwohl er selber auch schon Mitte 20 ist.“ Überhaupt gibt es in dem Stall viele ältere Tiere. „Wir sind ein reiner Freizeitstall. Wir wollen, dass es unseren Tieren gut geht und verwöhnen sie sehr.“ Dazu gehört auch, dass die Pferde jeden Tag draußen auf der Weide sind.
Wir drücken Conny Hildebrand ganz fest die Daumen, dass sie noch viele schöne Jahre mit Ravel hat.
Autor: Kerstin Griese
Bitte beachtet unsere Netiquette!