Neue Trafostation für mehr Elektromobilität
Um die öffentliche Ladeinfrastruktur in Solingen ist es gut bestellt: Kürzlich berichtete die Presse über die aktuelle Situation im Bergischen Städtedreieck. Und da steht die Klingenstadt im direkten Vergleich echt gut da!
Erneuerung der Trafostation Kiefernstraße
Aber viele Solingerinnen und Solinger, die sich ein E-Auto anschaffen wollen, möchten natürlich auch bequem zuhause laden. Mit unserem TankE-Zuhause-Paket bieten wir dafür quasi einen Rundum-sorglos-Service an. Was aber vor dem Anschluss einer Wallbox berücksichtigt werden muss, ist die Anschlusskapazität, die in der jeweiligen Straße anliegt. Die Trafostation auf der Kiefernstraße, die eine klassische Einfamilienhaussiedlung in Ohligs mit Strom versorgt, war in die Jahre gekommen und konnte zukünftige Anschlüsse von Wallboxen nur noch bedingt stemmen. Deshalb haben die Netze Solingen jetzt investiert, damit die Anwohner zukünftig ohne große Hürden auf Elektromobilität umsteigen können. Ich habe mit meinem Kollegen Julian Pickard, Baubeauftragter im Stromnetz bei den Netzen Solingen, über die Erneuerung dieser Trafostation gesprochen.
Christian Olbrisch: Julian, du warst als Baubeauftragter mittendrin statt nur dabei. Warum wurde die Trafostation in der Kiefernstraße erneuert?
Julian Pickard: In den letzten Monaten kamen aus dem umliegenden Anwohnerfeld der Kiefernstraße vermehrt Anfragen für Schnelllademöglichkeiten. Nach genauer Prüfung stellten wir fest, dass die aktuelle Trafostation nicht in der Lage ist, die Leistung dafür zu erbringen. Aufgrund des Alters der Station war diese auch nicht mehr zu ertüchtigen. Und natürlich wollen wir den Solingerinnen und Solingern den Einstieg in die Elektromobilität so einfach wie möglich machen und unterstützen gerne dabei.
Christian Olbrisch: Also habt ihr das Projekt direkt in Angriff genommen. Wie viel Vorlauf brauchtet ihr dafür und was muss alles bedacht werden?
Julian Pickard: Das ist immer abhängig davon, wie viel tatsächlich erneuert werden muss. Zum Glück war das hier recht übersichtlich: Die Trafostation inklusive Gebäude musste ausgetauscht und ein Kabel verlängert werden. Die Position der Trafostation blieb gleich. In diesem Fall brauchten wir vier Wochen für die Planung und ca. sechs Wochen für die verkehrsrechtliche Anordnung, das ist die Erlaubnis, eine Baustelle einzurichten, und die Aufbruchgenehmigung für jegliche Baumaßnahmen im Bereich der Verkehrswege im öffentlichen Raum. Da es sich um eine Kompaktstation handelte, benötigten wir eine Möglichkeit, einen Kran aufzustellen, um die alte Station auf- und die neue abzuladen. Außerdem steht sie am Rand in der Einfahrt eines Eigentümers, diesen mussten wir im Vorfeld natürlich auch informieren genauso wie die Anwohner, die unmittelbar von der Baustelle und der Stromabschaltung betroffen waren.
Christian Olbrisch: Und dann ging es ja schnell ans Eingemachte. Welche Gewerke waren auf der Baustelle vertreten und was wurde im Detail gemacht?
Julian Pickard: Insgesamt verteilen sich die Arbeiten auf knapp drei Wochen, die elektrotechnischen Arbeiten im Stationsbereich wurden innerhalb von drei Tagen erledigt. Um eine Kompakt-Trafostation an einem Arbeitstag auszuwechseln sind natürlich Vorarbeiten zu leisten. Im Vorfeld wird die Station und die angeschlossenen Kabel durch unseren Tiefbauvertragspartner freigelegt. Einen Tag vor dem geplanten Auswechseln der Trafostation wurde von unserem Fahrdienst das Notrom-Aggregat aufgestellt und durch unsere Kollegen an das Stromnetz angeschlossen. Der zweite Tag begann für uns um 7 Uhr. Als erstes wurde das Notstrom-Aggregat in Betrieb genommen, danach konnte die Station freigeschaltet werden. Das bedeutet, dass alle angeschlossenen Kabel „spannungsfrei“ geschaltet werden. Erst nach dieser Maßnahme können die unterschiedlichen Kabel gefahrlos durch unsere Kabelmonteure abgeklemmt werden. Im Anschluss wurde die Station durch den Transportdienstleister mittels Ladebordkran aus der Baugrube gehoben. Damit die neue Station dort viele Jahre sicher stehen kann, richtet der Tiefbaupartner den Aufstelltort her. Dann wird auch schon die neue Station in die Baugrube gesetzt und unsere Kabelmonteure übernehmen, um die bestehenden Kabel an die neue Anlage anzupassen. Diese kontrollierten auch alle Schraubverbindungen in der Station, falls sich während des Transports etwas gelöst haben sollte. Nach Abschluss der Montagearbeiten wurde die Trafostation schrittweise durch unsere Schaltmonteure in Betrieb genommen. Gibt es keine Probleme, ist die Trafostation einsatzbereit und kann das angeschlossene Netz wieder mit Strom versorgen. Das Notstrom-Aggregat wurde dann nicht mehr benötigt und konnte abgeschaltet werden. Das war übrigens um ca. 15 Uhr. Am dritten Tag wurde das Notstrom-Aggregat zurückgebaut und abtransportiert. Die Wiederherstellung der Oberflächen rund um die neue Trafostation übernahm wieder unser Partner aus dem Tiefbau.
Christian Olbrisch: Apropos Notstromaggregat: Normalerweise wird bei solchen Arbeiten ja auf eine andere Station umgeschaltet. Warum nicht in diesem Fall?
Julian Pickard: Das stimmt, im Normalfall, also im städtischen Netzgebiet, kann eine andere Station die elektrische Leistung übernehmen. Die Station Kiefernstraße liegt aber im Randgebiet, sie versorgt ein sogenanntes Inselnetz und so gab es keine Umschaltmöglichkeit auf eine andere Station. Deswegen mussten wir auf das Notstrom-Aggregat ausweichen, damit ein Großteil der Anwohner für die Zeit der Arbeiten nicht auf Strom verzichten muss.
Christian Olbrisch: Vielen Dank für die Infos, Julian. Und jetzt noch eine Frage zum Schluss: Wie ist deine persönliche Meinung zum Thema Elektromobilität? Du interessierst dich in deiner Freizeit ja für schnelle und schöne Autos.
Julian Pickard: Die Elektromobilität ist auf jeden Fall ein spannendes Thema, in meinem Job habe ich auch schon diverse öffentliche Ladeeinrichtungen gebaut. Aber leider ist es aus meiner Sicht momentan noch nicht für jedermann möglich, sein Auto zuhause zu laden. Ich selbst wohne in einer Eigentumswohnung ohne eigene Stellplätze oder Tiefgarage, das ist dann einfach unpraktisch. Vom Antriebskonzept her bin ich absoluter E-Auto-Fan.