Omas Spritzgebäck: Auf die Plätzchen, fertig – backt!
Ich gebe es zu: Ich liebe Weihnachten! Ich mag die Besinnlichkeit und die Entschleunigung, die sich meistens gegen Ende des Jahres einstellt. Da ich geschenketechnisch erstaunlicherweise immer ziemlich gut organisiert bin, kann ich die Zeit normalerweise auch wirklich genießen.
Eine Tradition, die mich seit Kindheitstagen begleitet: das alljährliche Backen! Früher habe ich das noch leidenschaftlich mit meiner Oma zusammen gemacht. Tonnenweise Ausstechplätzchen und meterlange Spritzgebäck-Schlangen waren das Ergebnis. Und wenn ich dran denke, wie viel roher Teig da vorher immer schon auf wundersame Weise verschwunden ist, grenzt das eigentlich an ein Wunder. Ich glaube, meine Oma hat hinter meinem Rücken immer einfach noch mal neuen Teig angerührt. Omas sind die Besten!
So langsam steuern wir also auf die Weihnachtszeit zu (lief eigentlich schon irgendwo „Last Christmas?“) und ich hatte schon richtig Lust auf die ersten Kekse. Da kam mir das Rezept einer Kollegin für Spritzgebäck gerade recht. „Ich probier‘ das aus“ waren meine vielleicht etwas unüberlegten Worte, als es darum ging, wer das Rezept nachbackt. Aber Krümelmonster ist mein zweiter Vorname und der Satz war schneller raus, als ich gucken konnte. Ich muss dazu sagen: Ich bin keine geborene Köchin, aber backen hab ich in der Regel drauf. Dummerweise gucke ich – wenn ich überhaupt mal was nach Rezept mache – meistens nur nach den Zutaten, nicht aber nach der Zubereitung. Die Zutaten waren easy, also schnell einkaufen und ran ans Werk. Ja, der letzte Backmarathon mit Oma ist schon eine Weile her und die Erinnerung möglicherweise nicht mehr ganz so frisch. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich als Kind immer alles in eine große Schüssel gepanscht habe, Oma alles verrührt hat und ich sofort vom perfekten Teig naschen konnte. In meinem Fall war der Teig aber einfach nur matschig, an ausrollen und ausstechen war nicht zu denken. Stirnrunzeln. Kurz überlegen, ob sich da ein Denkfehler eingeschlichen haben könnte. Reaktion des Teufelchens auf meiner rechten Schulter: „Nee, alles super – das Rezept kann halt nix. Du heilige Back-Königin auf Erden, wie könnte es an dir liegen?“. Antwort des Engelchens auf der linken Schulter „Herzblatt, hast du mal die Arbeitsschritte gelesen? Kontrollier doch mal. Nur zur Sicherheit“. Ich finde den Teufel ja schon ziemlich cool muss ich sagen. Aber als Naschkatze in Person hatte ich den Teig probiert und der war einfach zu lecker, um ihn in die Tonne zu werfen. Also gut, nehmen wir uns die Arbeitsschritte vor, so blöd kann ja keiner sein, dass er nicht mal simplen Mürbeteig hinbek… Oh … Moment … Verdammt. Einzelne Zutaten erst nach und nach, so ganz behutsam miteinander verrühren. Damit hatte mein „ich klopp das alles gleichzeitig zusammen“ herzlich wenig zu tun. Und mit der Hand hatte ich erst recht nichts „untergehoben“. Spontan löste sich das Teufelchen mit einem Zischen in Luft auf und das Engelchen griff zu seiner Sonnbrille und lehnte sich gediegen zurück. Na gut, dann lassen wir die Finger einmal knacken und auf geht’s.
Ich hatte ganz vergessen, wie meditativ das Teigkneten mit den eigenen Händen ist. Zumindest, wenn man die Wut über die eigene Dämlichkeit erst mal über Bord geworfen hat. Und siehe da: Der Teig wurde mit dem zusätzlich untergehobenen Mehl echt ideal. Jetzt nur noch kurz in den Tiefkühler und ab auf die Arbeitsfläche zum Ausrollen. Der Teig ließ sich wirklich perfekt verarbeiten, kein Kleben, kein Reißen. Ja, ich weiß: Es ist ein Rezept für Spritzgebäck und ich habe mich somit ein zweites Mal über die Anleitung hinweggesetzt. Aber ich mag Ausstechkekse einfach lieber, weil man noch kreativer in den Motiven sein kann. Und mit meiner Auswahl an Formen und Stempeln könnte ich eh ganze Kindergärten glücklich machen!
Danach kamen die Plätzchen noch für eine gute Viertelstunde in den Ofen. Selbstverständlich habe ich mir am ersten Keks, frisch vom Blech, die Schnute verbrannt, aber hey: Auch das hat Tradition. Ich kann halt einfach nicht warten! Ungeduldiges Krümelmonster eben …
Eigentlich wollte ich das Ganze im Anschluss noch mit Stadtwerke-grüner Zuckerschrift verzieren, aber ganz ehrlich? Über diese Aktion möchte ich jetzt wirklich nicht mehr sprechen. Nur so viel: Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, in der Küche doch mehr der Grobmotoriker zu sein, als filigrane Fine-Dining-Queen. Aber Kekse im Holzfäller-Style tun’s auch, sollen sich doch andere mit klebrigen Verzierungen abmühen …
Download (PDF): Rezept für Omas Spritzgebaeck
Übrigens: In unserer Übersicht findet ihr weitere Rezepte.
Autor: Lisa Nohl