Der Raps blüht – Tracht für die Honigbienen
Die Rapsfelder stehen jetzt in voller Blüte und dies bedeutet ein großes Nektar und Pollenangebot für unsere Honigbienen. Alles was blüht und unseren Bienen Nektar oder Pollen anbietet, nennt der Imker „Tracht“. Die Bienen können ca. zwei bis drei Kilometer fliegen, um zu den Nektarquellen zu gelangen. Einige Imker wandern in Absprache mit dem Landwirt auch mit Ihren Völkern in solche Massentrachten wie zum Beispiel in den Raps, um reinen Sortenhonig (Rapshonig ) ernten zu können.
Jetzt ist es allerhöchste Zeit, den Honigraum aufzusetzen. Es gibt vom Frühling bis Sommer im Bienenstock zwei Bereiche: einen Brutraum und einen Honigraum darüber. Im Brutraum ist die Königin damit beschäftigt, Eier zu legen. Übrigens: der Imker sagt nicht „Eier“, sondern Stifte und er sagt auch nicht „legen“, sondern er redet vom Bestiften. Das kommt daher, da die Eier wie kleine schmale Stifte aussehen und in den Brutzellen bis zum Schlupf der winzigen Made, aufrecht stehen.
Honigraum – Vorratslager für den Honig
Von den Flugbienen wird jetzt in großen Mengen Nektar ins Bienenvolk eingetragen. Der muss natürlich auch irgendwo zur weiteren Verarbeitung gelagert werden. Deshalb wird ein Extraraum für den Honig auf den Bienenstock aufgesetzt. Damit bleibt im unteren Raum weiterhin genügend Platz vorhanden und die Königin und die Bienen können ihren Brutgeschäften weiter nachgehen. Zwischen diesem Brutraum und dem Honigraum wird ein Gitter in einem dünnen Holzrahmen gelegt. Die Zwischenräume in dem Gitter sind groß genug, damit die Bienen von unten nach oben und auch von oben nach unten ungehindert hindurch können, aber die etwas größere Bienenkönigin kann dieses Gitter nicht durchqueren. Dies wird deshalb so gemacht, damit die Bienenkönigin nicht im Eifer des Gefechts nach oben in den Honigraum wandert und dort die freien Wabenzellen, die eigentlich für den Honig gedacht sind, bestiftet. Dies wäre nicht so günstig, da die mit Bienenbrut versetzten Honigwaben nicht mehr geerntet und ausgeschleudert werden können.
Wie aus Nektar Honig wird
Der gesammelte süße Nektar hat einen Wasserhalt von ca. 80 Prozent und hat mit Honig noch nicht viel gemeinsam. Die Flugbienen transportieren den Nektar in Ihrer Honigblase im Körper und übergeben diesen dann im Bienenstock an eine andere Biene. Diese nimmt den Nektar auf und gibt ihn dann auch wiederum weiter. Durch diesen Vorgang, der viele Male wiederholt wird, gelangen körpereigene Stoffe der Honigbienen (Enzyme) in den Nektar und wandeln diesen in den wertvollen Honig um. Anschließend landet der frische Nektar/Honig in den Wabenzellen des Honigraumes und wird nun auch dort weiterhin bearbeitet. Das bedeutet, die Biene dickt den Nektar/Honig ein, durch ständiges Aufnehmen und wieder Abgeben in die Wabenzelle und wandelt ihn vollständig in Honig um.
Ventilator im Bienenstock
Gleichzeitig muss aber auch der immer noch hohe Wassergehalt im Honig reduziert werden, damit er haltbar wird und nicht nach kurzer Zeit anfängt zu gären. Schließlich soll der Honig ja mehrere Monate und auch über den Winter bis zum nächsten Frühling als Futterreserve dienen und dann immer noch genießbar sein. Das überschüssige Wasser wird durch den Austausch der feuchten Luft im Inneren des Bienenstocks mit der trockeneren Außenluft, mittels Ventilation durch die Bienen, verdunstet. Dies machen die Bienen mit Ihren Flügeln. Man kann sich kaum vorstellen, was für einen Luftstrom die kleine Biene mit ihren Flügeln erzeugt. Je geringer der Wassergehalt, desto länger ist der Honig haltbar. Wenn der Wassergehalt im Honig dann auf weniger als ca. 20 Prozent reduziert ist, wird die Wabenzelle mit dem reifen Honig durch die Bienen mit einem Deckelchen aus Wachs verschlossen Sie ist jetzt sozusagen konserviert und lange Zeit haltbar.
Das war es erst mal wieder für heute. Ich wünsche Euch eine schöne Woche und wir sehen uns in 14 Tage wieder. Bis dahin.
Mit imkerlichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich