Serie: Corona-Urlaub 2020 – Schloss Burg statt Windsor Castle
Serie: Corona-Urlaub 2020 – Schloss Burg statt Windsor Castle
Vom Rittersaal bis zum Bergfried – wenn ihr das spannende Leben auf einer historischen Burg vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit kennenlernen möchtet, spart euch in diesem Corona-Sommer die Englandreise und besucht stattdessen lieber Schloss Burg.
Bergische Geschichte hautnah erleben
Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert war sie die Stammburg der Grafen von Berg, wurde dann bis ins 16. Jahrhundert hinein als Jagdschloss und höfischer Festort genutzt und fiel im 19. Jahrhundert sogar als Teil des damaligen Herzogtums von Berg zeitweise in den Besitz des berühmten französischen Kaisers Napoleon Bonaparte: Schloss Burg an der Wupper hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Statt Grafen und Rittern tummeln sich heute allerdings Besucherinnen und Besucher in den historischen Gemäuern, um etwas über die lange Geschichte der Burg und des Bergischen Landes zu erfahren.
Doch Schloss Burg steht nicht nur für Vergangenes, sondern hat noch viel Zukunft vor sich: Bis 2025 werden große Teile der Innen- und Außenanlage saniert. Wie eine Ausstellung im bereits fertig modernisierten Bergfried gerade zeigt, wird Schloss Burg aber auch museumspädagogisch neu ausgerichtet. Deshalb bin ich heute mit Gregor Ahlmann verabredet. Gemeinsam mit dem Schlossbauverein als Betreiber des Burg-Museums und den Eigentümerstädten Solingen, Remscheid und Wuppertal ist er als Direktor des Museums Schloss Burg seit Januar dieses Jahres für den Umbau, die Sanierung und die Neukonzeptionierung verantwortlich.

Interview mit Gregor Ahlmann
Kerstin Griese: Herr Ahlmann, Sie haben sich für die nächsten Jahre ja so Einiges vorgenommen. Ich habe gehört, dass die Burg-Modernisierung unter dem Motto „Die Burg digital erlebbar machen“ steht. Wie ist das genau gemeint?
Gregor Ahlmann: Wir leben nun einmal im Zeitalter der Digitalisierung. Deshalb möchten wir unseren Besucherinnen und Besuchern die Geschichte der Burg und die ihrer früheren Bewohnerinnen und Bewohner auch dementsprechend zeitgemäß präsentieren und vermitteln. In den Räumen des bereits seit zwei Jahren fertig sanierten Bergfrieds haben wir damit schon angefangen: Dort gibt es vier illustrierte Kurzfilme zu sehen, die wichtige Ereignisse zeigen, die in der Burganlage geschahen. Dazu zählen zum Beispiel die Schlacht von Worringen. Mit verschiedenen interaktiven Elementen laden wir unsere Gäste dort ein, die geschichtlichen Ereignissen quasi selbst aktiv mitzuerleben.

Kerstin Griese: Und was genau ermöglicht die „Schloss Burg App“, die sich die Schlossbesucher seit einiger Zeit zu ihrem Besuch auf der Burg herunterladen können?
Gregor Ahlmann: Im großen Rittersaal hängen viele wundervolle Wandgemälde, deren Inhalt sich aber schwer erschließen lässt, wenn man den geschichtlichen Hintergrund nicht kennt. Deshalb haben wir zwei historische Figuren, Graf Adolf V. und Anna von Kleve, Tochter von Johann III., Herzog von Jülich-Kleve-Berg, virtuell wieder zum Leben erweckt. Via App erzählen sie den Besucherinnen und Besuchern von ihrer eigenen Geschichte, die in Zusammenhang mit Schloss Burg steht. So berichtet Anna von Kleve zum Beispiel von der Verlobung ihrer Eltern, die auf der Burg stattfand. Außerdem zeigt die App an ausgewählten Burg-Orten historische Ansichten rund um die Anlage. So können unsere Burggäste eine lebendige Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen und dabei die geschichtlichen Zusammenhänge erfahren. Möglich gemacht wird all das durch Augmented Reality (AR), auch erweiterte Realität genannt. Es handelt sich dabei um eine computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung durch visuelle Ergänzung.

Kerstin Griese: Ist die App kostenlos und wo bekomme ich sie?
Gregor Ahlmann: Natürlich. Die „Schloss Burg App“ funktioniert auf den neueren Android- und iOS-Geräten und kann im App- und Google Play-Store gratis heruntergeladen werden, am besten vor dem Besuch hier bei uns. Ist die App installiert, kann sie auch ohne Verbindung zum Internet vor Ort genutzt werden.

Kerstin Griese: Es gibt also auf Schloss Burg schon jetzt eine Menge neuer, interessanter Dinge zu erleben. Welche Pläne gibt es denn für die weitere Sanierung?
Gregor Ahlmann: Derzeit wird die Alte Schule saniert, das ist das Gebäude direkt am Vorplatz. Ende dieses Jahres soll es fertig werden. Und ab April 2021 geht es dann an die Modernisierung des Hauptgebäudes, das während der Arbeiten geschlossen sein wird. Es lohnt sich also doppelt, noch in diesem Jahr Schloss Burg zu besuchen. Übrigens bleiben grundsätzlich alle Gebäude und Außenflächen geöffnet, die nicht gerade saniert werden. Deshalb ist die Situation gerade jetzt besonders günstig, da eben nur die Alte Schule betroffen ist.
Kerstin Griese: Wie ist die Besuchersituation derzeit bei Ihnen? Gibt es Einschränkungen durch die Corona-Pandemie?
Gregor Ahlmann: Aufgrund der Corona-Beschränkungen dürfen derzeit maximal 240 Personen aufs Burggelände. Zum Glück gibt es ja viele Außenflächen auf Schloss Burg, so dass die Situation sehr entspannt ist und die Besucher sich gut über das Gelände verteilen. Wir haben nach wie vor zahlreiche Museumsgäste hier, allein in den ersten drei Juli-Wochen waren es rund 7.600 Besucherinnen und Besucher. Besonders zur interaktiven Ausstellung im neuen Bergfried bekomme ich derzeit viele positive Rückmeldungen Trotzdem gab es bisher keine langen Schlangen an der Kasse und im Gegensatz zu vielen anderen Sehenswürdigkeiten ist es bei uns auch nicht nötig, vor dem Burg-Besuch eine Online-Kartenreservierung durchzuführen. Natürlich ist es an den Wochenenden grundsätzlich voller als an Werktagen, aber das ist ja überall so. Ein spontaner Besuch auf Schloss Burg ist also jederzeit möglich.

Weitere Informationen
Adresse
Schloss Burg a/d Wupper
Schlossplatz 2
42659 Solingen
Aktuelle Öffnungszeiten während der NRW-Schulferien
Mo.: 13 bis 18 Uhr
Die. bis Frei.: 12 bis 18 Uhr
Sa., So., feiertags: 10 bis 18 Uhr
Schloss Burg bei Google Maps
Anreise mit dem Bus
Wer mit dem Bus direkt vor Schloss Burg aussteigen will, kann die Freizeit-Buslinie 687 benutzen. Sie pendelt am Wochenende von 12 bis 19 Uhr stündlich vom „Müngstener Brückenpark“ nach Schloss Burg. Unter der Woche stellen die Linie 266 von der Halstestelle „Burger Bahnhof“ sowie die Linie 689 von der Haltestelle „Burg Brücke“ die Verbindung von Unterburg nach Oberburg her. Bus-Haltestelle: Solingen „Burg Schloss“
Website
Weitere Informationen im Internet unter www.schlossburg.de.
Autor: Kerstin Griese
Bitte beachtet unsere Netiquette!