Sicher trotz Sommergewitter – der richtige Schutz gegen Blitzschlag (Teil 1)
Schlägt ein Blitz in oder neben eurem Haus ein, kann das verheerende Folgen haben. Wie ein Blitzableiter funktioniert und warum er allein nicht ausreicht, um euer Haus vor Schäden zu bewahren, erfahrt ihr im ersten Teil meiner Blogserie.
Sommerurlaub mit Folgen
Im letzten Sommer hat bei meinem Freund Achim der Blitz eingeschlagen. Nein, nicht so wie ihr denkt! Er war nämlich schon damals glücklich verheiratet. Aber während seines Sommerurlaubs gab es hier in Solingen heftige Hitzegewitter. Als Achim und seine Frau nach den Ferien zurückkamen, funktionierten viele Elektrogeräte nicht mehr – auch seine alte Waschmaschine und der Trockner. Totalschaden, stellte der Kundendienst schließlich fest. Irgendwo in der Nähe von Achims Haus musste während eines Gewitters ein Blitz eingeschlagen haben. Das führte zu einer Überspannung im Stromnetz, wodurch die meisten Elektrogeräte, die an das Leitungsnetz von Achims Haus angeschlossen waren, irreparabel beschädigt wurden.
Leider erstattete Achims Versicherung nur den Zeitwert der kaputten Geräte, so dass er auf den hohen Anschaffungskosten für die benötigten Neugeräte mehr oder weniger sitzen blieb. Dabei hat Achim noch Glück gehabt: Überspannungsschäden sind nicht automatisch durch eine Wohngebäude- oder Hausratsversicherung abgedeckt, sondern müssen zusätzlich versichert werden. Viele Versicherungen zahlen daher nur, wenn der Blitz direkt im Haus einschlägt, und verweigern die Kostenerstattung, wenn Geräte durch Überspannung aus dem Leitungsnetz Schaden nehmen.
Blitze: Selbst weit entfernt noch gefährlich
Ob ein Blitzeinschlag in oder neben einem Gebäude passiert – durch solche Naturereignisse verursachte Schäden möchte ich in meinem Zuhause unbedingt vermeiden und ihr sicherlich auch. Wusstet ihr, dass sich bei einem Blitzeinschlag bis zu 100 Mio. Volt entladen können? Selbst wenn ein Blitz in eineinhalb Kilometern Entfernung von einem Haus einschlägt, kann das noch zu Überspannungen im Stromnetz führen so wie bei meinem Freund Achim. Elektrische Geräte, die ans Leitungsnetz angeschlossen sind, können dadurch schwer beschädigt werden. Dazu zählen übrigens auch Photovoltaik-Anlagen. Schlägt ein Blitz dagegen direkt in ein Gebäude ein, löst das häufig einen Brand aus. Bis zu 30.000 Grad Celsius können dann an der Einschlagstelle entstehen.
Ihr seht also: Wenn ihr euer Haus nicht schützt, geht ihr ein hohes Risiko ein. In Deutschland sind viele Gebäude tatsächlich gar nicht oder nur unzureichend gegen Blitzeinschlag und Überspannung geschützt. Und dass trotz zunehmender Hitzeperioden im Sommer und damit einer erhöhten Gefahr von Wärmegewittern. Das liegt daran, dass statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags relativ gering ist. Doch wenn es passiert, sind die Schäden oft verheerend. Ich habe mein Haus deshalb mit einem mehrstufigen Schutzsystem ausgerüstet, obwohl private Bauherren so wie ich grundsätzlich nicht zur Absicherung gegen direkten Blitzeinschlag verpflichtet sind. Generell gilt eine Pflicht für Blitzableiter nur für bestimmte Gebäudearten:
- Ältere Häuser mit Stroh-, Reet- oder Holzdach
- Häuser, die höher als 20 m sind
- Häuser, die auf einer Bergkuppe gebaut und zugleich freistehend sind
- Öffentliche Gebäude, z. B. Krankenhäuser, Schulen etc.
Die Kombi macht´s: Vollständiger Schutz aus mehreren Systemen
Sicher kennt jeder von euch einen Blitzableiter. Er besteht aus einem zugespitzten Metallstab, der über einen dicken Leiter, z. B. einen Kupferdraht, an der Außenseite eines Gebäudes mit einer Erdungsanlage im Erdreich unter dem Gebäude verbunden ist. Von der Blitzableiterspitze strömt eine Wolke aus Ionen, kleinsten elektrisch geladenen Teilchen, in die Atmosphäre. Sie gleicht im Fall eines Gewitters die elektrische Ladung der Gewitterwolke weitgehend aus. So wird die Gefahr eines Blitzschlags vermindert.
Geht trotzdem ein Blitz nieder, wird er von der Spitze des Blitzableiters angezogen und abgeleitet. Dazu dient ein sogenannter Fundamenterder. Der besteht aus einem leitfähigen Material, meist aus Rundstahl, das als geschlossener Ring in das Fundament eines Gebäudes einbetoniert wird. Alternativ gibt es Ringerder, die rund um das Fundament direkt im Erdreich verlegt werden. Mit beiden Erdungsanlage-Varianten lässt sich die gewaltige elektrische Energie, die bei einem Blitzeinschlag frei wird, für Menschen und Gebäude unschädlich machen. Denn der Blitz sucht immer den kürzesten und am besten leitenden Weg zur Erde. Ein solches sog. äußeres Blitzschutzsystem ist sehr wichtig, weil es ein Gebäude vor direktem Blitzeinschlag und damit vor Bränden und damit verbundenen Personenschäden schützt. Doch vor Überspannung, die Schäden im Inneren des Hauses verursachen und die selbst durch entfernte Blitzeinschläge entstehen kann, bewahrt ein äußeres Blitzschutzsystem leider nicht. Deshalb wird für einen sinnvollen Gebäude-Blitzschutz immer auch ein sog. inneres Blitzschutzsystem benötigt. Woraus das besteht und was ihr dazu wissen müsst, erfahrt ihr in Kürze im nächsten Teil dieser Blogserie.