Sicherung fliegt raus – so löst ihr das Problem
Wenn in eurem Zuhause plötzlich der Strom ausfällt, ist häufig eine Sicherung oder ein Fehlerstrom-Schutzschalter rausgeflogen. Warum das kein Grund zur Panik ist und wie ihr euch im Fall der Fälle helfen könnt, lest ihr hier.
Anleitung zur Fehlersuche: Das ist jetzt zu tun
Vor zwei Wochen klingelte am Wochenende mein Telefon: „Basti, ich steh´ hier plötzlich im Dunklen, was soll ich denn jetzt bloß machen???!“ höre ich aus dem Telefonhörer. Meine Nichte Lena ist gerade in ihre erste eigene Wohnung gezogen. Sie war nach Hause gekommen, hat den Lichtschalter betätigt und plötzlich fiel in ihrer gesamten Zwei-Zimmer-Wohnung der Strom aus. Also griff sie zum Handy, denn schließlich hat sie einen Onkel, der Elektroniker ist – nämlich mich ?.
Schritt für Schritt gingen wir also am Telefon gemeinsam auf Problemsuche und stellten auf diese Weise fest, dass wohl ein Kurzschluss in ihrer Nachtischlampe für den Ausfall der Stromversorgung verantwortlich war. Inzwischen hat eine neue Nachttischlampe und seitdem keinen Stromausfall mehr gehabt. Mir selbst ist durch diesen Vorfall aber erst so richtig klar geworden, wie schwierig es ohne (berufliche) Elektro-Vorkenntnisse und damit vielleicht auch für viele von euch sein muss, sich im Fall eines Stromausfalls in den eigenen vier Wänden selbst zu helfen. Noch dazu, wenn das in den dunklen Nachmittags- oder Abendstunden im Winter passiert. Deshalb habe ich eine kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung für euch verfasst, falls auch in eurer Wohnung oder in eurem Haus einmal plötzlich alles dunkel wird und kein Strom mehr fließt:
Schritt 1: Ruhe bewahren!
Falls nötig, nehmt euch erst einmal eine Taschenlampe oder schaltet die Taschenlampen-Funktion an eurem Handy ein. Dann seht im Hausflur oder draußen vor eurer Haustür nach, ob das gesamte Gebäude oder nur eure Wohnung oder euer Haus vom Stromausfall betroffen ist. Sind nur eure eigenen vier Wände ohne Strom, solltet ihr euch in aller Ruhe auf den Weg zu eurem Sicherungskasten machen. Wenn das ganze Haus oder Straßenzug betroffen ist, dann guckt am besten unter www.stromausfall.de. Dort könnt ihr prüfen, ob der Stromausfall schon gemeldet ist oder selbst den Stromausfall melden. Dann kümmert sich unsere Leitstelle automatisch darum und schickt ein paar Kollegen und Kolleginnen raus, die den Schaden beheben.
Schritt 2: Sicherungskasten-Check
Ob im Keller, im Gästebad oder im Wohnungsflur – in jeder Wohnung und jedem Haus gibt es einen Sicherungskasten, in dem sich eine Menge schmaler, häufig schwarzer sog. Leitungsschutz-Schalter (kurz: LS-Schalter) befinden.
Sie werden landläufig auch Sicherungen genannt und schützen die Stromkreise der verschiedenen Räume in eurer Wohnung oder in eurem Haus. Im Fall eines Kurzschlusses oder einer Gefährdung durch eine zu hohe Stromlast unterbrechen die LS-Schalter den entsprechenden Stromkreis. Welche Schalter welchem Stromkreis und damit welchem Raum zugeordnet sind, könnt ihr in der Regel einer entsprechenden Beschriftung in oder am Sicherungskasten entnehmen.
Neben den LS-Schaltern befindet sich im Sicherungskasten mindestens ein Fehlerstrom-Schutzschalter, der sog. FI-Schalter. Er ist dicker als die schmalen LS-Schalter. Im Gegensatz zu den LS-Schaltern schützt der FI-Schalter nicht nur vor Kurzschlüssen oder Stromüberlast, sondern bewahrt Personen vor lebensbedrohlichen Stromschlägen. Denn: Elektrische Ströme in funktionierenden E-Geräten haben immer die gleiche Stärke. Greift ein Mensch in ein Haushaltsgerät, z. B. einen Toaster, entsteht eine Unregelmäßigkeit im Stromnetz. In so einem Fall würde der FI-Schutzschalter sofort auslösen und den Stromkreis unterbrechen. Damit wird die Einwirkzeit eines gefährlichen Körperstroms auf den Menschen auf ein ungefährliches Maß reduziert.
Schaut jetzt also ganz genau in euren Sicherungskasten: Ist ein einzelner LS-Schalter herausgesprungen, also „eine Sicherung durchgebrannt“? Das erkennt ihr daran, dass der Schalter nach unten zeigt. Oder sind alle LS-Schalter noch in ihrer Position, aber stattdessen hat ein FI-Schalter ausgelöst? Auch hier würde der FI-Schalter nach unten zeigen.
Schritt 3: Ein LS-Schalter ist herausgesprungen – so findet ihr den Auslöser
Hat ein LS-Schalter ausgelöst, solltet ihr zuerst nachsehen, welchem Stromkreis in welchem Raum er zugeordnet ist. Dann wisst ihr, wo der Kurzschluss oder die Strom-Überbelastung stattgefunden haben muss. Vielleicht habt ihr euch im Moment des Stromausfalls sogar im betroffenen Raum aufgehalten und dort ein knallendes Geräusch gehört oder einen Lichtbogen gesehen? Dann habt ihr möglicherweise schon eine Vermutung, welches Elektrogerät oder welches Leuchtmittel den Kurzschluss verursacht haben könnte. Ist das nicht der Fall, solltet ihr alle Elektrogeräte, die nicht fest verbaut sind, im entsprechenden Raum vom Stromnetz abstecken. Bringt dann die herausgesprungene Sicherung im Kasten wieder in ihre ursprüngliche Position.
Fließt jetzt der Strom wieder, dann steckt ihr der Reihe nach alle E-Geräte wieder in die Steckdosen. Springt der LS-Schalter bei einem bestimmten Gerät wieder heraus, habt ihr euren Übeltäter gefunden. Könnt ihr den LS-Schalter mit keinem eurer E-Geräte erneut zum Auslösen bringen, entfernt nacheinander alle Leuchtmittel in den Lampen des betroffenen Stromkreises. Dann dreht ihr sie – genauso wie die Elektrogeräte – nacheinander wieder in die Fassungen der Lampen. Löst auch das kein Herausspringen des LS-Schalters auch, kommen noch eine Menge anderer potenzieller Fehlerquellen infrage, z. B. in fest verbauten E-Geräten wie z. B. Außenleuchten, unter Putz liegenden Stromkabeln etc. An dieser Stelle solltet ihr aber bitte unbedingt einen Elektro-Profi einschalten, der – für euch völlig ungefährlich – das konkrete Problem finden und beseitigen kann.
Schritt 4: Der FI-Schalter hat ausgelöst – so solltet ihr jetzt vorgehen
Laut aktueller DIN-Norm sind jedem FI-Schalter maximal 6 Stromkreise bzw. LS-Schalter zugeordnet, die er zu schützen hat. Welche LS-Schalter einem FI-Schalter zugeordnet sind, erkennt ihr in der Regel an einer optischen Markierung oder entsprechenden Beschriftung.
- Beginnt am besten mit dem ersten FI-Schalter und drückt diesen zum Ausschalten nach unten. Löst er nicht sofort wieder aus, könnt ihr die einzelnen, zugeordneten LS-Schalter nach und nach wieder einschalten. Fliegt der FI-Schalter beim Einschalten von einem der LS-Schalter wieder heraus, wisst ihr, in welchem Stromkreis und damit in welchem Raum das Problem besteht. Dann könnt ihr wie in Schritt 3 vorgehen. Verfahrt so mit allen FI-Schaltern und den zugehörigen LS-Schaltern, bis ihr die Ursache so genau wie möglich eingrenzen könnt.
- Ihr bringt einen eurer FI-Schalter wieder in seine ursprüngliche Position, doch er löst direkt wieder aus, obwohl alle zugeordneten LS-Schalter noch ausgeschaltet sind? Dann wird es sich vermutlich um ein größeres Problem handeln, das nur von einem Elektro-Fachbetrieb geklärt und behoben werden sollte.
Ich hoffe, ich habe etwas Licht ins Dunkle gebracht und ihr könnt bei kleinen Stromausfällen selbst helfen.