Serie: Corona-Urlaub 2020 – Solinger Vogel- und Tierpark statt Skandinavien
Wusstet ihr, dass die Verwandten von Harry Potters berühmter Schneeeule Hedwig in Ohligs leben? Wer sie und rund 300 weitere Tiere kennenlernen möchte, kann auf die Reise nach Skandinavien verzichten und den Solinger Vogel- und Tierpark besuchen.
Große Artenvielfalt: Von A wie Ara bis Z wie Ziege
Ununterbrochen sitzt das Schneeeulen-Weibchen in diesen Tagen in seinem Horst hoch oben im Eulengehege und brütet seine Eier aus. Die kleinen Küken werden höchstwahrscheinlich Mitte Juli aus ihren Eiern schlüpfen – und das nicht in Skandinavien oder in der Arktis, sondern mitten in unserer Klingenstadt. Auch ein paar ganz junge Schildraben habe ich bei meinem Besuch im Solinger Vogel- und Tierpark schon leise in ihrem Nest zwitschern gehört. Sie alle leben am Rand des Naturschutzgebietes Ohligser Heide im rund 1,5 Hektar großen Vogel- und Tierpark, den viele Solingerinnen und Solinger auch unter dem Namen Ohligser Vogelpark kennen. Anders als der Name vermuten lässt, haben dort allerdings nicht nur viele unterschiedliche Vogelarten ihr Zuhause. Auch Lamas, Nasen- und Waschbären, Ziegen und Esel erwarten dort menschliche Besucher. Als diese durch den Corona-Lockdown plötzlich wochenlang ausblieben, war das für die Tierpflegerinnen, Tierpfleger und ihre Schützlinge eine große Herausforderung. Wie sie diese „Zeit der Stille“ überstanden haben und der Solinger Vogel- und Tierpark seit seiner Eröffnung Anfang Mai trotz notwendiger Einschränkungen wieder zum Besuchermagnet wurde, hat mir die leitende Tierpflegerin Janett Heinrich erzählt.
Kerstin Griese: Frau Heinrich, wer im Moment einen Sommerurlaub außerhalb Deutschlands planen möchte, muss eigentlich täglich die Zeitung lesen, um die ständig wechselnden Angaben behördlicher Maßnahmen zu den einzelnen Ferienländern überhaupt noch mitzubekommen. Gerade hat unsere Bundesregierung ja auch ihre Reisewarnung für mehr als 160 Länder außerhalb der EU bis zum 31. August verlängert – ganz ehrlich, warum da in die Ferne schweifen …? Da machen ein oder auch mehrere Besuche bei Ihnen im Vogel- und Tierpark doch viel mehr Sinn und Spaß, oder?
Janett Heinrich: Natürlich, zumal Sie hier auch ein gesundheitlich sehr sicheres Freizeitangebot vorfinden. Einerseits spielt sich im Park alles draußen ab. Andererseits lassen wir seit unserer Wiedereröffnung nur maximal 250 Besucher in den Park hinein. Ein Großteil unserer Wege, die an den einzelnen Gehegen vorbeiführen, ist sehr breit. So muss niemand Sorge vor Begegnungsverkehr haben. An einzelnen Gehegen mit schmaleren Wegen haben wir ein Einbahnsystem eingearbeitet, an das sich unsere Besucherinnen und Besucher bis heute wirklich vorbildlich halten. Dass die Situation überall im Park so entspannt wie jetzt und die Leute so vernünftig sein würden, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Natürlich gibt es ein paar Einschränkungen – das Vogelhaus ist derzeit nicht begehbar, kann aber von außen sehr gut eingesehen werden. Auf unserem Spielplatz stellen wir im Moment kein Sandspielzeug zur Verfügung, damit es dort kein Gedränge gibt. Aber auch hier achten die Eltern gut auf ihre Kinder. Das gilt übrigens genauso für die Tierfütterungen in unserer Tierstreichelanlage: Die Ziegen, Lamas, Meerschweinchen und Schafe können nach wie vor gefüttert und gestreichelt werden, aber durch einen Zaun hindurch. Das haben wir in der allerersten Zeit nach der Öffnung werktags getestet und es klappt bis heute sehr gut.
Kerstin Griese: Sie selbst sind ja neben Ihrer Tätigkeit als leitende Tierpflegerin auch ehrenamtliche zweite Vorsitzende des Tierpark-Trägervereins „Freunde und Förderer Ohligser Vogelpark e.V.“. Wie haben Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter die plötzliche Schließung wegen der Corona-Pandemie erlebt?
Janett Heinrich: Das war schon ein Schock. Aber wir haben die Zeit neben der täglichen Tierpflege, die ja weiterging, so gut es ging genutzt, um Wege zu sanieren und Gehege zu bauen oder zu renovieren. Hauptsächlich dank der Spenden von Besuchern und Vereinsmitgliedern konnte der Park zum Glück auch finanziell überleben. Aber wir hoffen, dass die Menschen trotz vieler Lockerungen auch in Zukunft vernünftig sind, Mindestabstände einhalten usw. Denn vor einem möglichen zweiten Lockdown haben wir große Angst.
Kerstin Griese: Wie viele BesucherInnen kommen derzeit in den Park? Und welche tierischen Highlights können Sie empfehlen?
Janett Heinrich: Wir sind jeden Tag sehr gut besucht und hatten auch schon vereinzelt den Fall, dass das Limit von 250 Gästen tatsächlich erreicht wurde. Aber die Leute haben dann sehr geduldig am Eingang auf Einlass gewartet und alles blieb zum Glück entspannt. Natürlich freuen sich ganz besonders die Kinder auf unsere Tiere in der Streichelanlage. Auch die Schneeeulen sind spätestens seit Harry Potter echte Publikumslieblinge. Wer sich übrigens immer ganz besonders auf die Besucher freut, sind unsere Weißhaubenkakadus. Genauso wie die Graupapageien lieben sie es, menschliche Worte zu hören und nachzuahmen – da hören unsere Gäste dann schon den ein oder anderen flotten Spruch …
Solinger Vogel- und Tierpark: Informationen
Adresse
Solinger Vogel- und Tierpark
Hermann-Löns-Weg 71
42697 Solingen
Der Solinger Vokel- und Tierpark bei Google Maps und im Internet unter www.solinger-vogelpark.de
Öffnungszeiten
1. April bis 31. Oktober: 9 Uhr bis 18 Uhr
Der Verein Freunde und Förderer Ohligser Vogelpark e.V.
Alle Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Wer Lust und Zeit hat, sich ebenfalls zu engagieren und/oder den Verein finanziell zu unterstützen, findet hier die Kontaktdaten.
Autor: Kerstin Griese