Die Solitärbienen
Solitärbienen – allein (solitär) lebende Wildbienen
Um diese Jahreszeit werde ich oft auf andere sehr interessante und schützenswerte Insekten angesprochen. Meistens werden bienenähnliche Insekten beobachtet, die irgendwie beschäftigt wirken und Unterschlupf in verschiedensten Habitaten (z. B. Löcher in sandigen Mauerfugen, in Holz oder sonstigen Gegenständen) suchen und rein und raus fliegen. Ich werde dann öfters auch schon mal besorgt gefragt, ob sich diese Bienen jetzt eventuell so stark vermehren, dass der Balkon, Terrasse oder Garten demnächst nicht mehr gefahrlos betreten werden kann.
Nach der Beschreibung des Aussehens und des Verhaltens der Tiere handelt es sich in den allermeisten Fällen um die sogenannten Solitärbienen oder Einsiedlerbienen. Das sind Wildbienen, die solitär, also alleine leben und keine Staaten bilden. Diese Geschöpfe sind absolut friedlich und bedeuten keine Gefahr für uns. Da sie keine Honigvorräte anhäufen, die sie eventuell verteidigen müssten, ist ihr Stachel von Natur aus zu klein oder zu schwach ausgebildet, um überhaupt durch unsere Haut stechen zu können. Die Wildbienen stehen zudem unter strengem Naturschutz und jeder sollte sich über sie freuen. Es gibt in Deutschland ca. 500 verschiede Arten von Wildbienen. Viele Spezies benötigen auch ganz bestimmte, auf die jeweilige Anatomie (Rüssellänge oder ähnliches) der Biene zugeschnittene, Futterpflanzen und auch passende Unterkünfte.
Stark bedrohte Bienenarten
Diese Bienen sind, genau wie die anderen schützenswerten Insekten auch, sehr stark bedroht (Stichwort: Insektensterben). Wenn die Solitärbienen uns überhaupt mal auffallen, sind sie meist damit beschäftigt, eine kleine Röhre oder Loch oder auch das fertig gekaufte Bienenhotel zu besiedeln. Sie legen in die Röhren ein oder mehrere Eier hinein und hinterlassen zu jedem Ei ein Futterpaket von Pollen und Nektar einer bestimmten Futterpflanze. Damit hat die schlüpfende Larve Nahrungsvorräte. Anschließend wird die Röhre mit einem Deckelchen verschlossen und die Brut wird sich selber überlassen. In der Regel schlüpft die Brut dann erst im nächsten Jahr.
Überlebenswichtig: Vielfalt an Blumen, Pflanzen und Sträuchern
Für die Solitärbienen ist eine Vielfalt an Blumen, Pflanzen, Sträuchern usw. überlebenswichtig, da sie nicht so weit fliegen können wie die Honigbiene. Für jede Art kommen auch nur ganz bestimmte Pflanzen als Futter und Pollenspender für sie in Frage. So kann es vorkommen, dass ringsherum alles blüht, aber einige Arten von Solitärbienen trotzdem kein Futter finden, da sie auf eine ganz bestimmte Trachtpflanze angewiesen sind, die aber nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Eine Pflanzenvielfalt ist für eine Wildbienenvielfalt, und auch generell eine Insektenvielfalt, unbedingt erforderlich. Das momentane Angebot an Nisthilfen, wie den Bienenhotels, ist zwar sinnvoll, aber ein Angebot an den entsprechenden Trachtpflanzen muss auch vorhanden sein. Ohne Nahrung ist auch keine Vermehrung möglich. Im Gegensatz zu den Honigbienen haben die Solitärbienen keinen direkten Beschützer wie zum Beispiel den Imker. Sie sind auf den Schutz und das Verständnis von uns allen angewiesen. Darüber hinaus leisten auch sie Ihren Beitrag an der Bestäubungsleistung, allerdings eben solitär und eher unauffällig.
So, das war es wieder mal für heute. Bis zum nächsten Bienen-Beitrag wünsche ich Euch alles Gute.
Mit imkerlichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich