Stadtwerke und BESG fördern gemeinsam erneuerbare Energien
Solarenergie nutzen und sauberen Strom produzieren
In den letzten Tagen habe ich morgens immer ganz besonders gute Laune, denn die Sonne lacht schon früh von einem kaum bewölkten Himmel und die angenehmen Temperaturen stimmen mich auf einen schönen Hochsommertag ein. Doch ich bin natürlich nicht der Einzige, der sich über die vielen Sonnenstunden freut: In den von der BürgerEnergie Solingen eG (BESG) betriebenen Photovoltaikanlagen (kurz: PV-Anlagen) läuft die Produktion von Solarstrom jetzt auf Hochtouren. Schon ihre dritte PV-Anlage konnte die Genossenschaft BESG im vergangenen Jahr an der Dültgenstaler Straße in Betrieb nehmen und Nummer Vier auf dem Dach der Grundschule Weyer geht voraussichtlich im August an den Start. Kurze Zeit später wird dann auch die fünfte Anlage auf der Kantine der Stadt Solingen an der Bonner Straße sauberen, sogenannten „Bürgerstrom“ produzieren, den alle Solinger, Wuppertaler und Leichlinger Bürgerinnen und Bürger beziehen können. Ermöglicht wird das durch eine Kooperation zwischen den Solinger Stadtwerken und der BESG.
Aktive Gestaltung der Energiewende vor Ort durch Gründung gemeinsamer Gesellschaft
„Gemeinsam mit den Stadtwerken, der Stadt Solingen und den Bürgerinnen und Bürgern möchten wir als Genossenschaft auf die Senkung des Energieverbrauchs, die Steigerung der Energieeffizienz und die Unterstützung dezentraler, möglichst lokaler Energien – weitgehend aus erneuerbaren Quellen – hinwirken“, erklärt mir Ingeborg Friege. Die Vorstandsvorsitzende war schon im Jahr 2014 maßgeblich an der Gründung der BESG beteiligt. „Wir haben bewusst das Modell der Genossenschaft gewählt, um unseren Teil zu Transparenz und Demokratisierung im Energiesektor beizutragen“, betont Friege. „Bürger können wie bei einem Fonds Anteile erwerben und damit Mitglieder werden. Die Genossenschaft investiert ihren Gewinn dann in Projekte und Anlagen, die erneuerbare Energien fördern.“
Seit Januar 2016 kooperiert die BESG mit den Stadtwerken Solingen. Eine gemeinsame Kommanditgesellschaft „Energie für Solingen GmbH & Co KG“ (EfS) wurde gegründet und ein Stromprodukt erfolgreich auf den Markt gebracht, der „Bürgerstrom“. Den Vertrieb und Verkauf des „Bürgerstroms“ übernimmt die BESG, meine Kolleginnen und Kollegen von den Stadtwerken kümmern sich um die Verträge, die Abrechnung, den Einkauf und die Kundenbetreuung.
Ich selbst meine, dass die Kooperation zwischen einer Energiegenossenschaft und einem Stadtwerk sehr naheliegend ist – beide sind lokal verbunden und engagieren sich für die aktive Gestaltung der Energiewende vor Ort. Trotzdem kommt eine solche Zusammenarbeit wie bei uns in Solingen in Deutschland nur sehr selten vor. „Hier arbeiten wir gut und vertrauensvoll mit den Stadtwerken und auch mit der Stadt zusammen, darüber sind wir sehr froh“, berichtet Ingeborg Friege. Die Gründung der EfS ermöglichte es der Genossenschaft auch, Gesellschafterin der Trianel Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG (TEE) zu werden und damit in die Planung, Errichtung und den Betrieb von Onshore-Windenergieanlagen sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zu investieren. Ein einzelner Bürger könnte sich hier nicht direkt beteiligen.
Solinger Photovoltaik-Anlagen liefern sauberen „Bürgerstrom“
Der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energie zusammengestellte „Bürgerstrom“, in den auch die Stromproduktion aus den genossenschaftseigenen drei – in Kürze fünf – PV-Anlagen einfließt, richtet sich nach den Kriterien des OK-Power-Labels, einem in Deutschland führenden Gütesiegel für Ökostromprodukte. Im Strompreis enthalten ist der „Solinger Sonnenpfennig“ von 0,5 Cent pro kWh. Das eingenommene Geld wird in den Ausbau bürgereigener Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung in Solingen und in andere spezielle Maßnehmen zur Unterstützung der Energiewende vor Ort investiert – nach vorheriger Zustimmung der Generalversammlung der Energiegenossenschaft.
„Wir wollen in Zukunft in Solingen weitere PV-Anlagen bauen und sind daher immer auf der Suche nach geeigneten kommunalen Dachflächen“, betont die Vorstandsvorsitzende. „Manche Dächer sind allerdings schon zu alt, so dass sich der Bau einer PV-Anlage nicht mehr lohnt, oder es gibt keinen geeigneten Stromeinspeisepunkt“, beschreibt Ingeborg Friege ihre Erfahrungen. Wie alle der insgesamt 220 Genossenschaftsmitglieder arbeitet sie ehrenamtlich für BESG.
Die studierte Mathematikerin und Physikerin Ingeborg Friege leitete viele Jahre die Geschwister-Scholl-Gesamtschule und kennt sich im Bereich der regenerativen Energieerzeugung bestens aus. So leistete sie sechs Jahre lang Entwicklungshilfe in Afrika und brachte Kindern dort ganz praktisch nachhaltige Energieerzeugung bei, indem sie mit ihnen einfache Sonnenkollektoren und ähnliche Hilfsmittel zur Stromproduktion konstruierte. Informationsarbeit findet auch in der BESG statt: Regelmäßig organisieren die Genossenschaftsmitglieder einen „Energiewendestammtisch“ mit Experten, zu dem auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind. Damit will die BESG das Wissen über die Notwendigkeit einer dezentralen Energiewende weiter verbreiten.
Drittes Kooperations-Projekt in Planung: „Mieterstrom“ vom eigenen Hausdach
Die Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken und der BESG bekommt in Kürze ein drittes Standbein: So bald in Solingen größere Mietshäuser mit passenden Dächern zur Installation von PV-Anlagen gefunden sind, werden Mieter diesen Strom zu vergünstigten Konditionen als sogenannten „Mieterstrom“ beziehen können. Zwar wird der eigenerzeugte Strom voraussichtlich nicht ausreichen, um ganze Mietshäuser zu versorgen. Doch für die benötigten Restmengen kann „Bürgerstrom“ hinzugekauft werden, so dass für die betroffenen Häuser eine komplett regenerative und doch kostengünstige Stromversorgung möglich wird.
Hast du Fragen zum Thema Solarstrom? Möchtest du deinen Strom auch selbst produzieren und eine eigene PV-Anlage installieren? Unter „Hausgemacht“ findest du kompetente Ansprechpartner.