Stadtwerke-IT bringt 130 zusätzliche Benutzer ins Homeoffice
Am 16. März fiel der Entschluss, so viele Stadtwerke-Mitarbeiter wie möglich ins Homeoffice zu versetzen. Innerhalb von 60 Stunden haben wir als Stadtwerke-IT die technische Umsetzung geschafft. Die Digitalisierung bei den Stadtwerken läuft besser als gedacht!
Die Stadtwerke-IT
Ich leite seit etwa drei Jahren die IT der Stadtwerke Solingen. Insgesamt sind wir sieben interne Kollegen und nie genug. Als Unterstützung steht uns die itec – eine Ausgründung der Stadtwerke – mit weiteren vier Personen zur Verfügung. Als die Entscheidung gefällt wurde, die Kolleginnen und Kollegen ins Homeoffice zu schicken und so vor einer Ausbreitung der Epidemie zu schützen, war ich heilfroh, dass wir bereits 2018 die Möglichkeit für das mobile Arbeiten geschaffen hatten. Probleme traten dann allerdings trotzdem auf.
Probleme und wie man sie löst
250 Kolleginnen und Kollegen sollten ad hoc ins Homeoffice. 130 von ihnen hatten allerdings nicht die technischen Voraussetzungen dafür: Etwa die Hälfte von ihnen hatte zwar einen Firmenlaptop, aber keinen VPN-Zugang. Die andere Hälfte hatte noch nicht mal einen Laptop.
Also hieß es, zunächst fast 60 VPN-Zugänge einzurichten. Schwieriger war, die verbleibenden 70 Kolleginnen und Kollegen anzubinden, die keine geeignete Firmenhardware hatten. Die waren aber glücklicherweise extrem flexibel: Sie waren bereit, die eigene Hardware zu nutzen. Ein enormes Entgegenkommen! (An dieser Stelle noch mal: Herzlichen Dank!) Bei ihnen kommt jetzt ein VM-Client (VM = virtuelle Maschine) zum Einsatz. Dieser Client ermöglicht es, eine Verbindung zu einem VM-Server zu erhalten, den wir in die nötigen 70 einzelnen „virtuellen Maschinen“ geteilt haben.
Der Unterschied zum VPN-Tunnel? Beim VPN-Tunnel holt sich der Nutzer die Daten über eine sichere Verbindung auf seinen Rechner, bearbeitet sie da und speichert sie anschließend wieder auf dem Firmenserver. Beim VM-Client bleiben die Daten die ganze Zeit auf dem Firmenserver. Der Client ermöglich nur den Blick auf diese Daten und die Bearbeitung selbiger. Hinzu kam, dass die Kolleginnen und Kollegen sich diesen VM-Client selbstständig von einer Website laden mussten. Dafür hatten die Kollegen der ITEC ein kurzes „How-to“ zur Hand, das dann zusammen mit den neuen Benutzerdaten an die Kolleginnen und Kollegen versendet werden konnte. Der größte Vorteil an VMware ist, dass der Client nahezu jedes Endgerät, also Windows, IOS, Apple, Android, etc., bedient. Also nicht nur das „Wo“ ist vollkommen egal, sondern auch das „Womit“.
Bandbreite aufbohren
Auch die Bandbreite machte uns anfangs Sorgen. Unsere Infrastruktur ist eigentlich auf 70 bis 100 gleichzeitige Benutzer ausgelegt. Das hat für das mobile Arbeiten, dass i. d. R. nur einmal pro Woche pro Mitarbeiter genutzt wurde, natürlich dicke gereicht. Jetzt griffen plötzlich 250 Leute gleichzeitig von außen auf unser System zu. Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass wir diesen Elefanten ohne Stau durch dieses Schlüsselloch bekommen könnten. Gerade morgens und nachmittags zwischen 13.00 und 15.00 Uhr wurde die Auslastung doch ziemlich hoch.
Die nächste wichtige Aufgabe war also die Stabilisierung der Bandbreite. Durch die intensive Beobachtung des Netzes sahen wir, in welchen Teilbereichen besonders große Datenvolumina verarbeitet werden und wo es eher weniger sind. Entsprechend haben wir reagiert und Einstellungen vorgenommen, die eine gleichmäßigere Auslastung erreichen. Außerdem haben wir den Server, auf dem die Firewall läuft, um alle anderen Aufgaben entlastet.
„Livedaten vor statischen Daten“
Zusätzlich priorisieren wir verschiedene Datenarten. Unter dem Motto „Livedaten vor statischen Daten“ werden Daten unterschiedlich schnell befördert: Sprachdaten (etwa von Skype) werden dabei höher priorisiert als z. B. der Aufruf von Webseiten. Denn bei Sprachdaten ist es ziemlich anstrengend, wenn die Datenübertragung was ruckelig ist. Wenn der Aufbau einer Webseite dagegen eine Sekunde länger dauert, dann merkt man das kaum.
Wir von der Stadtwerke-IT haben bei der ganzen Aktion „nur“ die Koordinierung übernommen. Wirklich begeistert hat mich die Leistung der itec: Vier Mann haben in 60 Stunden 130 Zugänge neu geschaffen. Das ist eine enorme Leistung und hat sicherlich dazu beigetragen, unsere Kolleginnen und Kollegen vor dem Virus zu schützen. Das war Champions-League in Bits und Bytes!