Stadtwerker im Homeoffice
Stadtwerker im Homeoffice. Kann das gutgehen? Es geht sogar sehr gut. Eine kleine Umfrage unter Führungskräften und Mitarbeitern ergab: Vieles läuft rund. An ein paar Stellen ist Bedarf für Nachschärfungen. Hier stelle ich erste Homeoffice-Erfahrungen vor.
Kommunikation
Rundum gelobt wird die digitale Kommunikation über – in unserem Fall – Skype. Technisch scheinen sich alle im Homeoffice gut eingerichtet zu haben. Gelegentliche technische Probleme sind beherrschbar. Und im Falle eines Falles greifen die Kollegen ganz pragmatisch zum Telefon. Auch inhaltlich scheint die Kommunikation zu laufen: Allerdings hört man von vielen Führungskräften, dass sie jetzt doch öfter das persönliche Gespräch bewusst suchen. Im Homeoffice läuft man sich eben nicht mal auf dem Flur über den Weg. Einige Kollegen haben deshalb auch die Dosis von Abstimmungsrunden und Meetings mit der eigenen Abteilung gezielt erhöht: Ob tägliche Telefonate mit den Mitarbeitern oder morgendliche Online-Meetings – wichtig ist, mit den Kollegen in Kontakt zu bleiben. Auch unter den Mitarbeitern haben sich diesbezüglich erste Rituale entwickelt, wie z. B. der morgendliche Kaffee per Skype. Unser IT-Leiter Marc fasst das zusammen mit: „Es besteht die gleiche, offene, ehrliche und direkte Kommunikation wie vorher auch, nur mit einem Mikro und einer Mattscheibe dazwischen.“
Mögliche Probleme ahnen Kollegen dort, wo Kommunikation eh schwierig wird: im Konfliktfall. Deshalb gilt es für die Führungskräfte, ganz besonders aufmerksam Schwingungen im Team zu erfassen. Und frühzeitig mit einem Anruf gegenzusteuern.
Produktivität
Von Abteilungsleitern als auch von Mitarbeitern habe ich immer wieder gehört: „Im Homeoffice bin ich viel produktiver!“ Die kleinen Ablenkungen durch Kollegen fallen eben weg. Bei aller Freude über das Geschaffte gilt es hier aber auch vorsichtig zu sein: Wo keine Pausen von außen kommen, muss man sich selber Pausen schaffen. Gerne auch bewegte Pausen, so wie die Stadtwerke das ihren Mitarbeitern jetzt dreimal die Woche online anbieten. Oder beim Spaziergang in der Mittagspause. Dies wirkt auch dem ständigen Sitzen entgegen, dass im Homeoffice vorherrscht. Kollegen mit Kindern sehen das Thema Produktivität naturgemäß ein wenig anders. Sie verlegen die Arbeitszeit oft auf die Zeiten, wenn Kinder schlafen oder sich der Partner kümmern kann.
Eigenverantwortung
Ein ganz großer Pluspunkt für Führungskräfte, aber auch Mitarbeiter, ist die größere Eigenverantwortung. Wie Romy es ausdrückt: „Das Homeoffice erzieht dazu, selbstständiger zu werden – sei es beim Zeitmanagement oder bei der Priorisierung der Aufgaben.“
Andere Mitarbeiter wollen mehr Führung, freuen sich aber, dass die Führungskräfte jetzt nicht mehr in unzähligen Meetings sitzen, sondern nur einen Skype-Anruf entfernt sind. Auch dadurch reduziert sich der Abstimmungsaufwand und die Prozesse werden schneller. Führungskräfte sind aufgerufen, Vertrauen statt Kontrolle zu praktizieren.
Aber der soziale Kontakt fehlt…
Trotzdem: Der soziale Kontakt fehlt. Der Mensch ist eben ein soziales Wesen, das Austausch braucht. Und da der derzeit im Privaten wie im Beruflichen reduziert ist, leiden viele darunter, den ganzen Tag mit ihrem Monitor allein zu sein. Da nutzt auch der positive Effekt für die Umwelt, der dadurch entsteht, dass unzählige Fahrten zur Arbeit und nach Hause wegfallen, nichts.
Homeoffice-Erfahrung: Zehn Tipps
Unsere zehn Tipps für das Corona-Homeoffice:
- Zieh dich vernünftig an! Es muss nicht das Businesskostüm sein, aber eben auch keine Schlafanzughose.
- Mach regelmäßig Pausen! Notfalls im Handy den Wecker stellen und einmal pro Stunde aufstehen, was anderes sehen, was anderes denken.
- Schaffe neue Rituale mit Kollegen! Ob es der gemeinsame Kaffee am Morgen oder der sportliche Wettstreit (auf Distanz) mit dem Lieblingskollegen ist: Der soziale Kontakt zu anderen Menschen ist wichtig.
- Greif öfter mal zum Hörer, statt eine E-Mail zu schreiben – gerade, wenn das Thema schwierig oder konfliktbelastet ist. Denn der Ton macht eben doch die Musik.
- Organisiere regelmäßige Online-Treffen und sei es nur für einen kurzen Austausch am Morgen, der alle Teammitglieder wieder auf den neusten Stand bringt.
- Nutze die Videokonferenzmöglichkeit immer mal wieder, aber vor allem dann, wenn es zu Konflikten kommt. Denn nonverbale Kommunikation ist ein wesentlicher Teil der Kommunikation.
- Baue regelmäßig Bewegung in deinen Alltag ein. Gerade in Corona-Zeiten verführt das Homeoffice zu ausgiebigem Sitzen. Neben der Mittagspause bietet sich auch die Runde um den Block vor oder nach der Arbeit an.
- Räume abends deinen Schreibtisch auf und am besten weg. So signalisierst du dir selbst, dass die Arbeit jetzt beendet ist und die Freizeit beginnt.
- Vertrauen statt Kontrolle: denn als Führungskraft bist du jetzt ganz besonders auf die Motivation deiner Mitarbeiter angewiesen.
- Und zu guter Letzt: Wenn die Haare furchtbar aussehen, dann setze eine Mütze auf!
Autor: Kerstin Griese
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