Thermografie

Thermo­grafie-Aktion 2018 – Fotoshooting fürs Haus

Unser Autor:

Florian Bublies, Verbraucherzentrale Solingen

Derzeit bereiten wir unsere alljähr­liche Thermo­grafie-Aktion 2018 mit der Verbrau­cher­zen­trale vor. Mit Hilfe sogenannter Wärme­bild­ka­meras können unter­schied­liche Tempe­ra­turen an der Fassade eines Hauses sichtbar gemacht werden.

Insgesamt haben bereits 3.400 Kunden unsere Thermo­grafie-Aktion in Anspruch genommen. Fragt Ihr Euch auch, ob Euer Haus fit für den Winter ist? Wir haben dazu ein Interview mit Florian Bublies geführt. Florian Bublies ist der Energie­ex­perte der Solinger Verbrau­cher­zen­trale und führt die Kunden­be­ra­tungen im Anschluss an die Wärme­bild­auf­nahmen durch.

Herr Bublies, wer sollte sein Haus mit einer Wärme­bild­kamera unter­suchen lassen?

Das Angebot ist vor allem für Eigen­tümer inter­essant, wenn sie die Schwach­stellen ihres Hauses ausloten wollen. Beson­deres schauen wir bei einer Außen­ther­mo­grafie auf die Gebäu­de­hülle, z. B. auf die Fassade, Fenster, Rollläden, Rohrlei­tungen, Anschlüsse etc. Hier können wir sehen, ob es Wärme­brücken oder Schäden an dem Gebäude gibt. Inter­essant kann eine solche Thermo­grafie aber auch für Eigen­tümer sein, um zu prüfen, ob vorherige Sanie­rungs­maß­nahmen die gewünschten Effekte bewirkt haben. Hier ist es natürlich besonders schön, wenn man Vorher-Nachher-Aufnahmen vergleichen kann.

Sie sprachen von Eigen­tümern, was ist mit Mietern?

Wenn Mieter Interesse an eine Aufnahme mit der Wärme­bild­kamera haben, sollten sie Kontakt mit dem Eigen­tümer aufnehmen. Nur er kann uns den Zugang zu dem Gelände geneh­migen. Aber für eine erste Analyse eines Mehrfa­mi­li­en­hauses sind die Wärme­auf­nahmen durchaus zu gebrauchen. So sieht man dort etwa, ob bestimmte Wohnungen ein Problem haben, wenn man Wärme­brücken an Fenstern betrachtet und ggf. Feuchte- und Schim­mel­ri­siken beurteilen möchte.

Was kann ich aus den Bildern ableiten?

Die Aufnahmen allein reichen oft nicht aus, um eine tiefge­hende Inter­pre­tation der Ergeb­nisse zu ermög­lichen. So müssen z. B. die angezeigten Farbskalen der Fotos immer in Relation zu den Tempe­ra­tur­skalen der Thermo­gramme betrachtet werden. Das ist der Job eines Experten. Deshalb rate ich dazu, zuzüglich zu der Thermo­grafie immer auch unsere Vor-Ort-Beratung zu beauf­tragen. Dort können wir die räumlichen Gegeben­heiten und Tempe­ra­tur­zonen mit berück­sich­tigen. Sonst kann es sehr schnell zu Fehlin­ter­pre­tation und damit zu Fehlin­ves­ti­tionen kommen.

Wie verläuft diese Beratung vor Ort?

Erst mal sehe ich mir das Haus von innen an: Keller, Außen­wände, Fenster Rollläden, Dachdämmung, Heizkessel etc. Das heißt, dass ich z. B. an den Fenstern prüfe, wann diese herge­stellt wurden, dass ich frage, von wann der Heizkessel ist und ob er schon repariert werden musste oder, ob die Rolllä­den­kästen gedämmt sind. Danach habe ich schon ein ziemlich gutes Gespür, welche Schwach¬stellen das Haus hat. Ich persönlich sehe mir erst danach die Wärme­bild­auf­nahmen an. Oft kann ich dem Kunden an den Bildern gut erläutern, was am Haus geändert werden könnte. Manchmal zeigen die Bilder aber auch Schwach­stellen auf, die eine einfache Hausbe­gehung nicht sichtbar macht. So habe ich es schon erlebt, dass ehemalige Fenster zugeputzt und nicht mehr sichtbar waren. Auf den Wärme­bild­auf­nahmen sah man dann aber, dass es dort fast keine Dämmung gibt. Beides zusammen – also Wärme­bild­auf­nahmen und Hausbe­gehung – ergibt erst ein umfas­sendes und aussa­ge­kräf­tiges Gesamtbild.

Wieso brauche ich einen Profi für die Aufnahmen?

Es wirkt so leicht, ein paar Fotos zu machen. Aber profes­sio­neller Thermo­grafen berück­sich­tigen die Entfernung und den Winkel zum Haus, äußere Einflüsse, wie die Außen­tem­pe­ratur, und die Einstel­lungen der Kamera. Deshalb kann man die eigenen Aufnahmen auch nicht mit den Aufnahmen eines Nachbarn vergleichen, sofern sie nicht unter exakt den gleichen Bedin­gungen erstellt wurden.

Wie laufen diese Fotoauf­nahmen ab?

Der Thermograf macht die Aufnahmen in der Regel nachts, etwa zwischen 22.00 Uhr abends und 06.00 Uhr morgens. Denn das Sonnen­licht würde die Aufnahmen verfäl­schen. Außerdem entstehen besonders gute Aufnahmen, wenn es bedeckt, aber nicht regne­risch ist. Der Thermograf läuft dann nachts über das Grund­stück, damit er das Haus von allen Seiten aufnehmen kann. Aller­dings können wir aufgrund von Bebau­ungen und Zugangs­pro­blemen nicht immer den nötigen Abstand oder Winkel gewähr­leisten. Wir hatten übrigens durchaus schon Probleme, dass einer unser Thermo­grafen im Dunkeln im Garten­teich gelandet ist oder die Nachbarn die Polizei rufen wollten.

Was muss ich als Kunde berück­sich­tigen oder vorbereiten?

Der Kunde wird vorher über den Termin infor­miert, damit er zum einen das Grund­stück zugänglich machen und zum anderen das Haus aufheizen kann. Optimal wäre ein Temperatur¬unterschied zwischen Innen- und Außenluft von circa 15 Grad. Das heißt, im Haus sollte eine einheit­liche Wärme herrschen, so dass auch Schlaf­zimmer, Gäste­zimmer oder Flure entspre­chend aufge­heizt sind. Außerdem sollten die Rollos offen gelassen werden. Und vielleicht könnten Sie die Nachbarn vorwarnen, dass jemand nachts im Dunkeln über Ihr Grund­stück läuft.

Bekommt der Kunde im Zuge Ihrer Vor-Ort-Beratung etwas Schriftliches?

Der Kunde erhält einen schrift­lichen Bericht, in dem die Ergeb­nisse der Hausbe­gehung und die Inter­pre­tation der Fotos zusam­men­ge­stellt sind. Außerdem stellen wir dar, welche Maßnahmen zur Verbes­serung anstehen und kalku­lieren grob die dafür nötigen Kosten. Auf dieser Basis kann der Kunde sehr gut entscheiden, welche Maßnahmen er angehen will. Außerdem kann er den Bericht nutzen, um mit Handwerkern Kontakt aufzunehmen.

Was macht Probleme bei der Thermografie?

Schräg­dächer sind schwierig, weil die Aufnahmen nicht exakt im 90 Grad Winkel erfolgen können. Außerdem herrscht – trotz Dämmung – hinter den Dachziegeln immer ein Luftzug. Deshalb erscheint das Dach tenden­ziell zu kalt auf den Fotos. Umso wichtiger, dass Experten auf die Bilder sehen bevor vorschnelle Rückschlüsse über die bauliche Qualität gezogen werden. Wir haben auch schon versucht, Drohnen für die Dachauf­nahmen einzu­setzen. Derzeit ist das aber noch selten und zudem in Ballungs­räumen unter Umständen schwierig umzusetzen. Und wegen der Probleme mit den hinter­lüf­teten Dachziegeln, ist der Vorteil von Drohnen­auf­nahmen aus der Vogel­per­spektive auch nicht so groß.

Was ist das Besondere im Bergi­schen Land?

Im Bergi­schen Land haben wir ziemlich viele Häuser mit Schie­fer­fas­saden. Aber auch diese Schie­fer­fas­saden sind von hinten belüftet, d.h. sie werden von kalter Luft hinter­strömt. Deshalb sind die Wärme­bilder bei vorge­setzten Fassaden schwierig zu inter­pre­tieren. In solchen Fällen empfehlen wir eher eine Innen­ther­mo­grafie in Kombi­nation mit einer Vor-Ort-Beratung.

Warum haben Sie 2007 die Koope­ration mit den Stadt­werken Solingen geschlossen?

Wir hielten es für sinnvoll, die Thermo­grafie-Angebote in Solingen zu bündeln. Das Angebot ist einer­seits somit für den Kunden trans­pa­renter und anderer­seits können wir als ausfüh­rende Instanzen Syner­gie­ef­fekte wirtschaftlich sinnvoll nutzen (z. B. Dienst­leis­ter­aus­schrei­bungen, Bearbeitung von Kunden­an­fragen und -Anmel­dungen etc.). Das Ergebnis schlägt sich u. a. in einem günstigen Preis nieder. Zudem bezuschussen die Stadt­werke Solingen ihre Kunden bei der Thermo­grafie-Aktion 2018. Und nicht zuletzt läuft die Zusam­men­arbeit mit den Stadt­werken hierbei und auch in anderen Bereichen einfach gut.

Und noch ein eine persön­liche Frage: Haben Sie Ihr Haus eigentlich auch mal untersucht?

Wir haben unser Haus erst im letzten Jahr gekauft und dann über den Winter umgebaut, somit war das Gebäude im zurück liegenden Winter nur teilweise fertiggestellt/gedämmt. Trotzdem habe ich im letzten Winter schon einmal Aufnahmen gemacht, um einen Vorher-Nachher-Vergleich zu haben. Aber richtig spannend wird es erst in diesem Winter, jetzt wo das Haus fertig­ge­stellt ist. Da sehe ich, ob alle Schwach­stellen beseitigt sind und die notwen­digen Anschlüsse richtig ausge­führt wurden.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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