Ultrafiltration

Ultra­fil­tration – es geht in die letzte Runde

Unser Autor:

Seit Dezember 2019 testet das Wasser­werksteam in Glüder die neue Ultra­fil­tration. Ende März wird die Pilot­anlage wieder abgebaut. In den letzten fünf Wochen übernehmen die Wasser­werker selbst die Betriebsführung.

Externe Helfer

Auf Herz und Nieren haben die Kollegen die Pilot­anlage zur Ultra­fil­tration in den letzten 16 Monaten getestet und geprüft, wie sich neue vs. alte Filter­me­thode schlägt. (Beide Filter­me­thoden haben wir in unserem Titelbild abgebildet.) Dabei hat die technische Betreuung der Pilot­anlage vor Ort in den Händen der Wasser­werker gelegen. Die verschie­denen Tests, die die Anlage durch­laufen musste, konzi­pierte aber das Techno­lo­gie­zentrum Wasser (TZW). Während der Anlagen­her­steller die Steuerung der Anlage von außen übernommen hat. Dazu gehörten z. B. die Termi­nierung von Spülin­ter­vallen oder der Anstoß von Reinigungsprozeduren.

Know-how-Aufbau

Im April wird der Aufsichtsrat der Stadt­werke Solingen darüber entscheiden, ob künftig die Ultra­fil­tration auch in Glüder einge­setzt werden soll. Höchste Zeit also, dass die Wasser­werker Know-how in der Betriebs­führung der Anlage aufbauen, also die Arbeiten übernehmen, die bisher vom Anlagen­her­steller ausge­führt wurden. Selbst­ver­ständlich immer unter der Kontrolle des Herstellers. Andreas Mokros, Wasser­werks­meister in Glüder: „Wir wollten unseren Kollegen die Chance geben, sich in die Betriebs­führung einzu­ar­beiten, damit wir im Falle einer positiven Entscheidung durch den Aufsichtsrat bereits erste grund­lie­gende Betriebs­er­fah­rungen für die spätere Großanlage sammeln konnten.“ Trotzdem würde der Hersteller der künftigen Anlage (ein Auftrag würde selbst­ver­ständlich ausge­schrieben) ebenso wie das TZW als Berater zur Seite stehen. Außerdem gibt es den Austausch mit anderen Talsper­ren­be­treibern im Arbeits­kreis Trinkwassertalsperren.

Verant­wortung ist aufregend

Alle sieben Kollegen sind derzeit mit der Betriebs­führung befasst. Sie haben bisher z. B. das Flockungs­mittel geändert und Reini­gungs­vor­gänge durch­ge­führt. Alles hat optimal funktio­niert. Als nächstes steht eine große chemische Reinigung an. Jetzt die Verant­wortung für die Pilot­anlage zu übernehmen, ist durchaus aufregend, weil neu und ungewohnt. Deshalb legt Andreas Mokros auch viel Wert auf einen regel­mä­ßigen Austausch unter den Kollegen: „Einmal in der Woche besprechen wir das im gesamten Team. Ansonsten tauschen sich die Kollegen auch informell unter­ein­ander über ihre Erfah­rungen mit der Anlage aus.“ Mit einigen von ihnen haben wir gesprochen.

Interview zur Ultrafiltration

Kerstin Griese: Ihr habt ja jetzt schon Erfah­rungen mit der Ultra­fil­tration machen können. Was sind die wesent­lichen Unter­schiede zum jetzigen Betrieb?
Jonny Wittig: Die Ultra­fil­tration ist prakti­scher, viel kompakter. Der Wechsel von Filter­ele­menten ist viel einfacher im Gegensatz zum aufwän­digen Austausch von Filtersand.
Tobias Melles: Die Anlage ist nicht kompli­zierter, nur ganz anders. Aber darauf werden wir uns einstellen.
Robin Olu: Als größten Unter­schied sehe ich: Man muss wesentlich langfris­tiger und mit statis­ti­schen Daten arbeiten, um die Leistung der Membrane sowie die Spül- und Reini­gungs­in­ter­valle zu ermitteln bzw. optimieren zu können.

Kerstin: Welche Vorteile/Nachteile seht ihr für eure Arbeit, wenn die Ultra­fil­tra­ti­ons­anlage umgesetzt würde?
Jonny: Der Betriebs­aufwand wird sich auf jeden Fall reduzieren. Ich vermute jedoch, dass der Aufwand für Instand­haltung und Wartung höher wird. Und dass wir mehr Ersatz­teile vorhalten müssen.
Robin: Also während der Umbau­phase wird natürlich einiges an Mehrarbeit auf uns zukommen. Aber das neue Aufbe­rei­tungs­ver­fahren ist sehr sicher und die Membran filtert zuver­lässig unerwünschte Partikel. Das ist toll. Erwei­te­rungen wären ganz einfach möglich und der Austausch von Filter­mo­dulen wäre einfacher als der Tausch von Filtersand der Filter­stufe 1.
Patrick Thon: Mit dem Betrieb der neuen Anlage ergeben sich für uns neue Arbeits­ab­läufe und eine völlig neue Technik – auch wenn wir die Pilot­anlage schon kennen­lernen durften. Vom Fortschritt her würde ich sagen, dass wir von einem geliebten ersten Auto auf einen Neuwagen umsteigen. Zuver­lässig war die bisherige Technik, aber irgendwann muss man zukunfts­ori­en­tiert denken. Die neue Ultra­fil­tration kommt mit weniger Rückspül­wasser aus, was zum einen die Effizienz verbessert, aber auch Trink­wasser spart. Was immer wichtiger werden wird. Dies alles wird unser Solinger Trink­wasser noch besser machen, als es unsere Kunden gewohnt sind.

Kerstin: Wie ist euer Resümee zu der Anlage?
Tobias: Ich bin gespannt und freue mich auf die moderne und sichere Technik. Vor allem da, wo es darum geht auf die schwan­kenden Rohwas­ser­qua­li­täten im Jahres­verlauf zu reagieren.
Jonny: Die Pilot­anlage lief sehr stabil und zuver­lässig. Auch die Aufbe­reitung von unter­schied­licher Rohwas­ser­qua­lität verlief stets hervor­ragend. Das wünschen wir uns natürlich auch für die Großanlage.
Robin: Natürlich war die Betreuung der Anlage im Versuchs­zeitraum eine zusätz­liche Arbeits­be­lastung. Das haben wir aber gerne auf uns genommen, um unseren Kunden auch zukünftig das beste Trink­wasser liefern zu können.
Jonny und Tobias: Ja, genau!
Patrick: Alles in allem freue ich mich auf die neue Anlage und auf die Arbeit, die dieses Projekt mit sich bringt.

Jonny Wittig Tobias Melles
Jonny Wittig (rechts) und Tobias Melles (links) vor der Pilotanlage

Autor: Kerstin Griese

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