Neues von der Ultrafiltration in Glüder
Im Wasserwerk Glüder testen die Kollegen seit zwölf Monaten eine neue Form der Filtration: die so genannte Ultrafiltration. Zeit einmal vorbeizuschauen (natürlich virtuell) und den aktuellen Status zu erfragen.
Versuchsanlage geht in die Verlängerung
Ursprünglich sollte die Versuchsanlage genau zwölf Monate betrieben werden – vom Dezember 2019 bis Dezember 2020. In dieser Zeit kann man alle jahreszeitlichen Schwankungen der Rohwasserbeschaffenheit, wie Trübung, Algen, Temperatur etc., beobachten. So haben die Kollegen um Andreas Mokros, Wasserwerksmeister in Glüder, etwa festgestellt, dass bei kalten Wassertemperaturen die Durchlässigkeit der Membrane sinkt. Um die gewünschte Menge an Wasser aufzubereiten sind also zusätzliche Membranmodule erforderlich. Die Kollegen haben die Pilotierung aber nun auf Ende März verlängert, um weitere Optimierungsversuche durchführen zu können. So gilt es, das Verhältnis zwischen Wasserdurchlass und Wasserverluste (durch notwendige Spülung der Anlage) weiter zu verbessern. Dabei soll auch ein weiteres Flockungsmittel getestet werden. Zur Erinnerung: Flockungsmittel dienen u. a. dazu, Partikel und organische Stoffe, die normalerweise im Wasser gelöst sind und so durch die Membrane gelangen könnten, an einen Trägerstoff zu binden und damit herausfiltern zu können.
Vergleich einer weiteren Membran
In der vergangenen Pilotierungsphase hatten wir zudem, über einen Zeitraum von vier Monaten, zusätzlich mit einer weiteren Membran und Versuchsanlage eines zweiten Herstellers pilotiert. Hierbei konnten wir in parallelen Versuchen mögliche Unterschiede im direkten Vergleich testen und sehen, ob beide Membrane das Rohwasser aus der Sengbachtalsperre gleich gut filtrieren.

Aber lassen wir Andreas Mokros doch selbst zu Wort kommen:
Alle Ampeln auf grün
Grundsätzlich sind die Kollegen sehr zufrieden mit dem Verlauf der Pilotierung. Andreas Mokros: „Wir sind absolut zufrieden mit der Technologie. Es handelt sich bei der Ultrafiltration um eine sehr sichere Art der Aufbereitung, die Wasserqualität ist hervorragend. Zudem passt unsere Art der Vorfiltration sehr gut zur nachfolgenden Ultrafiltration, da sie Stoffe und Partikel ausreichend zurückhält, um die Ultrafiltration selbst zu entlasten. Die Pilotanlage hat technisch keine Schwierigkeiten gemacht.“ Andreas Mokros ist überzeugt davon, dass es der richtige Weg war, eine solche Anlage zunächst im kleinen Maßstab zu testen, bevor man an die Umsetzung in einer Großanlage denken kann. Die Kollegen in Glüder hätten im letzten Jahr eine Fülle an wichtigen Betriebserfahrungen gemacht.
Andreas Mokros: „Sehr positiv war auch die Zusammenarbeit mit unserem Labor, die uns nicht nur mit der Analyse zahlreicher Wasserproben der Versuchsanlagen unterstützt haben, sondern uns auch wichtige Impulse gegeben und uns auf Ideen für neue Versuche gebracht hatten. Es ist ein großer Vorteil, ein Labor im eigenen Haus zu haben und nicht auf externe Hilfe angewiesen zu sein.“
Außerdem sei die Ultrafiltration inzwischen auch bei den zuständigen Behörden als State-of-the-Art anerkannt. Erste Behörden verlangen inzwischen bei der Verlängerung des Wasserrechtes den Einsatz einer Ultrafiltrationsanlage.
Fehler passieren …
Ein kleines Missgeschick sei aber im Lauf des Tests doch aufgetreten. Um den Einfluss des Flockungsmittels auf die Ultrafiltration besser testen zu können, wurde der Wasserzulauf künstlich von 5 auf 30 Meter verlängert. Auf dieser Strecke konnte das Flockungsmittel besser mit dem Wasser reagieren. Die zusätzlichen 25 Meter hatten die Kollegen über einen Feuerwehrschlauch hergestellt. Dieser ist in dem Container, in dem die Pilotanlage aufgebaut ist, in mehreren Schleifen um die Anlage gelegt worden. Beim Betrieb ist dann der Schlauch beschädigt worden und geplatzt. Etliche Liter Wasser sind so in den Container gelaufen und haben zu einer Überschwemmung geführt. Andreas Mokros: „Es war eine ganz schöne Leckage, aber nachdem wir alles sauber gemacht und den Schlauch geflickt hatten, lief die Anlage stabil weiter. Eigentlich ein ganz gutes Zeichen.“
Wie geht es mit der Ultrafiltration weiter?
Wenn es nach Andreas Mokros geht, werden die Testergebnisse im ersten Halbjahr 2021 dem Aufsichtsrat der Stadtwerke Solingen vorgelegt und dort der Bau einer Ultrafiltrationsanlage verabschiedet. Dann wäre der Weg frei für die Entwurfs- und Ausführungsplanung und letztlich für den Bau der Anlage in Glüder.
Autor: Kerstin Griese
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