Von damals bis heute: Die bewegte Geschichte der E-Autos
Wusstet ihr, dass es Elektroautos schon seit über 180 Jahren und damit länger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gibt? Ein Rückblick auf eine lange Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen.
Das allererste Auto fuhr elektrisch
Es steht für zukunftsorientierte Mobilität, Digitalisierung und Fortschritt: Dem Elektroauto gehört als wichtiger Teil der Verkehrswende die Zukunft. Der Elektromotor soll den Verbrenner bald überflüssig machen und die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen beenden.
Doch nur wenige wissen, dass das E-Auto keine Erfindung der Neuzeit ist, sondern die Anfänge der E-Autos schon fast 200 Jahre zurückliegen und damit den Beginn des automobilen Zeitalters markieren. Bereits 1837 war das Geburtsjahr des allerersten Elektrofahrzeugs. Robert Anderson, ein schottischer Erfinder, entwickelte damals einen frühen E-Auto-Prototypen. Betrieben wurde dieser mit nicht wiederaufladbaren Batterien und schaffte rund 12 Stundenkilometer. Der Franzose Gustave Trouvé entwarf 1881 ein sog. „Trouvé Tricycle“ – dreirädrig und elektrisch wurde es von zwei Motoren angetrieben. Bestimmt haben die Pariser damals ihren Augen nicht getraut, als dieses innovative „Automobil“ erstmals über ihre Straßen rollte. Im Jahr 1888 konstruierte die Coburger Maschinenfabrik A. Flocken schließlich das erste deutsche E-Fahrzeug: Der „Flocken Elektrowagen“ war eine Elektrokutsche mit immerhin schon 15 Stundenkilometern Maximal-Geschwindigkeit. Überhaupt sahen die ersten E-Fahrzeuge noch mehr oder weniger aus wie Kutschen. Der Wagen von Flocken fuhr allerdings schon auf vier luftbereiften Rädern, die ihm mehr „Auto-Optik“ verliehen. Erst zwei Jahre zuvor hatte es der Autopionier Carl Benz geschafft, seinen berühmten dreirädrigen Benz-Motorwagen auf die Straße zu bringen – das erste Auto mit Verbrennermotor.
Klar im Vorteil: der Elektroantrieb
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die E-Fahrzeuge immer beliebter. Um 1900 fuhren 40 % aller Automobile weltweit mit Dampf und 38 % mit Elektroantrieb. Nur 22 % der Fahrzeuge waren Verbrenner. E-Autos waren in ihren Anfangsjahren also echte Konkurrenten für benzinbetriebene Automobile. Und schnell waren die Stromer auch noch: Bereits 1898 schaffte das „La Jamais Content“ (französisch: Die nie Zufriedene) getaufte Renn-E-Fahrzeug des belgischen Ingenieurs Camille Janatzy als erstes Elektroauto über 100 Stundenkilometer. Es hielt damit für kurze Zeit den Geschwindigkeitsrekord.
Doch die Beliebtheit der E-Fahrzeuge hatte handfeste Gründe. Im Vergleich zum Verbrennermotor war der E-Antrieb wesentlich zuverlässiger, ungefährlicher (kein leicht entzündlicher Kraftstoff) und musste nicht – so wie ein Verbrenner-Fahrzeug – erst mit Muskelkraft durch angestrengtes Ankurbeln in Gang gesetzt werden. Zudem führte der Amerikaner Thomas Edison bald Verbesserungen an den Batterien durch, was die Leistungsfähigkeit der Elektroautos steigerte. Die trotzdem verhältnismäßig geringe Reichweite von E-Fahrzeugen störte nicht, denn es gab nur wenige gut ausgebaute Straßen. Die häufig als Lieferfahrzeuge und Taxis eingesetzten E-Autos legten im Stadtverkehr ohnehin keine langen Strecken zurück.
Trotz dieses großen Erfolgs begann in den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der Aufstieg der Verbrennungsmotoren: Mit der Entwicklung des amerikanischen Ford Modell T und der Verfügbarkeit von billigem Benzin wendete sich das Blatt. Mehr und mehr lange Routen für Autos wurden erschlossen und die vergleichsweise reichweitenstarken Fahrzeuge mit Verbrennermotoren ermöglichten den Menschen eine nie gekannte Flexibliität. Dagegen schafften es die Autobauer nicht, die Reichweite der elektrischen Antriebe deutlich zu erhöhen. 1911 kam außerdem eine folgenschwere Erfindung auf den Markt: Der Amerikaner Charles F. Kettering präsentierte den elektrischen Anlasser für Benzinautos. Schon ein Jahr später wurde dieser zur Serienausstattung bei Cadillac und machte das mühsame Ankurbeln ab sofort überflüssig.
Die Blütezeit ist vorbei – Verbrenner ziehen davon
Durch die veränderten Bedingungen bei der automobilen Technik und den Straßenverhältnissen waren die E-Fahrzeuge in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr konkurrenzfähig. Allerdings blieben sie – weniger als Privatwagen sondern mehr zu gewerblichen Zwecken – in Nischenmärkten erhalten. In den USA und England kamen sie z. B. als Milchfahrzeuge zum Einsatz, wurden für kleinere Lastentransporte, z. B. von Fisch und Eis, und in Auktionshallen genutzt. In der ehemaligen DDR fuhren E-Autos für den Postzustelldienst in Ostberlin. In den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts gab dann wieder erste, vielversprechendere Ansätze rund um die E-Mobilität. Beigetragen hatte dazu wohl u. a. der Golfkrieg: Mehr und mehr Menschen begannen, die weltweite Abhängigkeit von Erdöl zumindest zeitweise infrage zu stellen. 1997 brachte Toyota mit dem Modell Prius eine erste Version des später sehr erfolgreichen Plug-in-Hybrid-Fahrzeugs auf den Markt und lieferte auch rund 1.500 Exemplare des elektrisch angetriebenen Geländewagens RAV4aus.
Aber es vergingen noch Jahre, bis sich E-Autos auf dem Markt wirklich etablieren konnten. Nur der Toyota Prius schaffte es vor allem in Kalifornien, Kultstatus zu erlangen. Im Sunshine State waren zuvor die Umweltauflagen verschärft worden und die Einwohnerinnen und Einwohner entwickelten in diesem Zusammenhang erstmals ein größeres Umweltbewusstsein. Wer also war es, der 2008 mit einem echten Gamechanger die zunehmende, weltweite Abkehr vom Verbrennermotor zugunsten des Elektroantriebs in Gang setzte? Natürlich, das amerikanische Unternehmen Tesla. Mit seinem ersten vollelektrischen Automodell, dem Tesla Roadster, zeigte das damals noch junge Start-up, dass E-Autos nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch viel Fahrspaß bieten können. Tesla setzte damit neue Maßstäbe und entwickelte sich zum Trendsetter. Doch auch andere Autobauer holten auf. Mit dem Mitsubishi i-MiEV ging schon 2009 das erste Großserienauto mit reinem Elektroantrieb an den Start. Nicht zu vergessen der Nissan Leaf, der 2010 folgte. 2013 begannen schließlich auch deutsche Hersteller mit einiger Verspätung, die Serien-Herstellung erster reiner E-Autos aufzunehmen: VW produzierte den e-up!, BMW den i3 (obwohl dieser anfangs noch über einen kleinen Verbrennungsmotor als zusätzliche Unterstützung verfügte).
Für die Verkehrswende und gegen den Klimawandel: E-Autos sind auf dem Vormarsch
Inzwischen sind E-Autos aus dem Straßenverkehr nicht mehr wegzudenken: Nach Angaben des ADAC sind in Deutschland inzwischen 618.460 E-Autos zugelassen (Stand: Januar 2022) und die Reichweite elektrischer Autos steigt – neu entwickelter Akku-Technologien sei Dank – stetig weiter an. Zwar machen auf unseren Straßen nach wie vor Fahrzeuge mit Verbrennermotor einen Großteil am Gesamtverkehr aus. Aber: Die EU treibt die Verkehrswende u. a. mit der Entscheidung zum Verbrenner-Verbot ab 2035 weiter voran. Dadurch werden auch deutsche Hersteller wie VW und Audi gezwungen, E-Autos massiv weiterzuentwickeln. Das ist gut für die Umwelt, denn längst spüren wir alle die Auswirkungen des Klimawandels. Am Aus für umweltschädliche Verbrenner führt deshalb längst kein Weg mehr vorbei. Auch auf lokaler Ebene sind Energieversorger wie wir von den Stadtwerken Solingen schon seit Jahren aktiv. Mit möglichst komfortabler und attraktiver Ladeinfrastruktur schaffen wir für euch nach und nach immer mehr öffentliche Lademöglichkeiten und unterstützen euch bei der Einrichtung eigener Ladestationen für eure E-Fahrzeuge. Und mit dem zunehmenden Einsatz elektrisch betriebener Oberleitungsbusse, den BOB, leisten die Verkehrsbetriebe des Stadtwerke-Konzerns einen wichtigen Beitrag für einen klimafreundlichen, öffentlichen Personennahverkehr.
Elektromobilität
Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen: Ladesäulen, Wallbox, TankE-Netzwerk-App, FAQ und vieles mehr.