Wärmeerzeugung im Holzhackschnitzel-Heizwerk Ohligs
Wir sind als Wärmeanbieter kaum bekannt, dabei betreiben wir u. a. eines der größten Holzhackschnitzel-Heizwerke in NRW. Ich habe dazu mit Thorsten Meis, Senior Betriebsführer Anlagenmanagement, gesprochen.
Kerstin Griese: Wie wird eigentlich aus Holzschnitzeln Wärme?
Thorsten Meis: In einem Holzhackschnitzel-Heizwerk werden zu Holzschnitzeln verarbeitete, rohe Holzabfälle aus regionaler Forst- und Landwirtschaft sowie Gärtnerei- und Sägewerks-Abfälle etc. als Bio-Brennstoff genutzt. Die beim Verbrennungsprozess entstehende Wärme nutzen wir, um damit insgesamt 56.000 m² Gebäudefläche über ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz zu versorgen.
Kerstin Griese: Wie funktioniert das?
Thorsten Meis: In den Wintermonaten werden alle zwei Tage 40 Tonnen Holzhackschnitzel benötigt, also rohes, getrocknetes Holz mit maximal 40 % Restfeuchtigkeit, um ausreichend Wärme für alle angeschlossenen Verbraucher zu erzeugen. Grob vereinfacht gesagt, wird das Holz in einen Holzbunker mit rund 50 m³ Fassungsvermögen gegeben. Von dort gelangt es über einen sogenannten Schubboden auf eine Art Förderband. Im Heizwerk-Ofen angelangt, werden die Holzschnitzel schließlich bei einer Betriebstemperatur von 850 bis 950 Grad Celsius verbrannt. Die beim Verbrennungsprozess entstehende Asche wird anschließend fachgerecht auf einer Spezial-Deponie entsorgt.
Kerstin Griese: Und wie gelangt die so erzeugte Bio-Wärme aus dem Heizwerk dann zu den einzelnen Abnehmern?
Thorsten Meis: Das Nahwärmenetz des Heizwerks versorgt alle daran angeschlossenen Verbraucher mit erwärmtem Wasser aus dem Heizwerk. Jedes angeschlossene Gebäude hat einen eigenen Wärmetauscher, über den das Wasser aus dem Heizwerk ins Gebäude hinein in einen eigenen, sogenannten Sekundär-Kreislauf gelangt. Dieser speist wiederum die Verbrauchsstellen innerhalb des Gebäudes mit Wärme.
Kerstin Griese: Stimmt es, dass die Wärmegewinnung über ein Holzhackschnitzel-Heizwerk zum Klimaschutz beiträgt?
Thorsten Meis: Ja, weil die Verbrennung von Biomasse gegenüber den fossilen Energieträgern wie Erdöl und Kohle einige Vorteile hat. Holz ist ein nachwachsender Energieträger, außerdem ist es regional zu beziehen. Das ist uns sehr wichtig, denn damit entfallen lange, die Umwelt belastende Transportwege. Zudem ist die Verbrennung der Holzschnitzel CO²-neutral. Denn bei der Verbrennung gibt die Pflanze exakt die Menge CO² ab, die sie zuvor in ihrem Leben gebunden hat. Im Vergleich zur Verbrennung setzt die natürliche Verrottung genau dieselbe Menge CO² frei. Dem Umweltbundesamt zufolge wird unsere Umwelt durch ein Holz-Heizwerk zu 85 bis 92 Prozent weniger mit CO² belastet als durch die Nutzung fossiler Energieträger.
Kerstin Griese: Wie stellen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen sicher, dass beim Verbrennungsprozess kein Feinstaub oder Abgase in die Umwelt gelangen können?
Thorsten Meis: Unser oberstes Ziel ist es, dass der Betrieb unseres Heizkraftwerks effizient und vor allem weitgehend emissionsfrei ablaufen kann. Die gesetzlich vorgeschriebenen, regelmäßigen Abgasüberprüfungen nehmen wir sehr ernst. Unser Abgasreinigungssystem verfügt über zwei verschiedene Filtersysteme, ein Elektro- und ein Zyklon-Filtersystem. Mit ihnen werden die beim Verbrennungsprozess entstehende Feinstäube abgefiltert und in gesonderte Container entsorgt. Im Rahmen einer jährlichen Wartung steht außerdem das gesamte Heizwerk für sieben bis zehn Tage komplett still, damit die Anlage umfassend gewartet und notwendige Reparaturen durchgeführt werden können.
Kerstin Griese: Wer wird heute alles durch das Solinger Heizwerk versorgt?
Thorsten Meis: 2005 initiierte der Verein „Lebenshilfe in Solingen für Menschen mit geistiger Behinderung Ortsvereinigung Solingen e.V.“ die Errichtung eines innovativen, umweltfreundlichen Holzhackschnitzel-Heizwerks zur Wärmeversorgung der „Lebenshilfe“-Gärtnerei. Die EDL Solingen GmbH als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke Solingen übernahm die Planung, Finanzierung und Errichtung des Heizwerkes, aber auch den Aufbau des Wärmenetzes zur Versorgung der angeschlossenen Gebäudeflächen. Das Holzhackschnitzel-Heizwerk auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei des „Lebenshilfe“-Vereins ist eines der größten in ganz NRW. An das Wärmenetz angeschlossen sind unter anderem die St. Lukas Klinik, das St. Joseph Altenheim, die Verwaltungsgebäude Bonnerstraße der Stadt Solingen und die Werbeagentur von Mannstein GmbH.
Autor: Kerstin Griese