Warum wir eine Wärmewende brauchen
Energiewende, Verkehrswende, Wärmewende – die Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind vielfältig. Aber was soll das überhaupt sein: eine Wärmewende? Und wie betrifft euch das? Hier meine Sicht der Dinge.
28 Prozent der CO2-Emissionen stammen aus dem Gebäudesektor
Um den Weg in die Klimaneutralität einzuleiten, müssen alle Sektoren ihren Beitrag leisten. Der Gebäudesektor trägt aktuell 14 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland bei. Rechnet man die Vorketten, also die Erzeugung von Strom, Fernwärme, Baustoffe etc. hinzu, liegt der Anteil sogar bei 28 Prozent. Deshalb muss die Jahresemissionsmenge im Gebäudesektor von heute 113 Mio. Tonnen CO2 bis 2030 auf 65 Mio. Tonnen CO2 gesenkt werden und bis 2045 sogar auf 3 Mio. Tonnen CO2. Nur so können das Pariser Klimaabkommen und der EU Green Deal umgesetzt werden. Das rechnet uns u. a. das anerkannte Institut Agora Energiewende vor. Inzwischen sind diese Ziele auch in Deutschland politischer Konsens, der genaue Weg zur Erreichung der Ziele jedoch noch nicht.
CO2-Preis steigt sukzessive
Ein großer Teil der Gebäude-Emissionen sind Emissionen aus Heizungen. Ziel der Wärmewende ist daher die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung, also auf effiziente und erneuerbare Energien umzusteigen. Die Politik hat dazu am 1. Januar den CO2-Preis eingeführt. Das ist eine Abgabe auf fossile Brennstoffe (und übrigens auch auf fossile Kraftstoffe, aber das soll an einer anderen Stelle besprochen werden), die alle Bürgerinnen und Bürger zu leisten haben. Der CO2-Preis beträgt derzeit 25 Euro pro Tonne CO2 und wird sukzessive steigen. Ab 2026 soll sich der Preis am Markt bilden, über die Versteigerung von entsprechenden Emissionszertifikaten (Quelle: bmu.de):
- 2021: 25 Euro/Tonne CO2
- 2022: 30 Euro/Tonne CO2
- 2023: 35 Euro/Tonne CO2
- 2024: 45 Euro/Tonne CO2
- 2025: 50 Euro/Tonne CO2
- 2026: Versteigerung der Emissionszertifikate mit einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro/Tonne CO2
- 2027: Preisbildung am Markt
Fördermöglichkeiten und steuerliche Erleichterungen
Klar ist: Das Verbrennen fossiler Brennstoffe soll für die Bürgerinnen und Bürger möglichst unattraktiv werden, damit diese ihr Heizungssystems austauschen oder modernisieren und damit die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Flankiert werden die steigenden Preise daher u. a. bis Ende 2029 mit Steuerermäßigungen sowie einer Reduzierung der EEG Umlage und damit günstigeren Strompreisen. Zusätzlich gibt es noch verschiedene staatliche Fördermöglichkeiten der KfW. Auch wir als Stadtwerke Solingen unterstützen euch mit unserem Förderprogramm Klingen Plus.
Alternative Technologien
Jetzt habe ich viel vom Umstieg gesprochen. Aber was sind denn die Alternativen zu Erdöl und Erdgas? Zunächst mal kann man beide nicht in einen Topf werfen. Wir sehen schon an den o.g. Zahlen, dass Erdgas weniger CO2 emittiert als Erdöl. So gilt ab 2026 ein gesetzliches Verbot für den Einbau von neuen Ölheizungen, während Erdgasheizungen (vorerst) weiter neuinstalliert und betrieben werden können. Wenn ihr also derzeit eine Ölheizung betreibt, wird eure nächste Heizung sicherlich eine andere Technologie nutzen. Bei alten Erdgasheizungen gibt es hingegen verschiedene Modernisierungsoptionen. So emittieren z. B. moderne Erdgas-Brennwerttechnik einen Bruchteil der CO2-Emissionen herkömmlicher Erdgaskessel. Eine Umstellung von Öl auf Gas oder die Modernisierung von Erdgasheizungen sind also zunächst mal geeignete Möglichkeiten, die auch vom Staat gefördert werden.
Biomasse, Wärmepumpe etc.
Wer aber vollständig weg will von fossilen Brennstoffen, der wird sich vielleicht heute schon für Biomasse (Holz-, Pellet- oder Ethanol-Heizungen), Wärmepumpen (sowohl Luft- als auch Erdwärmepumpen), Biogas oder sogar für Wasserstoff interessieren. Die Entscheidung hängt letztlich von den individuellen Rahmenbedingen ab. Alle Alternativen haben Vor- und Nachteile:
- Eine Wärmepumpe kostet, nach Abzug der Fördermöglichkeiten, in etwa so viel wie ein Gaskessel. Der Austausch der bestehenden Heiztechnik rechnet sich daher meist nur, wenn man die alte Heizung eh austauschen muss. Wärmepumpen arbeiten mit einer niedrigen Vorlauftemperatur und haben somit einen niedrigeren Primärenergiebedarf (Strom). Wärmepumpen lassen sich am besten mit Flächenheizkörpern kombinieren, wie Fußboden- oder Wandheizungen. Im Bestand ist die Umrüstung daher entsprechend aufwändig. Vorteil ist aber, dass sie zum Betrieb auf Strom angewiesen ist, sodass man eine Wärmepumpe gut mit einer Solaranlage und Grünstrom verbinden kann. Gleichzeitig kann mit einer Wärmepumpe im Sommer auch der Wohnraum aktiv gekühlt werden und damit der nächste Hitzesommer etwas erträglicher werden.
- Der große Nachteil bei der Nutzung von Biomasse ist der Platzbedarf: Pellets, Holz etc. benötigen nicht unerhebliche Lagerflächen. In der Regel fällt damit mindestens ein Kellerraum im Haus weg. Ehemalige Besitzer einer Erdölheizung sind hier im Vorteil. Sie können den Platz nutzen, der durch den Öltank frei wird. Vorteile von Biomasse ist, dass man häufig regionale Holzbestände nutzen kann und somit keine langen Transportwege anfallen. Und die Verbrennung von Biomasse erfolgt (nahezu) CO2 frei.
- Biogas und Wasserstoff leiden darunter, dass das Angebot aus Deutschland (noch) sehr beschränkt ist und auch langfristig nicht ausreichen wird, um unseren derzeitigen fossilen Verbrauch vollständig umzustellen. Von Vorteil ist aber, dass die vorhandene Gasinfrastruktur, wie etwa Gasleitungen und Hausanschlüsse, weiter genutzt werden können.
Ich empfehle daher immer, für die Planung einer neuen Heizungsanlage einen Energieberater hinzuzuziehen. Die Stadt Solingen bietet unter dem Stichwort ALTBAUNEU ein umfassendes Beratungsangebot. Hier könnt ihr u. a. nach lokalen Energieberatern, Handwerkern oder Architekten suchen. Auch die Verbraucherzentrale Solingen bietet eine Energieberatung an.
Schaffen wir die Wärmewende?
Ich bin skeptisch: Der Markt allein wird es nicht regeln, dafür sind die Energiekosten und damit die Einsparpotenziale nicht hoch genug. Auch als Statusobjekt taugt eine neue Heizungsanlage – anders als ein E-Auto – nicht, oder wann habt ihr euch das letzte Mal bewusst eine Heizungsanlage angeschaut?! Deshalb erwarte ich, dass ein Großteil der Heizungen nicht vor dem technischen Ende der Anlagen ausgetauscht wird. Damit wären in frühestens 30 Jahren erst alle fossilen Heizungsanlagen ausgetauscht. Auch Vermieter haben derzeit keine wirtschaftlichen Anreize, in eine nachhaltige Wärmeversorgung zu investieren, den profitieren würde „lediglich“ der Mieter durch günstigere Energiekosten. Gleichzeitig haben Mieter aber aufgrund der angespannten Mietmärkte wenig Chancen Druck auf ihre Vermieter auszuüben. Oder könnt ihr euch vorstellen, dass euch die Heizungsanlage davon abhält, die neue große und bezahlbare Wohnung zu mieten, die ihr endlich gefunden habt? Eben! In der Politik gibt es deshalb Überlegungen den Vermieter an den CO2-Preisen seiner Heizungsanlage auch zu beteiligen. Mal sehen, was das gibt. Derzeit sehe ich daher auf Dauer nur zwei Möglichkeiten: entweder die Förderungen massiv ausbauen und fossile Brennstoffe mit höheren CO2 Preisen belasten oder den Betrieb von Altanlagen auf z. B. 20 Betriebsjahren zu reduzieren.
Was mir trotzdem Hoffnung macht?
In meinem Freundeskreis sind gerade viele auf der Suche nach Eigenheim. Egal ob es ein Neubau oder ein Altbau wird, jeder beschäftigt sich auch mit dem Thema Heizung. Und hier sehe ich auch eine größere Bereitschaft, in eine langfristig klimaschonendere Heizungsanlage zu investieren, auch wenn sich die Investition vielleicht wirtschaftlich nicht immer direkt rechnet. Jeder von uns kann und muss einen Beitrag leisten, um die Klimaziele zu erreichen. Und warum dies nicht innerhalb des eigenen Wohnraums mit nachhaltiger und klimaschonender Wärme?
Interesse? Jetzt gratis vormerken lassen!
Übrigens: Auch wir arbeiten derzeit intensiv daran, euch nachhaltige Heizungstechniken zur Verfügung zu stellen. Wie immer in einem Rundum-sorglos-Paket, so dass ihr euch um nichts kümmern müsst. Falls ihr Interesse an unseren künftigen Angeboten habt, könnt ihr heute schon eure E-Mail-Adresse hinterlassen. Wir kommen dann unverbindlich mit unserem Angebot auf euch zu.