Warum steigen die Preise bei Gas und Strom?
Die Medien sind voll davon: Gas- und Strompreise steigen. Die Gründe sind vielfältig. Wir geben einen Überblick und zeigen, was man selber tun kann, um weniger Energie zu verbrauchen.
Gaspreise deutlich gestiegen
An der Börse haben die Gaspreise in diesem Jahr eine Preisrally hingelegt. Im Laufe des Jahres sind die Großhandelspreise um bis zu 420 % (Quelle: European Energy Exchange AG) gestiegen. Den einen großen Grund gibt es nicht, aber es gibt eine Gemengelage von Einflüssen, die letztlich die Beschaffungspreise haben explodieren lassen:
- Die Wirtschaft zieht nach Corona wieder an. Das erleben wir in Europa aber auch in anderen Weltregionen, wie z. B. in Asien. Viele Länder haben entsprechende Programme aufgelegt, um die Wirtschaft zu stärken. Doch der an und für sich erfreuliche Wirtschaftsaufschwung führt gleichzeitig zu einer deutlich höheren Nachfrage nach Energie, wie etwa Gas. Und wenn die wachsende Nachfrage einem geringeren Angebot gegenübersteht, dann treibt das die Preise.
- Der letzte Winter war sehr kalt. Deutschland heizt in 50 Prozent der Bestandsbauten mit Erdgas. Die Gasspeicher sind daher über das übliche Maß hinaus geleert worden. Im Frühjahr haben viele kurzfristig agierende Versorgungsunternehmen versäumt, die Gasspeicher wieder aufzufüllen. Sie haben auf günstigere Preise gewartet. Aber der Gaspreis entwickelte sich dieses Jahr nur in eine Richtung: nach oben!
- In dieselbe Falle sind auch etliche Großverbraucher – also Unternehmen – getappt. Auch sie haben mit der Eindeckung für diesen Winter auf günstigere Gaspreise gewartet und dabei dem Preis beim Steigen zusehen können.
- Wer will helfen? Putin jedenfalls nicht! 80 Prozent des hiesigen Gasverbrauchs wird von Russland gedeckt. Russland, dass bei früheren Nachfragesteigerungen mehr Gas gefördert und angeboten hat, hält sich aber bedeckt und möchte erst die umstrittene Pipeline Nordstream 2 zertifiziert haben. Die EU hat dazu immer wieder Bedenken geäußert.
- Auch die Amerikaner verkaufen ihr Schiefergas gerade lieber nach Asien. Wo sie höhere Preise erzielen können als in Europa.
- Einen zusätzlichen Faktor stellt die CO2-Abgabe dar, die zum 1. Januar 2021 von der Bundesregierung eingeführt wurde. Fossile Brenn- und Kraftstoffe, wie Sprit, Erdgas und Heizöl, sollen damit teurer und weniger attraktiv werden. Dies soll zum Umstieg auf klimafreundlichere Alternativen anregen. Unglücklicherweise trifft die CO2-Abgabe nun auf eine steigende Nachfrage.
Gefahr Billiganbieter
Was bedeutet das für Verbraucherinnen und Verbraucher? Besonders schwer trifft es Kundinnen und Kunden von Billiganbietern. Anders als seriöse Versorger decken sich Billiganbieter immer erst dann mit Energie ein, wenn sie einen neuen Kunden, eine neue Kundin geworben haben. Einige von diesen Anbietern haben diese Vorgehensweise jetzt mit einer Insolvenz bezahlt. Einige Anbieter haben bereits angekündigt, die Gaspreise zu verdoppelt. Viele Gasversorger (selbst Unternehmen wie EON) nehmen keine neuen Kunden und Kundinnen mehr auf.
Als Grundversorger lassen wir Solingerinnen und Solinger nicht im Stich und akzeptieren diese gern als neue Kunden. Wir schließen grundsätzlich langfristige Lieferverträge ab und vermeiden so die Risiken stark steigender Preise. So sind wir bei sinkenden Preisen nicht unbedingt die günstigsten, können aber unsere Kundinnen und Kunden zuverlässig zu realistischen Preisen beliefern.
Gefahr kalter Winter
Was sich alle Energieversorger wünschen? Einen warmen Winter. Denn dann sinkt die Nachfrage und die Preise gehen wieder runter. Wenn wir aber einen kalten Winter bekommen, müssen wir ggf. sehr teures Gas nachkaufen. Dieses Risiko müssen wir mit einpreisen, weshalb wir die Preise voraussichtlich ebenfalls – aber moderat – anheben müssen. Durch unsere konservative Einkaufsstrategie können wir jedoch Preisspitzen abpuffern und über mehrere Jahre verteilen. Bereits jetzt sehen wir, dass die Preise für die kommenden Lieferjahre stärker fallen, je weiter die Lieferperiode von heute entfernt ist.
Auch Strompreise ziehen an der Börse an
Nebe den Gaspreisen sind auch die Strompreise für den eigenen Geldbeutel von Belang. Auch die Beschaffungspreise für Strom befinden sich auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Auch hier verbinden sich mehrere Gründe:
- Der Wirtschaftsaufschwung wirkt sich in vergleichbarer Weise auf den Strommarkt aus. Denn wenn mehr produziert wird, desto mehr Strom wird verbraucht. Länder wie China werfen bereits wieder massiv ihre Gas- und Kohlekraftwerke an, um Strom zu produzieren.
- Hinzu kommt, dass es im letzten Jahr wenig regenerative Energieerzeugung gab, weil es weniger Wind und weniger Sonne gab. Deshalb werden auch bei uns mehr fossile Kraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt als im letzten Jahr.
- Fossile Kraftwerke sind nicht nur schlecht für das Klima. Sie produzieren teurer als Wind- und Sonnenenergie. Das teuerste eingesetzte Kraftwerk bestimmt aber an der Energiebörse den Preis für die gesamte Strommenge.
- Im Strommarkt werden schon seit Jahren CO2-Zertifikate gehandelt. Sie müssen von Erzeugern je nach der Menge des produzierten CO2 gekauft werden. Um den Umstieg auf regenerative Energien zu beschleunigen, werden von der europäischen Union Jahr für Jahr weniger Zertifikate in den Markt gebracht. Das führt zu höheren Preisen bei den Zertifikaten. So hat sich dort der Preis von 20 Euro pro Tonne CO2 im letzten Jahr auf 60 Euro pro Tonne CO2 in diesem Jahr verdreifacht.
Aber es gibt auch einen Gegenspieler: Je höher die Strompreise an der Börse sind, desto weniger EEG-Umlage muss gezahlt werden. Diese lag im letzten Jahr bei 6,5 Cent pro kWh und liegt in diesem Jahr bei 3,72 Cent pro kWh. Insgesamt gehen wir daher von steigenden Netzentgelten und Beschaffungspreisen bei gleichzeitig sinkenden EEG-Umlagen aus. Wir glauben, dass sich diese Werte gegenseitig aufheben, so dass keine Preisanpassung beim Strom nötig werden wird.
Was kann ich persönlich tun?
Auch kleine Maßnahmen lohnen sich:
- So senkt jedes Grad weniger den Verbrauch von Erdgas um ca. sechs Prozent. In der Regel sorgt eine Einstellung auf Stufe 3 am Thermostat für ca. 20°C Raumtemperatur.
- Heizkörper sollten zudem nicht von Möbeln oder Vorhängen verdeckt sein, denn sonst kann die Wärme sich nicht im Raum verteilen.
- Wenn die Heizung gluckert, dann ist Luft in der Anlage, die ebenfalls Energie kostet. Regelmäßiges Entlüften der Heizung hilft hier.
- Strombetriebene Geräte nicht im Standby-Modus belassen, sondern ganz ausschalten. Das geht z. B. mit einer schaltbaren Steckerleiste sehr einfach. Dies gilt vor allem für ältere Geräte.
Langfristig sollte man größere Maßnahmen in Betracht ziehen:
- Energieverschwendung vermeiden, z. B. mit besserer Wärmedämmung an den Gebäuden. Dabei hilft eine Thermografie-Aktion, wie wir sie regelmäßig anbieten. Weitere Informationen ab Mitte November auf diesem Kanal.
- Einbau von programmierbaren Thermostaten mit Nachtabsenkung, die den Verbrauch merklich senken können.
- Neue Haushaltsgeräte mit einer guten Energieeffizienzklasse sparen über das Jahr einiges an Strom und Geld ein. Wir unterstützen diese Maßnahme mit unserem Förderprogramm Klingen Plus.
- Umstieg von fossilen auf grüne Energien, z. B. auf Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke. Dafür gibt es steuerliche Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen.
Ergänzung vom 17. November
Inzwischen haben wir alles durchrechnen können: Unsere Preise im Tarif Klingengas Plus und Klingengas Basis/Grundversorgung erhöhen sich um 0,00595 Euro brutto (0,005 Euro netto) pro kWh mit Wirkung zum 1. Januar 2022. Damit sind die Steigungen deutlich geringer als bei Wettbewerbern. Unsere Strompreise müssen wir – aufgrund unserer langfristigen Einkaufsstrategie – derzeit nicht anpassen.