Warum Tischwasserfilter überflüssig sind
Wenn ich morgens aus dem Bad komme, trinke ich als erstes zwei große Gläser Leitungswasser. Ungefiltert. Das ist meine erste Trinkwasseranalyse des Tages. Ich komme immer zu dem gleichen Ergebnis: Sehr lecker, total angenehm und erfrischend.
Solinger Trinkwasser und Trinkwasserfilter
Als Leiter des Wasserlabors der Stadtwerke Solingen verlasse ich mich selbstverständlich nicht auf mein subjektives Empfinden. Das Solinger Trinkwasser wird von uns permanent im Rahmen der Trinkwasserverordnung nach höchsten Qualitätsstandards mikrobiologisch und chemisch kontrolliert. Und deshalb kann ich guten Gewissens sagen, dass das Trinkwasser bis zum Übergabepunkt an den Verbraucher einwandfrei ist. Sind im Haus keine Bleileitungen vorhanden und wird die Hausinstallation bestimmungsgemäß gebraucht, gibt es dort auch keine negativen Veränderungen und das Trinkwasser kann aus allen Zapfhähnen bedenkenlos getrunken werden.
Wasserfilter für den Hausgebrauch halte ich deshalb für überflüssig. Viele Verbraucher sind aber verunsichert, weshalb es in Deutschland einen Markt für Tischwasserfilter gibt. Die Hersteller werben damit, dass die Geräte die Qualität und den Geschmack des Leitungswassers verbessern. Im Internet gibt es sie in allen Preisklassen – einige kosten weit über 100 Euro, dazu kommen regelmäßige Folgekosten für die Filterkartuschen. Das läppert sich. Für mich Grund genug, die Werbeversprechen mal unter die Lupe zu nehmen.
Machen Wasserfilter das Wasser weicher?
Der Härtegrad ergibt sich aus dem Kalkanteil im Trinkwasser, also der Menge an Kalzium und Magnesium. Hartes Wasser, so ein häufiges Argument, beeinträchtige zum Beispiel den Geschmack von Kaffee oder Tee. Doch geschmacklich unterscheidet sich hartes Wasser kaum von weichem. Das bestätigt auch die Stiftung Warentest in ihrem Wasserfilter-Testbericht in Heft 5/2015.
Natürlich ist das Geschmacksempfinden individuell verschieden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir in Solingen weiches Wasser haben. Die Werte für das Solinger Trinkwasser liegen mit wenigen Ausnahmen bei ca. 5 – 6 °dH (die Abkürzung für die Maßeinheit „deutsche Härte“) bzw. 0,9 – 1,0 mmol/l Calciumcarbonat. Die ideale Härte für die Kaffeezubereitung liegt zwischen 4 bis 8° dH. Also Punktlandung für Solingen!
Menschen verkalken nicht wie Maschinen
Doch selbst in Gegenden mit hartem Wasser halten Wasserfilter laut Stiftung Warentest nur bedingt, was sie versprechen. Das Hauptproblem handelsüblicher Wasserfilter: Die angegebene Filterkapazität reicht nicht für wirksames Entkalken. Der gewünschte Effekt bleibt irgendwann aus, ohne dass man es merkt. Aus gesundheitlicher Sicht ist hartes Wasser im Übrigen ganz und gar unbedenklich, denn der Kalk lagert sich nicht so im Körper ab, wie er das beispielsweise in Waschmaschinen oder Kaffeemaschinen macht. Der Mensch braucht die Härte-Mineralien sogar für wichtige Körperfunktionen.
Und wie sieht es mit möglichen Schadstoffen im Trinkwasser aus?
Theoretisch können Wasserfilter im Rahmen ihrer Filterkapazität schädliche Substanzen bis zu einem gewissen Grad herausfiltern. Doch praktisch enthält das Solinger Trinkwasser nichts, das Bürgerinnen und Bürger selbst noch herausfiltern müssten. Das ist unser Job in den Wasserwerken der Stadtwerke Solingen (ob Glüder oder Baumberg) und den erledigen wir im großen Maßstab rund um die Uhr. Dennoch sorgen sich manche Menschen vor Blei oder Kupfer im Trinkwasser, das sich womöglich aus den eigenen Hausleitungen löst, etwa in Altbauten. In diesem Fall können wir natürlich nichts ausrichten, da wir für die Unbedenklichkeit des Trinkwassers naturgemäß nur bis zur Hausinstallation garantieren können. Blei und Kupfer sind jedoch weniger häufig ein Problem, als man vielleicht denkt. Bleirohre werden in Deutschland schon seit 1973 nicht mehr verbaut. Doch wer begründete Zweifel hat, dem ist mit einem einfachen Tischwasserfilter auf Dauer auch nicht geholfen.

Eine Trinkwasseranalyse gibt Sicherheit
Stattdessen empfiehlt sich dann eine professionelle Trinkwasseranalyse. Diese bieten wir als akkreditiertes (nach ISO 17025:2018) und vom Land NRW bestelltes Trinkwasserlabor auf Anfrage auch für private Auftraggeber an. Mit einer Trinkwasseranalyse wird festgestellt, ob Schwermetalle oder schädliche Mikroorganismen in der der Hausinstallation vorhanden sind. So hat man entweder die Sicherheit, dass in puncto Leitungswasser im Haus alles in Ordnung ist – oder eben eine objektive Entscheidungsgrundlage für notwendige Sanierungsmaßnahmen.
Nachteile von Wasserfiltern
Ja, die gibt es auch. Der größte Nachteil ist aus meiner Sicht, dass Wasserfilter bei unsachgemäßem Gebrauch verkeimen. Denn Trinkwasser ist nun einmal nicht steril. Das bestätigt auch die Verbraucherzentrale: „Aus hygienischer Sicht ist von Wasserfiltern und Wasserbehandlern abzuraten. Trinkwasser ist ein verderbliches Lebensmittel, das schnell verkeimt, wenn es zu lange im Behälter steht oder mit alten Filtern in Kontakt kommt.“
Wer dennoch nicht auf einen Wasserfilter verzichten möchte, kann mit den folgenden Maßnahmen schädliche Aufkeimungen verhindern:
- Filter im Kühlschrank aufbewahren
- Filter regelmäßig reinigen
- Wasser täglich wechseln
- Filterkartusche in den empfohlenen Intervallen austauschen
Abgesehen von dem so entstehenden Müll haben Wasserfilter einen weiteren Nachteil. Manche enthalten Silber, das die Keimbildung reduzieren soll. In geringen Mengen können Silberionen am Ende im Wasserkreislauf landen, das Abwasser belasten, und dann die aquatische Fauna schädigen.
Besser und günstiger direkt aus der Leitung
Last, but not least machen Wasserfilter das Trinkwasser unnötig teuer. Berücksichtigt man die Anschaffungskosten und die Kosten für den regelmäßigen Austausch der Filterkartuschen, kostet ein Liter Wasser bei Nutzung eines Wasserfilters durchschnittlich 15 Cent. Frisch aus der Leitung schlägt ein Liter gutes Solinger Trinkwasser hingegen gerade mal 0,3 Cent zu Buche.
Wasserlabor
Das Wasserlabor der Stadtwerke Solingen sorgt mit durchgehender Qualitätssicherung für einen hohen Standard. Das Trinkwasserlabor arbeitet und überwacht nach ISO-Vorgaben.