Was ist das Konjunkturpaket?
Man hört es überall in den Nachrichten, das Konjunkturpaket soll in der Wirtschaftskrise helfen. Eine gute Idee, aber was heißt das eigentlich für die Stadtwerke Solingen? Hinter dem Wort Konjunkturpaket versteckt sich eine ganze Menge.
Eine kurze Erklärung
Die Corona-Krise ist leider nicht spurlos an unserer Wirtschaft vorbeigegangen, denn die Wirtschaftsleistung hat weltweit abgenommen. Deshalb hat die Bundesregierung im Koalitionsausschusses vom 3. Juni 2020 ein Hilfsprogramm auf die Beine gestellt, um Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern und soziale Notlagen zu vermeiden. Deutschland nutzt die Krise als Chance, Defizite zu beseitigen. So sollen wir am Ende sowohl wirtschaftlich als auch sozial gestärkt daraus hervorgehen. Das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket hat Einfluss auf sehr viele Bereiche. Die deutsche Wirtschaftskraft und der Arbeitsmarkt spielen dabei eine große Rolle. Aber auch Länder und Kommunen an sich, sowie junge Menschen und Familien werden unterstützt.
Was betrifft die Stadtwerke dabei?
Das Thema, was uns die letzten Tage beschäftigt hat, ist die Mehrwertsteuersenkung. Die Steuersenkung von 19 % auf 16 % bzw. von 7 % auf 5 % geben wir dabei komplett an unsere Kunden weiter. Der Aufwand im Hintergrund ist aber enorm. Wir haben alle nötigen Informationen zur Mehrwertsteuersenkung auf unserer Website zusammengestellt.
Deckelung der EEG-Umlage
Die EEG-Umlage drohte 2021 stark anzusteigen. Der Anstieg ist auf den Rückgang der Wirtschaftsleistung, des damit gesunkenen Stromabsatzes und geringerer Strompreise an der Börse zurückzuführen. Die Umlage für erneuerbare Energien ist eine feste Größe, mit welcher die den Solaranlagenbesitzern zustehende Einspeisevergütung finanziert wird. Sie wird auf die von allen Stromverbrauchern verbrauchten kWh umgelegt. Deshalb würde sie – täte man nichts dagegen – aufgrund des geringeren Verbrauchs und der gesunkenen Börsenpreise spezifisch immer größer. Um das zu vermeiden und für mehr Verlässlichkeit bei den Strompreisen zu sorgen, hat der Bund die EEG-Umlage pro Kilowatt auf maximal netto 6,5 ct/kWh für 2021 und 6,0 ct/kWh für 2022 festgelegt. Sie liegt damit um 0,256 ct/kWh unter dem Vorjahreswert (6,756 ct/kWh). Die fehlenden Gelder schießt der Bund aus dem Bundeshaushalt dazu.
Thomas Küpper, Abteilungsleiter des Portfolio- und Produktmanagements, weist auf eine weitere Problematik hin: „Man kann auch bei anderen Strom-Umlagen von einer zukünftigen Steigerung ausgehen, weil auch diese über den Stromverbrauch an die Verbraucher weitergegeben werden. Wir als Stadtwerke haben nur begrenzte Möglichkeiten, z. B. über die Beschaffungsstrategie, den Strompreis für unsere Endverbraucher zu beeinflussen. Denn der größte Teil besteht aus Steuern, Umlagen und gesetzlichen Abgaben. Aufgrund des nationalen Emissionshandelsgesetzes (BEHG) wird der Gaspreis ab 2021 um netto 0,5 ct/kWh (mit jährlich steigender Tendenz) steigen. Mit diesem Gesetz sollen auch die übrigen Energieträger an den Kosten der CO2-Minderung beteiligt werden.“ Aktuell ist die EEG-Umlage der einzige Bestandteil, der vom Bund gefördert wird.

Ausweitung der Förderung von E-Autos
Die Regierung unterstützt mit dem Konjunkturpaket nachhaltige Wirtschaftszweige, unter anderem die E-Mobilität. So etwa durch die Aufstockung der „Innovationsprämie“ zum Austausch bzw. Einsatz umweltfreundlicher Elektrofahrzeuge – auch in Fahrzeugflotten kommunaler Unternehmen. Die Bundesprämie wurde dabei auf insgesamt 6.000 Euro aufgestockt. Die Stadtwerke Solingen haben ihre Flotte bereits in der Vergangenheit immer weiter auf E-Autos und Plug-In-Hybride (PHEV für englisch plug-in hybrid electric vehicle) umgestellt. Bislang schreitet dieses Vorhaben gut voran. Von 2016 bis 2018 kamen drei neue E-Autos und PHEV hinzu, 2019 sogar elf Stück und 2020 noch einmal zwei neue Fahrzeuge.
Während die Umstellung normaler PKWs kein Problem darstellt, ist dies bei größeren Transportern noch nicht so einfach: Bisher ist die Auswahl am Markt noch nicht mit den Anforderungen der Fachabteilungen kompatibel. Jörg Junk, Fuhrparkleiter: „Unser Ziel war es schon vor der erhöhten Innovationsprämie, unsere gesamten Flottenfahrzeuge kontinuierlich durch Elektrofahrzeuge und PHEV zu ersetzen, sobald alle Modelle die benötigten Anforderungen unseres Bereitschaftsdiensts und anderer Abteilungen erfüllen.“
Weiterer Ausbau der Ladeinfrastruktur
Der Bund investiert im Rahmen des Konjunkturpaketes zusätzlich 2,5 Milliarden Euro in den Ausbau moderner und sicherer Ladesäulen-Infrastruktur, die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität und in die Batteriezellfertigung. Christian Olbrisch, Produktmanager der Stadtwerke Solingen im Bereich Elektromobilität: „Schon heute haben wir 27 Ladesäulen in ganz Solingen installiert. Diese befinden sich im öffentlichen und halböffentlichen Raum, z. B. auf den Grundstücken von Baugenossenschaften. Drei weitere Ladesäulen werden derzeit beim Autohaus Lackmann installiert. Wir steigern so bis Ende Sommer 2021, die Anzahl der Ladesäulen in der Klingenstadt auf ganze 30 Stück.“
Neben den Normalladesäulen arbeiten wir derzeit an der Umsetzung von Schnellladesäulen, für die uns bereits eine staatliche Förderung in Höhe von 40 % zugesagt wurde. Christian Olbrisch: „Des Weiteren läuft aktuell – im Rahmen des Konjunkturpakets – ein sechster Förderaufruf der Regierung für Schnell- und Normalladesäulen. Wir prüfen derzeit die Möglichkeiten, uns an diesem Förderaufruf zu beteiligen.“
Zusammengefasst kann man also sagen, dass es mit der Solinger Ladeinfrastruktur sehr gut und kontinuierlich vorangeht, auch dank staatlicher Unterstützung.
Ausbau erneuerbarer Energien
Ein weiterer Punkt im Konjunkturpaket ist der Ausbau erneuerbarer Energien. Auch hier versucht der Bund, eine nachhaltige Entwicklung weiter zu fördern. Durch unsere Kooperation u.a. mit dem Stadtwerke-Verbund Trianel sind wir als Stadtwerke Solingen bereits heute an drei Gesellschaften beteiligt, welche Ökostrom durch Wind- und PV-Parks in Deutschland erzeugen. So arbeiten wir stetig am Ausbau unseres erneuerbarer Energien Portfolios.
Frederik Schacht, Abteilungsleiter des Anlagenmanagements: „Auf Grund Solingens Topografie sowie der historisch gewachsenen Bebauungsstruktur bestehen keine nennenswerten, regionalen Potenziale für die Energieerzeugung durch Windkraft oder Biomasse. Solarenergie und Wasserkraft dagegen nutzen auch wir in Solingen erfolgreich. So z. B. im Wasserwerk Glüder und durch eigene Photovoltaik-Anlagen, unter anderem auf dem Dach des Hauptgebäudes auf der Beethovenstraße und auf dem Wasserspeicher in der Lützowstraße. Durch diese gewonnene Solar- und Wasserkraftenergie in Solingen und unseren Beteiligungen an den deutschlandweiten Wind- und PV-Parks übersteigt die anteilige Menge der Stadtwerke Solingen an produziertem Ökostrom schon heute 70 GWh deutlich.“ Frederik Schacht: „Auch unsere Wärmecontracting-Projekte beim Wasserturm und Pommernweg (aktuell kurz vor Baubeginn) tragen zur Klimaschonung bei. Denn sie kombinieren ein eigenes, effizientes Blockheizkraftwerk mit einer Photovoltaikanlage. Dabei werden die Photovoltaikanlagen am Wasserturm und am Pommernweg zusammen knapp 50.000 kWh an regionalem Ökostrom pro Jahr erzeugen. Sie könnten damit rechnerisch ca. zehn 4-Personen-Haushalte ein Jahr mit Energie versorgen.“
Eure Julia